Apogei (nämlich venti oder flatus), ἀπόγειοι (bei Aristoteles und Theophrast noch nicht dieses Masc., sondern meist das Fem. als Subst. oder mit αὔρα, auch das Neutr., nämlich πνεῦμα), Landwinde im Gegensatz zu ihrer ,Umkehr‘, den Seewinden, τροπαῖαι oder τροπαί, tropaei (s. d.). Vgl. Aristot. probl. 26, 5 ἡ ἀπογεία τὸ ἐκ τῆς γῆς πρὸς τὴν θάλατταν πνεῦμα γιγόμενον, ἡ δὲ τροπαία ἡ τούτου παλίρροια. Plin. n. h. II 114. Der Wechsel beider musste an den griechischen Küsten wegen seiner Regelmässigkeit und seiner grossen Bedeutung für das Klima früh auffallen und wurde schon im Altertum vom Fischer und Seemann benützt. Der Landwind weht dort in der wärmeren Jahreszeit die Nacht durch bis nach Sonnenaufgang, der Seewind erreicht das
[2821] Ufer zwischen 10 und 11 und schläft vor Sonnenuntergang ein. Neumann-Partsch Phys. Geogr. v. Griechenl. 90ff. Auch die Windstillen zwischen beiden können den Alten nicht entgangen sein, obgleich die Angabe bei Theophrast vent. 18 und Aristot. probl. 25, 4 von Ideler Meteor. vet. 76f. wohl mit Unrecht darauf bezogen wird. Während man den Seewind als Umkehr des ἀπόγειος fasste, wurde dieser selbst erklärt als von einem Gewässer, einem See, Flusse, Sumpfe, Meerbusen herkommende kühle, schwache (vgl. auch Dio Chrys. 424 B) Luftströmung, αὔρα (daher kurz aura = Landwind im Gegensatz zu altanus Seewind, Suet. bei Isid. n. rer. 37, 5), Theophr. de vent. 23ff. Aristot. probl. 26, 4. Sen. n. qu. V 7ff. Man dachte dabei also an die häufig erwähnte Beobachtung des kühlen von Gewässern oder feuchtem Erdreich noch um Sonnenaufgang aufsteigenden Luftzuges (s. z. B. Hom. Od. V 469. Ideler in Arist. met. vol.II p. 289; antelucani flatus bei Sen. a. a. O., aurae matutinae Vitruv. I 6, 11). So konnte Aristoteles met. II 5, 17 den Boreas gleichsam ein ἀπόγειον πνεῦμα nennen, er kommt ja (ebd. 8 u. a.) von dem durch Schneeschmelze und Regen am stärksten durchfeuchteten nördlichen Teile der Oikumene. Bei Ps.-Aristoteles de mundo 4 (394 b 14) heissen A. kurz die ἐκ νενοτισμένης γῆς wehenden Winde, daneben werden gestellt die aus Meerbusen, ἐγκολπίαι (vgl. Sen. a. a. O. Aristot. probl. 26, 40. Partsch a. a. O. 91), und als diesen ähnlich die aus Flüssen und Seen; vgl. Achill. isag. 158 A. So wird das Abfliessen der Luft vom Kühlen richtig hervorgehoben (vgl. noch Herod. II 27. Ideler Meteor. vet. 61). Auch das Hinströmen nach dem Meere als einer grossen Fläche wird betont (probl. 26, 5; vgl. Seneca a. a. O.). Indem man aber nur an die von Gewässern aufsteigende Kühle dachte, kam man zu der Frage (probl. 26, 30), warum nicht auch vom Meere früh, ἕωθεν, solche kühle Luft wehe. Und doch ist kaum anzunehmen, dass die Thatsache der langsameren nächtlichen Abkühlung des Meeres im Verhältnis zum Lande sollte verborgen geblieben sein (s. auch Partsch a. a. O. 92), zumal da die winterliche Wärme des Meeres bekannt war, probl. 26, 57. Und wenn bei Theophrast vent. 47f. und Aristot. probl. 26, 21. 52. 54 dem Winter und dem Morgen östliche Winde, dem Sommer und Abend (oder der δείλη) westliche zugeschrieben werden, möchte man dies auf eins der östlichen Ufer des Mittelmeerbeckens beziehen, wo im Winter und in der Nacht die Luft vom Lande, also von Osten her, nach dem wärmeren Meere streben muss. Allerdings wird in der Erklärung a. a. O. nur der Einfluss der Sonne berücksichtigt, der Gegensatz von Meer und Land nur einmal (52) beiläufig erwähnt, s. Apeliotes Nr. 2. Dass diese für die Küstengegenden so wichtigen Winde verschiedene örtliche Namen führten, ist anzunehmen. Übertreibung aber ist es, wenn Antyllos bei Aëtios III 163 (auch bei Rose Anecd. I 52, 9) geradezu die meisten Localwinde für solche Morgenwinde, οὓς οἰ ναῦται ἀπογείους καλοῦσιν, erklärt; vgl. Galen. XVI 402f. Kühn. Manche der überlieferten Namen möchte man aber für solche A. halten. S. Tropaei, Winde.