57) Dichter der neueren Komoedie, auch von der neuesten Kritik noch zu einer Doppelexistenz verurteilt, als berühmter Karystier und als unberühmter Geloer. Freilich kennt Suidas, die Quelle dieser Scheidung, keinen Karystier, sondern nur einen Athener und einen Geloer. So hat man denn entweder drei Komiker desselben Namens angenommen, oder den sonst unbekannten Athener ohne weiteres mit dem oft citierten Karystier identificiert. Bei Suidas finden wir zwei Artikel: Ἀπολλόδωρος Ἀθηναῖος κωμικός. ἐποίησε δράματα μζ’, ἐνίκησεν ε’ und nach einer dazwischentretenden Notiz über den Grammatiker A., mit neuem Lemma: Ἀπολλόδωρος Γελῷος κωμικός, σύγχρονος τοῦ κωμικοῦ Μενάνδρου, δράματα αὐτοῦ Ἀποκαρτερῶν ἢ Φιλάδελφοι Δευσοποιός Ἱέρεια Γραμματειδιοποιός Ψευδαίας Σίσυφος Αἰσχρίων. Schon darum, dass dem ersten Artikel das fehlt, was der zweite hat (Zeitangabe und Katalog), dem zweiten aber das, was der erste hat (Zahl der Stücke und der Siege), möchte man geneigt sein, wie es so oft nötig ist, aus den beiden Artikeln einen zu machen. Dazu kommt, dass von den dem Geloer zugewiesenen Stücken sowohl die Ἱέρεια bei Athen. VI 243 d als auch der Γραμματειδιοποιός bei Athen. VII 280 d als Werk des Karystiers citiert wird (wenn Poll. IV 19. X 93 in Übereinstimmung mit Suidas den Geloer als Verfasser nennt, so citiert er doch VII 190 dasselbe Stück ohne weiteren Zusatz als Ἀπολλοδώρου). Vom Karystier werden ferner Ἀποκαρτεροῦντες bei Photios s. σπουδάζω περὶ τὸν ἄνδρα (= Suidas) citiert, und bei dem häufigen Numeruswechsel (wie Ἀγροῖκος Ἀγροῖκοι, Ποιητής Ποιηταί u. a.) in den Komoediencitaten ist es doch sehr wahrscheinlich, dass dieses Stück identisch war mit dem Ἀποκαρτερῶν des Geloers, zumal dieser den pluralen Nebentitel ἢ Φιλάδελφοι hatte. Endlich wird die Ἀπολείπουσα von Athenaios III 125 a dem Geloer, von Suidas (s. ἐγκομβώσασθαι) und Photios (epist. 156 p. 210) dem Karystier, im Et. M. 311, 8 (Miller Mél. 97) einfach dem A. zugeschrieben. Erwägt man ferner, dass nicht nur an dieser Stelle des Et. M. und bei Pollux (VII 190), nicht nur bei Stobaios, in der Didaskalie von Terentius Phormio und bei Gellius II 23, sondern auch bei dem Anonymus Περὶ κωμῳδίας (5), der die Hauptvertreter der νέα aufzählt, endlich auch in dem Siegerverzeichnis CIA II 977 nur ein einziger, keines Distinctivs gewürdigter A. genannt wird, dass endlich die Fragmente des Geloers sowie des Karystiers dieselbe saloppe und etwas heruntergekommene Sprache aufweisen, so wird dies alles doch dazu nötigen, aus den beiden Apollodoren einen einzigen zu machen, der sich, wie viele jener Zeit, eines mehrfachen Bürgerrechtes erfreute. Die sicilische Herkunft könnte eine Bestätigung in dem Titel der dem Karystier zugeschriebenen Komoedie Ἐνναία (Poll. X 152)
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finden, wenn das überlieferte ἐν τῇ Ἐννέα so richtig von Meineke verbessert sein sollte. Allerdings haben wir für beide Dichter eine scheinbar abweichende Zeitangabe. Den Geloer nennt Suidas einen Zeitgenossen des Menandros (gestorben 293/2 oder 292/1, vgl. IGI 1184). Athenaeus XIV 664 a sagt von Machon dem Sikyonier, dem älteren Zeitgenossen des Aristophanes von Byzanz, er sei τῶν κατ’ Ἀπολλόδωρον τὸν Καρύστιον κωμῳδιοποιῶν εἷς καὶ αὐτός gewesen. Aber keine von beiden Angaben enthält eine genaue Zeitbestimmung. Die seltsam geschraubte Wendung bei Athenaeus lässt eher auf Gleichartigkeit als auf Gleichzeitigkeit schliessen, während der Ausdruck bei Suidas (σύγχρονος Μενάνδρου) bekanntlich nichts bedeutet als die Zugehörigkeit zur neuen Komoedie. So heisst Diphilos (Anonym. π. κωμῳδ. 5), so heisst Lynkeus (Suid.) Zeitgenosse des Menandros, und so wird Poseidippos erstes Auftreten nach Menandros Tode datiert (Suid.). Vor dem J. 300 scheint der Γραμματειδιοποιός geschrieben (vgl. v. Wilamowitz De tribus carmin. latinis, Ind. lect. Gotting. 1893/4, 14, 2), für die Ἱέρεια giebt die Anekdote von der Hochzeit des Ophelas († 308) und der Eurydike (Athen. VI 243 d) wegen des φασί keine Datierung. Das Dramenverzeichnis bei Suidas, das auch die sonst nirgends erwähnten Stücke Δευσοποιός und Σίσυφος enthält, also sicher auf alte pinakographische Quelle zurückgeht, ist wie gewöhnlich unvollständig. Wir kennen ausserdem noch folgende Titel: Ἀδελφοί, Ἀμφιάραος, Ἀντευεργετῶν, Ἀπολείπουσα, Ἀφανιζόμενος, Γαλάται, Διάβολος, Διαμαρτάνων, Ἑκύρα, Ἐνναία (?), Ἐπιδικαζόμενος, Κιθαρῳδός, Λάκαινα, Παιδίον, Παραλογιζομένη, Προικιζομένη ἢ Ἱματιοπῶλις, Συνέφηβοι, Σφαττομένη. Die Ἑκύρα war bekanntlich die Vorlage des gleichnamigen Stückes des Terenz, der Ἐπιδικαζόμενος die des Phormio. Donats Commentar belegt mehrfach die stellenweis wörtliche Übersetzung des Terenz. Meineke Hist. crit. 459. Fragmente bei Meineke IV 440. Kock III 280–295.