Arachne (Ἀράχνη). 1) Die von Athene zur Spinne (über diese vgl. Aristot. h. a. IX 39) verwandelte Vertreterin der orientalischen Kunstfertigkeit, Gewebe mit gestaltenreichen Bildern zu schmücken, gegenüber der griechischen Webekunst. Die Erzählung von ihrem Wettstreit mit Athene mag älteren Ursprungs sein (Creuzer Symb. II 748f. Preller Griech. Myth. I⁴ 221); erhalten ist sie uns nur alexandrinisch ausgestaltet bei Ovid (met. VI 5–145); A., die Tochter des kolophonischen Purpurfärbers Idmon (und der Hippope, Myth. Vat. I 91), wohnhaft in Hypaipa, war durch ihre Webekunst so berühmt, dass selbst die Nymphen Lydiens (und Dionysos, Nonn. Dionys. XL 302f.) ihre Werke bewunderten. Dadurch eifersüchtig geworden, versucht Athene sie zuerst zur Demut zu mahnen; sie aber fordert die Göttin zum Wettstreit heraus, den diese annimmt. Während aber Athene ihre Gewebe mit dem Richterspruche der Zwölfgötter über den Besitz Attikas und mit den warnenden Gestalten solcher, die sich mit den Göttern zu messen wagten, verziert, stellt A. in langer Reihe die bedenklichsten Liebesabenteuer der Götter dar. Erzürnt ob solchen Frevels zerreisst Athene das Werk der Gegnerin, an dem sie keinen Fehler entdecken kann, und schlägt sie mit dem Webeschiff ins Gesicht. A. will sich erhängen, aber Athene verwandelt sie in eine Spinne, so dass sie am Faden hängend, ihre Kunst weiter üben muss (vgl. Verg. Georg. IV 246. Serv. z. d. St. Myth. Vat. a. a. O. und II 70, wo sie Priesterin der Athene genannt wird. Nonn. Dionys. XVIII 215). Plinius (n. h. VII 196) nennt einen Sohn der A., Kloster, als Erfinder der Spindel. Eine Darstellung des Mythus von A. enthält wahrscheinlich der Fries des Athenetempels am Forum des Nerva in Rom (Mon. d. Inst. X 41).
Die Mutter Hippope ist nur Corruptel von Hypaipa und Missverständnis von Ovid. met. VI 13. Die gewöhnliche Version noch bei Schol. Nik. Ther. 8, eine abweichende (A., thrakische Kriegsgefangene des Ares) bei Prob. Verg. Georg. IV 246.