RE:Celsus 20

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Verf. einer philosoph. Streitschrift gg. das Christentum
Band III,2 (1899) S. 18841885
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20) Verfasser der ersten umfassenden Streitschrift des philosophischen Heidentums gegen das Christentum, des durch die acht Bücher des Origenes gegen Celsus vom J. 248 (Neumann Der römische Staat und die allgemeine Kirche I 256–273) grossenteils erhaltenen ἀληθὴς λόγος, der aus der Zeit der gemeinsamen Regierung des Marc Aurel und Commodus, genauer aus den Jahren 178–180 stammt (Neumann 58f.). Dieser C. ist Platoniker, nicht Epikureer wie der gleichzeitige Freund Lucians (Nr. 19), dem dessen Ἀλέξανδρος ἢ ψευδόμαντις gewidmet ist (vgl. Luc. Alex. 61), der Verfasser von Büchern κατὰ μάγων; der Verfasser des wahren Wortes stellt (Orig. c. Cels. [1885] VIII 76) noch eine andere Schrift mit Anweisungen für die Lebensführung derjenigen Christen in Aussicht, deren Bekehrung ihm etwa gelingen sollte. Von diesen zwei Büchern sind die ἄλλα δύο βιβλία eines C. κατὰ Χριστιανῶν (Orig. IV 36) vielleicht nicht zu unterscheiden. Der ἀληθὴς λόγος stammt nicht aus dem Occident, nicht aus Rom; am genauesten kennt C. Ägypten, und Orig. II 31 zeigt, dass das dem C. bekannte Judentum diejenigen Kreise des orientalischen Judentums waren, welche die Logoslehre recipiert hatten. Die Kritik des Christentums vom Standpunkte des Judentums (Orig. I 28 – II 79) ist einem so gestimmten Juden in den Mund gelegt; Orig. III–VIII bietet den eigenen Angriff des C. vom Standpunkte der griechischen Bildung, speciell der platonischen Philosophie. Der ἀληθὴς λόγος, eine auch litterarisch bedeutende Schrift, ist eine Urkunde ersten Ranges für das Mass der Kenntnis, die man um 180 vom Christentum besass, für die Stimmung, der es in der vornehmen Welt begegnete und für unsere Einsicht in die Gründe, aus denen das Christentum seinen Weg sicher und unaufhaltsam gemacht hat. C. kennt sowohl die μεγάλη ἐκκλησία (V 59), als auch gnostische Sekten und Schriften. Dass der ἀληθὴς λόγος noch nicht Kritik der heiligen Schriften als solcher ist, wie die spätere neuplatonische Polemik, resultiert aus der Stufe, auf der die Bildung des neutestamentlichen Kanons um 180 stand. Trotz allen Unterschieden aber sind Grundgedanken und Einzeleinwürfe des wahren Wortes von dieser neuplatonischen Polemik natürlich übernommen worden; die λόγοι φιλαλήθεις des Hierokles zeigen die Anknüpfung schon im Titel. Unsere Kenntnis des ‚wahren Wortes‘ ruht auf der Widerlegungsschrift, zu deren Abfassung Origenes durch die Feier des heidnischen tausendjährigen römischen Reiches im J. 248 bestimmt wurde. Eine Reconstruction in deutscher Übersetzung unternahm 1873 Keim, eine französische 1878 Aubé. Fragmentsammlung und Reconstruction des griechischen C., die Verfasser vollendet hat, zeigen, dass vom ἀληθὴς λόγος allerhöchstens der zehnte Teil verloren ist; und von dem Erhaltenen besitzen wir etwa drei Viertel im Wortlaut. Litteratur: Keim Celsus wahres Wort, Zürich 1873. Aubé Histoire des persécutions de l’église. La polémique païenne à la fin du IIe siècle, Paris 1878. Pélagaud Étude sur Celse, Lyon 1878. Koetschaus unter der Presse befindliche kritische Ausgabe der Bücher des Origenes gegen C. ruht auf dem für Buch I–III von Koetschau, für Buch IV–VIII von Neumann verglichenen cod. Vat. 386 saec. XIII–XIV, dem Archetypus aller Hss. Etwa gleichzeitig wird erscheinen: Κέλσου ἀληθὴς λόγος. Der literarische Kampf des Heidentums gegen das Urchristentum. Von K. J. Neumann (Scriptores Graeci qui Christianam impugnaverunt religionem I).