RE:Chatramis

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Name eines Landes u. Volkes in Arabia felix, Hadramaut (Antike)
Band III,2 (1899) S. 21972198
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Chatramis, Χατραμίς, Χατραμὶς γῆ und Χατραμῖτις (Eustath. D. Per. 954. Dion. Per. 957. Prisc. Per. 887. Paraph. D. Per. 954–961. Niceph. Synopt. 933–961. Avien. 1135), daneben Χατραμωτῖναι (Ptol. VI 7, 25. 26), Χατραμωνῖται (var. Χατραμμῖται, Uran. bei Steph. Byz. s. Ἀσαβηνοί) und Χατραμωτῖτις (Strab. XVI 768 und Steph. Byz. s. v. und s. Κατταβανία). Dies sind die Namen eines Landes und Volkes im glücklichen Arabien.

Das Land Haḍramaut wird schon in der heiligen Schrift (Gen. 10, 26 und I Chr. 1, 20) in der Form הֲצַרְמָוֶתChaṣarmawet erwähnt, findet sich in den sabaeischen Inschriften in der Schreibung הצרמת‎ und wird von den Arabern Ḥaḍramaut, daneben aber auch Ḥaḍramût (vgl. Bekrî Geographisches Wörterbuch 291) gesprochen. Das Nomen gentilicium lautet Ḥaḍramí und der Plural Ḥaḍârim. Daraus erklären sich die mannigfachen Formen dieses Namens im Griechischen, die noch durch die verschiedene Wiedergabe des (durch χ oder Spiritus lenis) vermehrt worden sind, so Ἀδράμυτα (Theophr. hist. plant. IX 4, 2), Ἀδραμῖται (Ptolem. VI 7, 10) und Atramitae (Plin. VI 155. XII 52). Während also Theophrast das durch ausdrückt, haben Plinius und Ptolemaios, wahrscheinlich nach verschiedenen Quellen, die doppelte Aussprache. In späterer Zeit waltet das χ vor. Die Form des Namens richtet sich bald nach der verkürzten, bald nach der vollen Bildung (ḥaḍram und ḥaḍramaut) und variiert noch je nach Ansatz der griechischen Endung.

In der Völkertafel (Gen. 10, 26) wird Ḥaṣarmavet genealogisch zu den Joḳṭaniden gezählt und neben Sabaʿ(שבא‎) angeführt. Theophrast, der es als Ursprungsgebiet von Weihrauch, Myrrhe, Kassia und Kinnamon nennt (als Weihrauch erzeugend nennt es auch Plinius XII 52, ebenso erwähnt er die hadramautische Myrrhe XII 69; damit stimmt die Angabe des Eratosthenes bei Strabon XVI 768 überein: ,Kattabania erzeugt Weihrauch, Chatramotitis Myrrhe‘, was allerdings Ed. Glaser [Skizze 26] für eine Verwechslung erklärt, da Weihrauch in Hadramaut, Myrrhe in der Gegend von Taʿizz gedeiht); auch der Per. mar. Eryth. 27 nennt, es χώρα λιβανωτοφόρος, führt es neben Sabaʾ, Kittibaina (l. Kittibania) und ΜΑΜΑΛΙ (l. Mainia) an, worin man schon die vier grossen Völker erkennt, die Eratosthenes bei Strab. XVI 768 aufzählt, der jedoch die Homeriten an Stelle der Kattabanen erwähnt. Hier wird auch zuerst die Hauptstadt von Ḥaḍramaut, Σάβατα, genannt. In gleicher Weise kennt Plinius die Hauptstadt von Ḥaḍramaut, die er aber Sabota schreibt: pars eorum Atramitae, quorum caput Sabota LX templa muris includens (VI 155) und: In medio eius (sc. Arabiae) fere sunt Astramitae (sic) pagus Sabaeorum, capite regni Sabota in monte excelso. Daneben schreibt Plinius an anderen Stellen Chatramotitae (VI 154) und ... armis praestare maxima Chatramotitas (VI 161).

In den Inschriften (Os. 29) kommt die Stadt in der Form הגרן שבות‎, die (Haupt-) Stadt Schabwat vor, die auch Hamdânî (87, 23) als eine zwischen Baiḥân und Haḍramaut liegende Stadt nennt. Diesem Schabwat entspricht lautlich am besten Plinius Sabota, indem das w in ô aufgelöst worden ist. Daneben finden sich die [2198] Schreibungen Σάβατα (Strab. XVI 768) und Σάββαθα μητρόπολις (Ptol. VI 7, 38). Zur Zeit des Periplus Mar. Eryth. residierte in Σάββαθα der König Ἐλίσαρος (אלשרח‎), dem auch das Emporium Κάνη gehörte. Der Weihrauch wird auf Kamelen nach Sabatha und von da auf Flössen und Schiffen zu Meer nach Kane geführt (Per. Mar. Eryth. 27).

Aus dem eigentlichen Hadramaut sind bis jetzt nur wenige Inschriften bekannt, dieselben sind ZDMG XXXVII 392ff. zusammengestellt (vgl. auch Mordtmann ZDMG XXXI 79), wo auch über den Dialekt dieser Inschriften das Wesentliche gegeben ist. Einige weitere Inschriftfragmente hat Theodor Bent mitgebracht, die mir in Abklatschen vorliegen. Von den Inschriften von ʿObne (Bani) und Naqb al Ḥaģr liegen mir Abklatsche vor, die Graf Carlo Landberg erst jüngst mitgebracht hat. Ausser Wrede’s Reise in Hadramaut und van den Berg Le Hadramout et les colonies Arabes (Batavia 1886) sind noch M. J. de Goeje’s Hadramaut und die Reisebeschreibung von Bent und Hirsch, ganz besonders C. Landbergs Arabica V (noch im Druck) zu vergleichen. Eine Durchforschung Hadramauts und das Vordringen nach Schabwa (Sabota LX templa muris includens) ist ein wissenschaftliches Desideratum!