Choraules. So häufig auch von frühester Zeit an singende und tanzende Chöre von einem Flötenbläser in Tact gehalten wurden, taucht doch die Bezeichnung Ch. erst in römischer Zeit auf. In classisch griechischer Zeit ist stets nur von dem αὐλητής die Rede, auch das Collegium der Techniten schreibt so (IGS Ι 1759 = Reisch Mus. certam., app. IV); im Notfall mochte κύκλιος oder κυκλικός zur Unterscheidung von dem Bläser des Soloconcertes beigefügt werden; vgl. Bd. II S. 2406. Dagegen braucht Strab. XVII 796 in Bezug auf den wegen seiner Musikliebhaberei als Auletes bezeichneten Ptolemaeer (im 1. Jhdt. v. Chr.) das Verbum χοραυλεῖν, und in dem Ἀσιανῶν ἀκροαμάτων θίασος, mit welchem Antonius im Orient sich umgab, spielt der Ch. Xuthos eine Hauptrolle (Plut. Ant. 24). Ismenias, der prunkliebende Schüler des Antigenidas aus der Zeit Alexanders, würde wohl nicht als Ch. bezeichnet sein, wenn nicht unsre Quelle über ihn eine römische wäre (Plin. n. h. XXXVII 6). Die griechische Litteratur bietet ausser den zwei angeführten Stellen und dem Epigramm des Lukillos Anth. XI 11 kein Beispiel für den Gebrauch dieses Wortes; erst bei den lateinischen Schriftstellern der Kaiserzeit erscheint es häufiger (z. B. Petron. 53. 69. Martial. V 56. 9. VI 39, 19. IX 77, 6. XI 75, 3. Suet. Nero 54; Galba 12 und bei Diom. p. 492, 1 K.). Dasselbe Ergebnis liefert eine Betrachtung der Inschriften. Die Bezeichnung Ch. erscheint nur in dem Decret der Stadt Delphi. Bull. hell. XVIII 84, 8, das wegen seiner Angabe des Monatsdatums in späte Zeit gehört (Pomtow Philol. LIV 224), sodann in der Inschrift aus Thespiai IGS I 1773 (während die Urkunde IGS I 1776 noch sich des älteren Ausdrucks bedient), ebenso aus Neapel IGI 737 (s. Lüders Dion. Künstler 185 nr. 102), aus Gortyn CIG 1719 und aus Aphrodisias ebd. 2759; ein L. Axius Daphnus choraules in Rom CIL VI 10119.
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S. 2408, 28 zum Art. Choraules:
Das Wort erscheint auch bei Apul. met. VIII 26. Flav. Vopisc. v. Carin. 20, 3. Sidon. Apollin. carm. 23, 330; epist. I 2, 9. 9, 13 v. 78 und im Corp. glossar. lat.: princeps chori V 593, 22;
[128]mimus IV 44, 20. III 84, 18. 172, 53. 240, 1. 302, 23. 371, 72; cantator V 12, 32; ioculator IV 325, 31. V 594, 58–596, 30. Vgl. Probi append. 197, 1 Keil. Ξοῦθοι χοραῦλαι bei Plutarch (Ant. 24, 1: nach dem J. 42 v. Chr.); andere ch. in Inschriften wie Tib. Claudius Glaphyrus (CIL VI 10120 = Dess. 5232: nach dem J. 2 n. Chr.), Rupfus (CIL XIII 8343 = Bonn. Jahrb. CXIV–CXV [1906], 371 = Ann. épigr. 1907, S. 179). Ein ch. unbekannten Namens CIL VI 10121 = Dess. 5234; eine Licinia Seleneχοραυλίς CIL VI 10122 = Dess. 5236. Vgl. M. Bonaria Mim. Rom. Fragm. fasc. II Genova 1956, nr. 60. 139–142. 374. 464. 618. 658. 959. 995. 1123. 1130. 1243–1246.