122) A. Cornelius Cossus Arvina soll nach den Acta triumph. P. f. A. n. gewesen sein, so dass er trotz des grossen Zeitabstandes für einen Sohn des P. Cornelius Cossus Nr. 119 gehalten werden müsste. Nach Livius, der ihn im siebenten Buche stets A. Cornelius Cossus nennt, war er im J. 401 = 353 Magister equitum des Dictators T. Manlius und noch einmal im J. 405 = 349 (VII 19, 10. 26, 12); in den Fasti Cap. ist zu dem letzteren Jahre nur der Titel, nicht der Name des Reiterobersten erhalten. Im J. 411 = 343 war C. Consul mit M. Valerius Corvus (Liv. VII 28, 10; Namensform: A. Cornelius Cic. de div. I 51. Liv. X 31, 10. Cassiod.; Αὖλος Κορνήλιος Diod. XVI 77, 1; Cornelius Cossus Auct. de vir. ill. 26, 1; Cosso III Chronogr.; Cosco Idat.; Κόσκου Chron. Pasch.). Dieses Jahr ist das erste des sog. ersten Samniterkrieges; nach dem Bericht der römischen Annalen wurde C. damals in Samnium eingeschlossen und durch die heldenmütige Aufopferung des Kriegstribuns P. Decius Mus aus der Gefahr befreit; darauf erfocht er einen grossen Sieg und konnte auf Grund dessen ebenso wie sein College über die Samniten triumphieren. Den ausführlichsten und zusammenhängendsten Bericht darüber giebt Livius VII 32, 2. 34, 1–3. 36, 10-37, 3, vgl. X 31, 10; Dionys. XV 10 erwähnt den raschen Einmarsch des Κορνήλιος in Samnium; andere Berichte sprechen nur von der Heldenthat des unter ihm stehenden Decius (Cic. de div. I 51 [A. Cornelius]. Plin. n. h. XVI 11. Frontin. str. I 5, 14 = IV 5, 9. Auct. de vir. ill. 26, 1 [sämtlich: Cornelius Cossus]). Den Triumph verzeichnen Liv. VII 38, 3 und Acta tr.: [A. Cor]nelius P. f. A. n. Cossus Arvina an. CDX [c]os. de Samnitibus VIII k. Oct. Unsere beste Quelle, Diodor, weiss von diesen Begebenheiten gar nichts, und es ist namentlich seit den Bemerkungen Mommsens (R. G. I 355f. Anm.) niemandem mehr zweifelhaft, dass die ganze Darstellung der Annalen von diesem Kriegsjahr und von dem Samniter- und Latinerkriege überhaupt zu verwerfen ist. Eine neuerdings gefundene Zeittafel (The Oxyrhynchus Papyri I 26 nr. XII) bietet über diese Kämpfe folgende Angaben: zu Ol. 110, 1 (414 = 340) [Σα]υνεῖται [Ῥωμα]ί[οι]ς π[αρ]ε[τά]ξαντο (Col. II 24f.); zu Ol. 110, 2 (415 = 339) Λατεῖ[νοι ἐπὶ τοὺ]ς Ῥω[μ]αίους συν[στάντες ἐ]πέβησαν (Col. II 26–28) ... τότε καὶ Ῥωμαῖοι ἐπὶ Λατείνους ἐστράτευσαν (Col. III 7f.). Die abweichende Ansetzung des Samniterkrieges, die sich hier findet, liesse sich allenfalls aus dem chronologischen System der Tabelle erklären, aber ganz im Widerspruch mit Livius ist, dass hier für den Samniterkrieg nur ein Jahr gerechnet und der Latinerkrieg unmittelbar darauf ins folgende gesetzt wird. Das beweist jedenfalls, dass es in den antiken Darstellungen dieser Periode grössere Differenzen gab, als die bisher bekannten, und ist ein neuer Beweis gegen die Glaubwürdigkeit der livianischen. Die Angaben der Zeittafel gehen vielleicht auf eine Tradition zurück, die zwischen Diodor und Livius
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vermittelte. Zum zweitenmal war C. 422 = 332 Consul mit Cn. Domitius Calvinus (A. Cornelius II Liv. VIII 17, 5. Cassiod.; Αὖλος Κορνήλιος Diod. XVII 62, 1; Arvinas II Chronogr.; Cosso Idat.; Κόσσου Chron. Pasch.); da zu diesem Jahre Liv. VIII 17, 12 meldet: Romani facti Acerrani, so könnte auch in der Zeittafel etwas Derartiges gestanden haben (etwa Ῥ[ω]μαῖοι [Ἀκερρά]νους ἐποιήσαντο π[ολίτας]? Col. IV 21f.). Dann erzählt Livius VIII 38, 1–39, 9. 39, 15 zum J. 432 = 322, als Q. Fabius und L. Fulvius das Consulat bekleideten, es sei A. Cornelius Arvina als Dictator mit dem Reiterobersten M. Fabius Ambustus gegen die Samniten gesandt worden und habe sie in einer grossen Schlacht, in welcher die Reiterei die Entscheidung brachte, so vollständig geschlagen, dass sie demütig um Frieden baten. Diese Friedensgesandtschaft der Samniten, die ebenso Dio frg. 33, 8 und Appian. Samn. 4, 1 berichten, ist auch nach Zonar. VII 26 die Folge der ihnen ὑπὸ Κορνηλίου Αὔλου δικτάτωρος beigebrachten Niederlage, und es ist jedenfalls richtig, dass sie durch bedeutende Erfolge der Römer veranlasst wurde. Aber alle Einzelheiten der Überlieferung über diese kriegerischen Ereignisse sind rettungslos preiszugeben, denn Livius schliesst selbst seinen Bericht mit der Klage, dass hier nichts feststehe und offenbar tendenziöse Fälschung vorliege, indem er dies begründet VIII 39, 16–40, 3: hoc bellum a consulibus bellatum quidam auctores sunt eosque de Samnitibus triumphasse; Fabium etiam in Apuliam processisse atque inde magnas praedas egisse. nec discrepat, quin dictator eo anno A. Cornelius fuerit; id ambigitur, belline gerendi causa creatus sit, an ut esset qui ludis Romanis, quia L. Plautius praetor gravi morbo forte implicitus erat, signum mittendis quadrigis daret functusque eo haud sane memorandi imperii ministerio se dictatura abdicaret. Gerade weil die Ernennung eines Dictators aus so geringfügiger Ursache kaum erwähnenswert war, darf man den Quellen, die sie trotzdem berichteten, ohne weiteres den Vorzug vor den anderen geben, die davon unbefriedigt blieben und deshalb dem Dictator eine höhere Competenz verliehen wissen wollten; die Thatsache, dass die Triumphe der Consuln besser bezeugt sind als der des Dictators (vgl. Acta triumph. Plin. n. h. VII 136. Auct. de vir. ill. 32, 1) nimmt noch mehr gegen den livianischen Hauptgewährsmann ein. Die Identität des Dictators von 432 = 322 mit dem zweimaligen Consul ist wahrscheinlich; auch ist er oder ein älterer Sohn von ihm wohl der Fetialis A. Cornelius Arvina, der nach Livius (IX 10, 8, vgl. 11, 9) die bei Caudium besiegten Consuln im J. 434 = 320 den Samniten überliefern sollte, als der Senat den von ihnen geschlossenen Vertrag verwarf. Sein Sohn P. Cornelius Arvina Nr. 66.