RE:Demetrios 44a

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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D. von Pharos, Herrscher in Illyrien, später Ratgeber König Philippos' V.
Band S I (1903) S. 342 (EL)–345 (EL)
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44a) Demetrios von Pharos, wurde von der illyrischen Königin Teuta 525 = 229 zum Befehlshaber von Kerkyra ernannt (Polyb. II 10, 8); allein als in demselben Jahre der römische Consul Cn. Fulvius gegen Kerkyra heranfuhr, verriet D. ἐν διαβoλαῖς ὢν καὶ φoβoύμενoς τὴν Τεύταν die Insel an die Römer und wurde nunmehr deren Führer und Ratgeber gegen seine frühere Herrin (Polyb. II 11, 4. 6). Da nun aber während dieser Expedition die Römer die Illyrier von Pharos aus Rücksicht auf D. glimpflich behandelten (Polyb. II 11, 15), so ist es wahrscheinlich, dass D. ursprünglich eine der Teuta untergeordnete Vasallenstellung auf Pharos bekleidete, von der er auch seinen Beinamen ὁ Φάριoς erhielt und erst 525 = 229 mit dem Commando über Kerkyra von der Königin betraut worden ist. Wie dem auch sei, die Römer unterstellten nach ihren Siegen über die Illyrier die meisten unterworfenen Illyrier dem D. und verliehen ihm grosse Macht (Polyb. II 11, 17). Freilich wurde auch ihm untersagt, über Lissos hinaus zu segeln (Polyb. III 16, 2f. IV 16, 6). Näheres über sein Reich wissen wir nicht; nur muss es natürlich nördlich von [343] Lissos gelegen haben (s. Zippel Die röm. Herrschaft in Illyrien, Leipzig 1877, 54). Als aber die Kräfte Roms durch den gallischen Krieg seit 529 = 225 stark in Anspruch genommen waren, scheint sich D. mehr und mehr von den Römern unabhängig gemacht zu haben (Polyb. III 16, 2), und er schloss daher auch mit Antigonos II. von Makedonien ein Bündnis, so dass er unter demselben mit 1600 Mann bei Sellasia 532 = 222 kämpfte (Polyb. II 65, 4. 66, 5. III 16, 3). Ferner verband er sich mit Skerdilaidas und fuhr in offenbarer Verletzung der von Rom auferlegten Bedingungen im Sommer 534 = 220 mit fünfzig Lemben, während Skerdilaidas vierzig stellte, über Lissos hinaus (Polyb. III 16, 3. IV 16, 6ff.), versuchte erfolglos Pylos zu nehmen und brandschatzte und verwüstete, nachdem sich Skerdilaidas von ihm getrennt hatte, einige Kykladen (Polyb. IV 16, 7ff. III 16, 3. IX 38, 8). Doch musste er vor den zur Unterstützung der Kykladen herbeieilenden Rhodiern einen unrühmlichen Rückzug, bei dem er jedoch die Beute rettete, antreten, der ihn nach dem korinthischen Emporion Kenchreai führte (Polyb. IV 19, 8). Hier liess sich D. von dem makedonischen Commandanten des Peloponnes Taurion gewinnen, gegen die Aitolier vorzugehen, um denselben womöglich den Rückweg aus dem Peloponnes in die Heimat abzuschneiden, obwohl er eben erst bei seinem Angriffe auf Pylos im Interesse derselben Aitolier thätig gewesen war (s. Niese Gesch. d. griech. u. maked. Staaten II 418, 1). Daher wurden auf Kosten Taurions die Schiffe des D. über den Isthmos gezogen; doch kam D. zwei Tage zu spät, konnte also die Aitolier nicht mehr auf dem Meere angreifen und musste sich damit begnügen, die aitolische Küste zu verwüsten und nach Korinth zurückzukehren (Polyb. IV 19, 7ff.). Unterdessen war für Rom in Spanien durch Hannibals Übernahme des Feldherrnamts und die in Aussicht stehende Belagerung von Sagunt eine neue Gefahr heraufgezogen; dies bewog den D. von Rom ganz abzufallen, sich an die Makedonier fest anzuschliessen und die unter Rom stehenden illyrischen Städte anzugreifen (Polyb. III 16, 3). Allein dem Consul L. Aemilius gelang es im Sommer 535 = 219 Dimale und Pharos, die beiden Stützpunkte des D., zu nehmen, die Angehörigen des D. gefangen zu nehmen (Polyb. VII 9, 14) und ihn selbst zur Flucht zum König Philipp III. zu zwingen (Polyb. III 16, 17. 18, 1–19, 8. IV 37,4. XXXII 23, 5; s. Bd. I S. 581 Nr. 118). Er traf den König, als derselbe auf dem Rückweg nach Hause den ambrakischen Golf überschreiten wollte, wurde freundlich aufgenommen und begab sich auf Weisung desselben nach Korinth, um von dort über Thessalien nach Makedonien zu kommen (Polyb. IV 66, 4f.). Seit dieser Zeit ist D. ein Freund und Ratgeber Philipps, der den jungen König nicht selten zu treulosen, leidenschaftlichen und unbesonnenen Thaten verleitete (Polyb. V 12, 5. VII 14, 3). Da ferner D. besonders sich darnach sehnte, seine Herrschaft in Illyrien wieder aufzurichten und an den Römern Rache zu nehmen, überredete er den König Philipp, als die Nachricht von der Niederlage der Römer am trasimenischen See während der Nemeen in Argos mitten im Sommer 537 = 217 eintraf, [344] schleunigst mit den Aitoliern Frieden zu machen und Rom in Illyrien bezw. Italien anzugreifen (Polyb. V 101, 7ff. 105, 1. 108, 5ff.). Als daher Philipp im J. 539 = 215 mit Hannibal ein Bündnis schliesst, wird in dasselbe ausdrücklich aufgenommen, dass im Falle des Sieges der Verbündeten Rom die Angehörigen des D., die sich im römischen Staate als Gefangene befanden, freigeben sollte (Polyb. VII 9, 14. Niese a. a. O. II 467). Auch bei den messenischen Händeln ist D. beteiligt. 215/4 (s. Niese a. a. O. II 471, 2) rät er dem König Philipp – freilich erfolglos – sich der Burg der Messenier ohne Rücksicht auf Treu und Glauben zu bemächtigen (Polyb. VII 12, 2ff. und nach ihm Plut. Arat. 49f.). Endlich nach 214 und vor 211 (Polyb. IX 30, 2; eine genauere Zeitbestimmung scheint nicht möglich; s. Schorn Gesch. Griechenl., Bonn 1833, 176, 1. Seeliger Messenien und der achaeische Bund, Gymn.-Progr. v. Zittau i. S. 1897, 13, 12. Niese a. a. O. II 471f. 472, 2) unternahm D. im Einverständnis mit Philipp einen treulosen Versuch, die Stadt Messene zu überrumpeln und fand dabei seinen Tod (Polyb. III 19, 11; die effectvolle auch in Einzelheiten sachlich unrichtige Erzählung bei Pausan. IV 29, 1ff. 32, 2 verwirft Niese a. a. O. II 472, 2 mit Recht). So ging dieser kühne Abenteurer, der Jahre lang den unheilvollsten Einfluss auf Philipp ausgeübt hatte, ein Mann, dem Recht und Treue nichts galt, in verdienter Weise zu Grunde (s. die Charakteristik bei Polyb. III 19, 9. V 12, 7. IX 23, 9).

Dieser klaren und glaubwürdigen Darstellung des Polybios, der sich mit Recht Niese (a. a. O. II 283f. 417ff. 436ff. 459. 467. 472) unbedingt anschliesst, stehen folgende Nachrichten gegenüber, die wir mit Niese für minderwertig und entstellt halten (anders Zippel a. a. O. 46ff. und Ad. Bauer Arch.-epigr. Mitt. a. Österreich XVIII 135f.; s. Niese a. a. O. II 277, 4). Livius lässt XXII 33, 3 im J. 537 = 217 eine römische Gesandtschaft an Philipp III. abgehen, um die Auslieferung des abtrünnigen D. zu verlangen, der doch bereits seit zwei Jahren als Flüchtling am makedonischen Hofe weilte. Nach Appian. Illyr. 7 übergab D., Agrons Vasall auf Pharos und Kerkyra, bei der Landung der Römer diese beiden Inseln denselben verräterischerweise und erhielt dafür einige Stücke Landes mit der Bestimmung, sie seien nur bis auf weiteres sein Eigentum; denn die Treue des D. erschien den Römern nicht über alle Zweifel erhaben. In der That fiel D. während des gallischen Krieges ab, trieb Seeraub und verband sich zu diesem Treiben mit den Istriern, ja verleitete auch die Atintanen zum Abfall von Rom. Im folgenden Jahre, nachdem vorher der gallische Krieg beigelegt und die Seeräuber vernichtet waren, d. h. 536 = 218 unternahmen die Römer einen Zug gegen D., der anfangs zu Philipp floh, dann aber zurückkehrte und neue Räubereien im ionischen Meere verübte; D. wurde getötet und sein Vaterland Pharos zerstört. Endlich Dio und nach ihm Zonaras berichten Folgendes. Als die Römer 525 = 229 gegen Issa vorrückten, schickte die Königin Teuta den D. als Gesandten an die römischen Consuln und übergab denselben Kerkyra; allein kaum war dies geschehen, so begann Teuta neue Feindseligkeiten, [345] die sie jedoch auf die Nachricht vom weiteren Vordringen der Römer und dem Abfall des D., der unterdessen übergegangen war und andere gewonnen hatte, Gleiches zu thun, vollständig aufgab und auf ihr Reich verzichtete. Ihre Herrschaft über die Ardiaioi erhielt D. als Vormund des unmündigen Knaben Pinnes, der ein Sohn des Agron aus der Ehe mit Triteuta war (Zonar. VIII 19, 3–7 verb. mit Dio frg. 49 p. 180ff. Boissevain). Als nun D. sich mit Triteuta vermählt hatte und Teuta gestorben war, bedrückte er die Eingebornen und verheerte das Gebiet der Grenznachbarn; von den Römern wurde er deshalb vergeblich vorgeladen, ja er griff sogar römische Bundesgenossen an. Daher zogen die Consuln Aemilius Paullus und M. Livius 535 = 219 (über diese Geschichtsfälschung s. Niese a. a. O. II 436, 4) gegen Issa, seine Residenz. Von dort vertrieben floh er nach Pharos, das jedoch ebenfalls durch Verrat von den Consuln erobert ward. D. floh nun mit reichen Mitteln zum König Phillip, der ihn auch nicht auslieferte. Als er jedoch nach Illyricum zurückkehrte, wurde er von den Römern gefangen und getötet (Zonar. VIII 20, 11ff. verb. mit Dio frg. 53 p. 187 Boissevain).

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 96
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44a) D. von Pharos, Herrscher in Illyrien, später Freund und Ratgeber König Philippos’ V. (K) S I.

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