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Epikedeion (epicedium), d. h. ἐπικήδειον ᾆσμα oder μέλος, Lied beim κῆδος, in der Trauer oder bei der Bestattung (Eurip. Alk. 828 usw.). Plato de leg. VII 800 E καὶ δὴ καὶ στολή γε ταῖς ἐπικληδείοις ᾠδαῖς οὐ στέφανος πρέποιεν ἂν κτλ., sie werden verglichen mit den περὶ τοὺς[113]τελευτήσαντας μισθούμενοι, die Καρικῇ τινὶ Μούσῃ προπέμπουσι τοὺς τελευτήσαντας. Ähnlich Eurip. Tro. 513 ἀμφὶ μοι Ἴλιον, ὦ Μοῦσα, καινῶν ὕμνων ἄεισον ἐν δακρύοις ᾠδὰν ἐπικήδειον κτλ.. Die biographische Tradition schreibt dem Hesiodos ein ἐπικήδειον εἰς Βάτραχόν τινα ἐρώμενον αὐτοῦ zu (Suid. s. v. = Hesych. Miles. p. 88 Fl.), offenbar ein Pseudepigraphon; und ἐπικήδειον nennt Plutarch (Nic. 17) Verse, in denen Bergk erkannt hat exordium epitaphii in Ceramico (PLG II⁴ p. 265). Lebendig war der Terminus in der Hellenistenzeit und später bei den Römern für literarische Trauer- und Trostgedichte, besonders in distichischen, aber auch in hexametrischen Maßen. Einige Nachweise in dem Artikel Elegie Abschn. XIff. Die Überlieferung erwähnt ἐπικήδεια z. B. bei Aratos (auf Kleombrotos, s. Suid.), Euphorion (auf Protagoras), Parthenios (auf Auxithemis, Archelais, Bias. s. Meineke Analecta Alex. p. 260ff.). Dazu das Epicedium Drusi PLM I 97ff. (s. o. Bd. IV S. 943) und Stat. Silv. II 1. V 1. Inhaltlich gehören viele Grabepigramme hierher; auch dem Stil nach verwandt sind manche ausführlicheren Stücke, z. B. Bücheler Carm. epigr. 1109. 1111. Die Topik dieser Dichtungen muß zusammen mit der der Threnoi (s. d.), Consolationes und Grabepigramme behandelt werden. Brauchbares Material bei K. Buresch Consol. hist. critica, Leipz. Stud. IX 5ff. und Bruno Lier Philol. LXII 445. 563. Es scheinen zwei Haupttypen erkennbar, ein volkstümlich-lyrischer und epigrammatischer (nachzuweisen vor allem in Grabinschriften und in der halbparodischen Epikedeia auf Lieblingstiere, s. Art. Elegie XVI. XVII. Catull. 33), und eine besonders bei den Römern aus den Consolationes und Epitaphioi (s. d.) entwickelte rhetorische Spielart, deren Grundzüge Vollmer (zu Statius Silv. S. 316f.) festgelegt hat.
Antike Grammatiker suchten den Terminus ἐπικήδειον gegen die Synonyma abzugrenzen. Am brauchbarsten ist eine Definition bei Ammonios p. 54 V. = Eustath. Od. XI 75 p. 1673, wonach der θρῆνος vor und nach der Bestattung sowie κατὰ τὸν ἐνιαύσιον χρόνον τῆς κηδείας gesungen wird, während der ἐπικήδειος (nämlich λόγος) ἐπαινός ἐστι τοῦ τελευτήσαντος μετά τινος μετρίου σχετλιασμοῦ, also ein Verwandter des ἐπιτάφιος (s. d.) und μνηματίτης. Das geht auf den rhetorisch - literarischen ἐπικήδειος der Spätzeit. Ferner wird nach Proklos (p. 321 a B.) τὸ ἐπικήδειον παρ’ αὐτὸ τὸ κῆδος ἔτι τοῦ σώματος προκειμένου gesprochen (ὁ δὲ θρῆνος οὐ περιγράφεται χρόνῳ); danach Serv. Ecl. 5, 14 nam epicedion est quod dicitur cadavere nondum sepulto (im Gegensatz zum Epitaphios). Andere (s. Hesych. Suid. s. v.) verzichteten auf solche haarspaltenden Unterscheidungen und taten recht daran.