Euganei, Volksstamm in Oberitalien, zwischen den Alpen und der Adria seßhaft. Zuerst gedenkt ihrer Cato der Ältere bei Plin. n. h. III 134; nach dessen Angabe hatten sie 34 oppida, zu denen u. a. die Trumplini (in Val Trompia nordwestlich von Brixia) und die Camunni (im Val Camonica) gehörten. Nach Livius I 1 (vgl. Serv. Aen. I 242) wären die E. ein Urvolk, welches das ganze Land zwischen Adria und Alpen besessen hätte, dann aber von den Venetern und den mit ihnen verbündeten Trojanern zurückgedrängt wäre. Plinius III 130 bezeichnet Verona als eine ,Stadt der Raeter und Euganeer‘, III 134 scheint er als Hauptgemeinde der E. die Stoeni anzuführen. Den Dichtern der frühen Kaiserzeit ist der Name lokalisiert in der Gegend von Abano (Lucan. VII 193), Aquileia (ders. und Sil. Ital. VIII 605. XII 216. Martial. IV 28. XIII 89. Sidon. Apollin. c. IX 196), Altinum (Martial. a. a. O.),
[985]Ateste (Martial. X 93, 1). Gelehrte Forschung hat daher seit der Renaissance der vulkanischen Hügelgruppe zwischen Este und Padua den Namen colli Euganei gegeben, der aber nicht auf antiker Tradition beruht. Die ethnographische Stellung der E. bleibt dunkel: Zugehörigkeit zum ligurischen Stamm aus der Notiz in den Fasti triumphales zum J. 637 = 117 (Q. Marcius Rex de Liguribus Stoeneis) zu erschließen wäre gewagt. Nissen (Ital. Landesk. I 486f.) betrachtet sie als Teil der Raeter. Die zahlreichen Funde aus vorrömischer und vorgallischer Zeit, die neuerdings bei Este zutage gekommen sind (s. Bd. II S. 1925), als ‚euganeisch‘ anzusehen (wie dies Fabretti CIItal. 12–65 und andere ital. Gelehrte tun), ist nicht statthaft: den Beweis, daß die Sprachdenkmäler den Venetern angehören, hat Pauli (Altitalische Forschungen III 413ff.) angetreten. Den späteren Dichtern ist das Adjektiv Euganeus als poetische Bezeichnung für Patavinus o. ä. geläufig, Iuven. 8, 15. Sidon. Apollin. carm. II 189 u. A.