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Fenni (Finni). Im Schlußkapitel der Germania (46) spricht Tacitus über Peucini, Venedi und F., bei denen er schwankt, ob er sie zu den Germanen oder Sarmaten rechnen soll. Daß in dem Namen F. die heutigen Finnen nicht zu verkennen sind, bedarf keiner Bemerkung, die Anwohner des Nordmeeres bis zum Uralgebirge. Ihre Lebensweise schildert Tacitus als ganz verschieden von der der Germanen: sie sind ein wildes, armes Jägervolk (Fennis mira feritas, foeda paupertas: non arma, non equi, non penates; victui herba, vestitui pelles, cubile humus; solae in sagittis opes, quas inopia ferri ossibus asperant. idemque venatus viros pariter ac feminas alit; passim enim comitantur partemque praedae petunt. nec aliud infantibus ferarum imbriumque suffugium quam ut in aliquo ramorum nexu contegantur. huc redeunt iuvenes, hoc senum receptaculum. sed beatius arbitrantur quam ingemere agris, inlaborare domibus, suas alienasque fortunas spe metuque versare: securi adversus homines, securi adversus deos rem difficillimam assecuti sunt, ut illis ne voto quidem opus esset). Über ihre Sprache weiß er nichts zu berichten. Bei Ptolem. III 5, 8 erscheinen Φίννοι als ein kleines Volk (neben Γύθωνες, Σούλωνες) ὑπὸ τοὺς Οὐενέδας (Wenden) auf der Ostseite der unteren Weichsel; Zeuss (Die Deutschen 156) vermutet, daß Σκῖροι statt Φίννοι zu lesen sei (vgl. 272ff.). Tacitus und Ptolemaios sind die beiden einzigen älteren Schriftsteller, welche den Namen der F. bieten. Bei Iordanes Get. III 22 wird ein Volk gleichen Namens in Skandinavien genannt (Finni mitissimi, Scandzae cultoribus omnibus mitiores; hierzu die Bemerkung Müllenhoffs im Index der Mommsenschen Ausgabe p. 159 und Deutsche Altertumskunde II 64). C. Müller will auch bei Ptolem. II 11, 16 den Namen Φίννοι herstellen (die Worte ἀρκτικὰ Φίννοι, τὰ δὲ stehen nur im cod. Vatic. 191, in den übrigen von Müller herangezogenen Hss. fehlen sie). Über die skandinavischen Finnen vgl. Zeuss Die Deutschen 684ff. Der Name F. wird gewöhnlich von gotisch fani (Sumpf) abgeleitet: ,Finni ist also deutsche Bezeichnung des großen Nordstammes nach seinen Sitzen an zahlreichen Sümpfen und Seen‘ (Zeuss a. O. 272). eine Deutung, die dem Sinne nach vortrefflich paßt. Vgl. dagegen Müllenhoff Deutsche Altertumskunde II 53f., der II 39ff. 67ff. ausführlich über die F. handelt (s. auch III 15. 91. 169).