10) Sohn des Geskon, karthagischer Heerführer in Spanien und Afrika, scheint bei H.s Abberufung nach Afrika an dessen Stelle dorthin gegangen zu sein; wenigstens wird er zuerst im J. 214 dort erwähnt (Liv. XXIV 41, darnach ist Appian. Iber. 16 zu berichtigen). Gemeinsam mit Hannibals jüngstem Bruder Mago kämpfte er in den nächsten Jahren äußerst unglücklich gegen die Scipionen. Liv. XXIV 41. 42 zählt nicht weniger als vier Schlachten auf, bei Illiturgi, Munda, Aurinx und noch einem vierten nicht genannten Orte, in denen die Karthager rund 43 000 Mann verloren haben sollen (über die Unwahrscheinlichkeit dieser Ereignisse vgl. H. Nr. 7). Erst die Rückkehr H.s machte den karthagischen Feldherrn Luft; beide besiegten in einem nächtlichen Treffen P. Scipio, der in der Schlacht fiel, vereinigten sich dann mit H. Nr. 7 und vernichteten auch den Rest des römischen Heeres (Liv. XXV 32–36). Dagegen ward H. bei dem Versuch, die Trümmer des röm. Heeres links vom Ebro zu vernichten, von L. Marcius zurückgeschlagen (Liv. XXV 37–39 sehr zugunsten der Römer übertrieben). In den folgenden Jahren herrschte Uneinigkeit unter den karthagischen Führern, wodurch die Ausnutzung des Sieges sehr beeinträchtigt ward (Polyb. IX 11, 1–4. X 7. 3); insbesondere machte sich H. durch seine Habgier bei den Spaniern verhaßt. Zur Zeit von Scipios Ankunft 210 lag er an der Tajomündung in den Winterquartieren (Polyb. X 7, 5, ungenauer bei Liv. XXVI 20 ad Oceanum et Gades). An der Schlacht von Baekyle (Baylén Sommer 208) nahm er nicht teil (anders Appian. 24, bei dem er selber der Besiegte ist), wohl aber an dem darauf folgenden Kriegsrat, nach dessen Beschlüssen er nunmehr nach dem Abzug des Barkiden H. den Oberbefehl in Spanien übernahm (Liv. XXVII 20).
Als Oberfeldherr erschien er 207 im Feld und nahm sein Hauptquartier in Orongis, zog sich aber [2475] auf die Nachricht von der Niederlage seiner beiden Mitfeldherren Mago und Hanno auf Gades zurück (Liv. XXVIII 1–3). Im folgenden Jahr 206 trat er, vereint mit Mago und Massinissa, an der Spitze eines neuen Heeres auf den Plan, ward aber von Scipio bei Ilipa völlig geschlagen (Polyb. IX 20, 1-24, 9. Liv. XXVIII 14–15; Appian. Iber. 25–28 nennt als Ort der Schlacht Carmona). Sein Heer ward fast völlig vernichtet, er selbst rettete sich nach Gades (Liv. XXVIII 16) und ging von dort unter Aufgabe Spaniens nach Afrika zu Syphax, bei dem er mit Scipio zusammentraf (Polyb. XI 24 a, 4. Liv. XXVIII 17–18. Appian. Ib. 29). Durch die Vermählung seiner Tochter Sophoniba mit Syphax – über seinen Anteil daran s. den Art. Sophoniba – ward dieser der römischen Sache zuerst entfremdet (Liv. XXVIII 24). Während der Folgejahre lebte er meist in Karthago, wo er infolge seiner vornehmen Abkunft und seines Reichtums eine sehr angesehene Stellung einnahm (Liv. XXIX 28), oder bei seinem Schwiegersohn Syphax, den er gegen Massinissa aufreizte (Liv. XXIX 31). Nach Scipios Landung in Afrika 204 zum Oberbefehlshaber ernannt, sammelte er bedeutende Streitkräfte (Liv. XXIX 35 nennt 30 000 Mann und 3000 Reiter, Appian. Lib. 9 gibt noch größere Zahlen), vereinigte sich vor Utika mit Syphax und zwang Scipio, die Belagerung aufzuheben. Im Frühjahr 203 (Liv. XXX 4 Ende) wurde er samt Syphax in seinem Lager, das dabei in Flammen aufging, überfallen und erlitt eine vernichtende Niederlage (Polyb. XIV 1, 1-6, 1. Liv. XXX 5-6. Appian. Lib. 18–23). Doch entkam er nach Karthago, wo er zu weiterem energischen Widerstande riet. Bald hatte er ein neues Heer beisammen, das sich unter seiner Leitung abermals mit den frischen Truppen des Königs Syphax vereinigte (Polyb. XIV 6, 13. Liv. XXX 7, nach Appian Lib. 25 war er wegen der Niederlage zum Tode in Karthago verurteilt, hatte aber in Andan heimlich ein neues Heer zusammengebracht). Allein auch diesmal hatten die Verbündeten kein Glück, beide wurden abermals auf den Großen Feldern von Scipio geschlagen (Polyb. XIV 8, 1–11. Liv. XXX 8), worauf H. wieder nach Karthago flüchtete (Polyb. XIV 8, 14). Hier indessen scheint er abgesetzt worden zu sein (Zonar. IX 13. 439 b), worauf er eine Freischar sammelte und den Kleinkrieg führte. Vergeblich versuchte er eine Versöhnung anzubahnen (Appian. Lib. 30), bis Hannibal nach seiner Ankunft seine Rückberufung durchsetzte (Appian. Lib. 36). Doch wagte er sich in Karthago nicht öffentlich zu zeigen. Kurze Zeit darauf wurde er noch vor der Schlacht von Zama des Verrats bezichtigt und vergiftete sich, um der Wut des Volkes zu entgehen, das seinen Zorn noch an dem Leichnam ausließ (Appian. Lib. 37. Zonar. IX 13. 441 b). Sein Sohn war Hanno Nr. 23, seine Tochter Sophoniba.