RE:Ictis

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Insel bei Britannien
Band IX,1 (1914) S. 857858
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Ictis. Nach Diod. V 22 (Urquelle ist wohl Timaios) brachten die Briten das in Cornwall ausgegrabene Zinn, ἀποτυποῦντες ἐς ἀστραγάλων ῥυθμούς, εἴς τινα νῆσον προκειμένην μὲν τῆς Πρεττανικῆς, ὀνομαζομένην δὲ Ἴκτιν· κατὰ γὰρ τὰς ἀμπώτεις ἀναξηραινομένου τοῦ μεταξὺ τόπου ταῖς ἁμάξαις εἰς ταύτην κομίζουσι δαψιλῆ τὸν καττίτερον. I. wird auch von Plin. (n. h. V 104) genannt: Timaeus a Britannos introrsum sex dierum navigatione abesse dicit insulam Ictim (Hss. Mictim) in qua candidum plumbum proveniat. ad eam Britannos vitilibus navigiis corio circumsutis navigare. Hier aber, wie Müllenhoff bemerkt (D. A. I 471), ist I. mit der kurz vorher erwähnten Insel Thule verwechselt (vgl. Plin. n. h. II 187). Inwieweit die Erzählung) Diodors überhaupt glaubwürdig ist, läßt sich natürlich nicht mehr entscheiden; doch hat man oftmals versucht, die Lage der Insel zu bestimmen. Da nun Diodor dieselbe offenbar in der Nähe von Belerion (westl. Cornwall) setzt, bo ist es leicht, I. mit S. Michaels Mount zusammenzustellen: dieselbe ist eine kleine, jetzt bewohnte Insel unweit Penzance, welche in der Tat bei der Ebbe Halbinsel wird. Andere denken an die Insel Wight (Vectis), welche in vorgeschichtlichen Zeiten ein natürlicher Fahrdamm soll mit Britannien verbunden haben (C. Reid Archaeologia LIX 281). Doch liegt Wight von Belerium weit entfernt, und die Ähnlichkeit der Namen I.-Vectis (aus der die ganze Vermutung ausgegangen ist, vgl. Haverfield Vict Hist. Hampshire I 32) scheint wirklich bloßer Zufall: nie erscheint Vectis ohne anfängliches v oder w (vgl. Rhys Celtic [858] Britain [1904] 304). Auch der angebliche Fahrdamm scheint eine ganz unbegründete und höchst unwahrscheinliche Vermutung: sicher ist zwar, daß in späteren geologischen Zeiten eine Verbindung zwischen Südwest-Hampshire und dem westlichen Teil der Insel Wight bestand, man wird aber nicht leicht glauben, daß die letzte Spur dieser Verbindung ein bei der Ebbe trockener und dazu fahrbarer Damm war, und daß dieser Damm gerade bis zum Zeitalter Timaios bestand. Andere haben Thanet in Ostengland oder sogar außerbritannische Inseln vorgeschlagen (vgl. u. a. Siret L’Anthropologie 1908, 129, der Mictis noch immer als richtig annimmt). Ob I. mit Itium (s. d., bei Boulogne) etymologisch zu verbinden sei, scheint sehr zweifelhaft: näher steht wohl das Icht oder Ictium mare (s. d.).