[Abschnitt korrekturlesen]
- S. 965 zum Art. Igaeditani:
Die Igaeditani, ein iberisch-lusitanischer Volksstamm, sind nur durch hispanische Inschriften aus der Zeit der Römerherrschaft bezeugt (von den sechs Inschriften schreibt eine den Namen mit E statt AE, eine andere mit C statt G, s. u.). Sie bildeten eine römische Volksgemeinde (Civitas) der Provinz Lusitania, nach Hübner CIL II p. 49 ohne ein Oppidum mit besonderem Namen, gleich den Aravi u. a. Jedenfalls kennen wir den Namen ihres Hauptortes nicht, und die Ansetzung eines Ortsnamens Igaedi durch Kiepert FOA XXVII Ec (nicht so auf den Karten zu CIL II) ist nur
[1203]
Vermutung, gerechtfertigt allerdings durch gleichartige, nachweislich von iberischen Städtenamen abgeleitete Ethnika, wie Astigitani von Astigi, Iliberritani von Iliberri, Isturgitani von Isturgi, Tuccilani von Tucci, vgl. noch Acci, Basti, Ilici, Iptuci, Ossigi, Ucubi. Die I. waren, und zwar an erster Stelle genannt in dem Verzeichnis der Gemeinden, welche die noch erhaltene Brücke über den Tajo – Tagus bei Alcantara (Hübner Ann. Inst. arch. XXXV 1863, 173ff. und CIL II p. 89–96. Daremberg-Saglio Dict. des antiq. VII 564) im J. 105/6 haben erbauen lassen, CIL II 760 (Dessau 287 a): Municipia provinciae Lusitaniae stipe conlata quae opus pontis perfecerunt: Igaeditani, Lancienses oppidani, Talori, Interannienses, Colarni, Lancienses Transcudani, Aravi, Meidubrigenses, Arabrigenses, Banienses, Paesures. Alle die genannten Gemeinden sind auf den beiden Flußufern in der Umgegend der Brücke zu suchen. Für die Bestimmung des Gemeindegebietes der I. haben wir Anhaltspunkte in den Fundorten von zwei Inschriften (CIL II Suppl. Tab. I Je): CIL II 460, gefunden zwischen Monsanto und Valverde, ist ein Grenzstein (Terminus), zwischen den Gebieten der Lancienses oppidani und der I. errichtet auf Grund der Grenzbestimmungen durch Augustus, nach der einen Überlieferung der Inschrift im J. 2 v. Chr. (= J. 752 der Stadt Rom), nach der anderen im J. 5/6 n. Chr.: Imp(erator) Caes(ar) Aug(ustus) usw. term(inum) Aug(ustalem) inter Lanc(ienses) opp(idanos) et Igaedit(anos). CIL II 435 aber ist die Weihinschrift eines Freigelassenen der Gemeinde: Iovi Crhyseros (so statt Chryseros) Igeditanorum lib(ertus) v(otum) a(nimo) l(ibens) s(olvit). Fundort der letztgenannten Inschrift ist Idaña oder Idanha, von dem südwestlich davon gelegenen ,Idanha a Nova‘ unterschieden als ,Idanha a Velha‘, d. h. die alte (Stielers Handatlas⁹ Nr. 32 DE 3). Derselbe Ort wird als Fundstätte angegeben für die Inschriften 436–451 (452). Wir haben also hier den Mittelpunkt der Gemeinde, den für uns, wie gesagt, namenlosen Hauptort der I. anzusetzen. Von den Inschriften aus Idanha seien außer der erwähnten Weihinschrift (435) noch hervorgehoben die Grabschrift eines Mannes, 442, mit der Tribusangabe Quir(ina), also derselben Tribus, welcher auch andere Gemeinden oder Einzelpersonen in Lusitania zugeteilt waren (Kubitschek Imp. Rom. trib. discr. 183–186), ferner Inschriften, welche nennen einen Mann aus Salmantica, 438 (vgl. CIL II p. 109ff. und Suppl. Index p. 1153. Kiepert FOA XXVII Dde) und einen Mann aus Libia, 439 (vgl. Itin. Ant. Aug. 394, 2. Kiepert FOA XXVII Bg), schließlich das ,in einer sehr alten Kloake‘ als Deckstein gefundene Bruchstück der Inschrift eines gewesenen Soldaten (Veteranen), 437. Als Fundorte in der Umgegend werden genannt ,Cappignia villa‘, d. i. Capinha (CIL II Suppl. Tab. I Jd), CIL II 453f. und in der Nähe, nordöstlich, Villalupi = Valdelobo? (a. a. O. Tab. I HJe), CIL II 455f., auch 457 (458: weiter nördlich, S. Antão de Benespera, a. a. O. Tab. 1 He), endlich das genannte Monsanto (a. a. O. Tab. J Je), woher eine Weihinschrift des Iuppiter O(ptimus) M(aximus) angeführt wird, gestiftet von den Bergbewohnern (montani), CIL II 459. Außer dem hier überlieferten örtlichen, lateinischen
[1204]
Namen liegt ein heimischer Ortsnamen vor in dem Namen einer Gottheit, der auf -aicus endigt und zusammengehört mit den in Hispanien häufigen (iberischen) Namen von örtlichen Schutzgeistern auf -aicus, -aigus, -accus, -aegus u. ä.[1], CIL II 454 (bei Capinha) Bandiarbariaicus. Herkunftsbezeichnungen liegen noch vor in CIL II 453: T(aporus?) d(e) v(ico) Talabara und wahrscheinlich in der Grabschrift 458 eines Procul[i]us Proculus Meidubri(gensis) mit einer Proculia Proculiana; vgl. zum Namen Taporus CIL II 408. 519–521. 950, auch p. 95, und zu Meidubriga ebd. 760 und p. 95 (im Suppl. Index p. 1149 ist, gewiß irrig, Meiduber deus? angegeben[2]. Die Personennamen, welche die Inschriften von Idanha und Umgegend bieten, sind teilweise einheimisch, keltisch oder iberisch (z. B. CIL II 440. 441. 447. 448. 450. 453. 454. 455), teilweise römisch-lateinisch (von dereinstigen Unfreien griechisch, vgl. 435, auch 445). Außerhalb des Gemeindegebietes werden Angehörige der Gemeinde bezeugt durch drei Inschriften. Einmal nannte die Unterschrift zur Weihinschrift eines Tempels, den der Erbauer der oben erwähnten Brücke von Alcantara (C. Iulius) Lacer am Zugang zur Brücke in rupe Tagi dem Kaiser Traianus geweiht und mit einem Gedicht ausgestattet hatte, auch dessen Freund Curius Laco Igaeditanus, CIL II 761, vgl. dazu p. 95 und Suppl. p. 826. Dann gibt der Stifter von zwei ungefähr gleich gestalteten Altären, Ephem. epigr. VIII (1899) p. 360 nr. 14. 15 (Dessau 4510), ein Soldat, Fahnenträger der Cohors II Lusitanorum (vgl. o. Bd. IV S. 312f.), Toncius Toncetami f. (so statt Tongius Tongetami filius), auf der Inschrift des einen Altars seine Heimat an, denn er nennt sich Icaedit(anus), wie die Inschrift schreibt, welche überhaupt C und G nicht voneinander unterscheidet. Diese Inschrift (a. a. O. nr. 15) ist einer iberischen, wohl örtlichen, sonst nicht bekannten Göttin Trebaruna geweiht, während der andere Altar (a. a. O. nr. 14) die Viqtoria (= Victoria) als Soldatengottheit ehrte (eine Gleichstellung der beiden Göttinnen, Leite de Vasconcellos Archeologo Português I 1895, 226 und Holder Altcelt. Sprachsch. II 1906, scheint unbegründet; allerdings ehren auch bürgerliche Lusitanier die Victoria, wie CIL II 457. 402). Die beiden Altäre, jetzt in Lisboa - Lissabon, befanden sich früher in Fundão, etwa 34 km nordwestlich von Idanha a Velha, und zwar jenseits eines Gebirgszuges gelegen (Stielers Handatlas⁹ Nr. 32 D 3). Die in Ephem. epigr. ausgesprochene oder (nach Leite) wiederholte Annahme, daß die beiden Altäre vielleicht von Idanha-a-Velha nach Fundão verschleppt gewesen seien, ist unwahrscheinlich auch deshalb, weil innerhalb des Gemeindegebietes Angabe der Herkunft nicht üblich ist. Schließlich nennt eine Grabschrift von Zafra (CIL II Suppl. Tab. I Nf) in der ehemaligen Provinz Baetica eine Frau aus dem Gemeindegebiet der I., CIL II 987: Allia Severa Igaeditana ann(orum) XXII h(ic) s(ita) e(st)
[1205]
usw. Hübner CIL II (1869) p. 49–51 und Suppl. (1892) Index p. 1146. De Vit Onomasticon III (1883) 522. Westgotisches Geld nennt den Namen Egilania, aus welchem sich der heutige Ortsname Idanha entwickelt haben könnte (Heiß Monn. des rois wisigoths 1872 p. 51, auf den Hübner Mon. ling. Iber. 1893 p. 233 verweist).