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RE:Judas Makkabaios

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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aus hasmonäischem Priestergeschlecht, Führer im Befreiungskampf der Juden
Band IX,2 (1916) S. 24612464
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Judas Makkabaios, bei Joseph. bell. Iud. I 37, aus Lässigkeit oder Tendenz, jedenfalls fälschlich, als der älteste bezeichnet, in Wahrheit (1. Makk. 2, 4) der dritte Sohn des Hasmonäers Mattathias aus jüdischem Priestergeschlecht in Modein, ist der erste eigentliche Führer im religiös-nationalen Befreiungskampf der Juden gegen die Syrer und gegen die Hellenisierungspolitik des Antiochos Epiphanes. Sein Beiname Makkabaios stammt aus dem Hebräischen und bedeutet, trotz aller beachtenswerten Gegengründe, die Curtiss The name Machabee 1876 zusammengestellt hat, doch wohl der ,Hammer‘ (vgl. die Analogie des fränkischen Karl Martell); die anderen Deutungen, etwa ,Der Vernichter‘ oder der Name als Verkürzung mehrerer hebräischer Worte und als Schlachtruf scheitern an sachlichen und sprachlichen Schwierigkeiten. Es scheint, daß dieser Beiname ebenso wie die Beinamen der anderen Söhne des Mattathias (1. Makk. 2, 2–5. Joseph. ant. XII 266) in bewußter Absicht aus dem Hebräischen entnommen sind, um auf diese Weise vorbildlich gegen die hellenisierende Tendenz zu demonstrieren, die darauf ausging, den jüdischen Ursprungsnamen durch einen griechischen zu ergänzen und allmählich zu verdrängen oder zu ersetzen. Daß er nachträglich hinzugefügt ist, um J. als tapfer und siegreich zu charakterisieren, wird durch die ex eventu gegebenen Beinamen der Brüder bestätigt, besonders Eleazars, der nach seiner Tötung des Elefanten in der Schlacht von Bethzacharja Awaran genannt wird. Jedenfalls wird der Beiname des J. nachher Name des Geschlechts, weil J. der ganzen Freiheitsbewegung Ziel und Impuls gegeben hat.

Er übernimmt (167/6) nach dem Tode des Mattathias, dessen Dasein und Tätigkeit man nicht [2462] mit Niese wegleugnen kann, weil Mattathias in dem epitomierenden und im einzelnen unzuverlässigen 2. Makk. übergangen wird, den Befehl über die jüdischen Freischaren, die sich zum Widerstand gegen die Syrer zusammengetan und in die Berge zurückgezogen haben. In kleinen Gefechten erzieht er die kampfungewohnten, durch religiöse Rücksichtnahme auf das Sabbathgebot in Angriff und Verteidigung noch besonders beschränkten Juden an die Kriegsführung, die er zunächst als Guerillakrieg betreibt. Viel mehr sind auch nicht die Erfolge, die er gegen Apollonios, den Befehlshaber von Samaria, dessen Schwert er künftighin führte, und Seron, Strategen von Koilesyrien, erringt. Beide Kämpfe, der erste ohne Ortsangabe, der zweite bei Beth Horon nw. von Jerusalem, werden im 2. Makk. übergangen, ohne daß man darum sie eliminieren darf. Die Auslassung erklärt sich zum Teil aus seinem ἐπιτομή-Charakter, den man für eine Analyse des Buchs mehr berücksichtigen muß, zum Teil aus seiner zusammenhanglosen und mit Episoden überlasteten Komposition, die eigentlich erst vom Sieg des J. über Gorgias etwas stärkere Einheitlichkeit und Konzentration um die nach Art eines ἐγκώμιον behandelte Person des J. bekommt. Im übrigen bleibt es auch noch, trotz richtiger Gruppierung der Ereignisse, in Einzelheiten dem 1. Makk. unterlegen, mit dem es freilich die Unzuverlässigkeit und Übertreibung in Zahlen teilt; legt es doch den Maßstab einer Weltbegebenheit an die Ereignisse, wo für die Zeitgenossen, wenigstens zunächst, weiter nichts vorlag als eine kleine Revolte an der Peripherie des Reichs.

Allmählich aber bringen die Erfolge, die durch eine auf Veranlassung des J. erfolgte Organisation des jüdischen Heeres (1. Makk. 3, 55) ermöglicht und gefördert werden, den syrischen Machthabern die innere Stärke dieser Erhebung zum Bewußtsein und lassen, verbunden mit der Bedeutung, die der Besitz Palästinas immer noch für die Auseinandersetzungen zwischen Syrien und Ägypten hatte, aus dem lokal begrenzten Ereignis einer provinziellen Empörung mit der Zeit eine politische Bedrohung des Reichs werden, die dem an und für sich mit Kämpfen belasteten Syrervolk gefährlich werden kann. Darum beauftragt der Reichsverweser Lysias, der in Abwesenheit des Antiochos das Reich verwaltet, den Statthalter von Koilesyrien, Ptolemaios, mit der schleunigen Niederwerfung des Aufstands. Er entsendet, von kleinen Abteilungen unter Timotheos und Bakchides, die im Lande stehen, ganz abgesehen, ein stattliches Heer unter Nikanor und Gorgias, dem sich in Voraussicht des selbstverständlichen Sieges zahlreiche Sklavenhändler anschließen. Bei Emmaus, 3 Meilen westlich von Jerusalem, kommt es zur Schlacht (166/5). Durch einen Überfall auf das Lager, das nur von einem Teil der Syrer besetzt ist, während der andere unter Gorgias selbst J. hatte überraschen wollen, werden die Syrer verwirrt und in die Flucht geschlagen; auch Gorgias wagt es nicht, mit seinen übrig gebliebenen Truppen dem Sieger Widerstand zu leisten. Die militärische Folge dieses Sieges ist die Besetzung von Jerusalem, das stets mehr Ziel als Ausgangspunkt der Bewegung gewesen war; Stadt [2463] und Tempel werden wieder jüdisch, wenn auch ohne die Burg, die noch jahrzehntelang im Besitz der Syrer war und blieb. Die Stadt wird befestigt; der Tempel am 25. Kislew (November–Dezember) 165 wieder geweiht und zur Erinnerung daran ein Fest, Chanukah, gestiftet, das acht Tage gefeiert wird.

Die Besetzung von Jerusalem, durch die auch moralisch der militärische Erfolg unterstrichen wird, ruft Lysias selbst mit einem Heer ins Land; aber er kann weder das vorher stark befestigte Bethsura einnehmen noch die unterschätzte Widerstandskraft des J. brechen. Darum schließt er (164) einen von J. und der Gerusia der Juden gern angenommenen, von dem syrerfreundlichen Hohepriester Menelaus vermittelten, von einer römischen Gesandtschaft lebhaft befürworteten Friedensvertrag (2. Makk. 11, 13. 59, von 1. Makk. übergangen), der die religiöse Verfolgung beendet, die Unterwerfung und Eingliederung der Juden ins syrische Reich bestätigt.

Nachdem J. sich so im Lande durchgesetzt hat, sieht er sich genötigt, als Schirmherr für die in den Nachbarstädten und -stämmen bedrohten Volks- und Glaubensgenossen einzutreten, gegen die, nicht zum mindesten durch seine Erfolge, die Antipathie in offene Feindschaft umschlug. Damit wird der Kreis seiner Kämpfe über das ursprüngliche Ziel religiöser Befreiung ausgedehnt, der Kampf knüpft an die alten Traditionen vom jüdischen Reich an, zu dem Galiläa und Gilead und das Gebiet bis zum Meer gehört hatte. Der siegreiche Verlauf der grausam geführten Streifzüge bringt Gebietzuwachs und vor allem durch Umsiedlung der Juden aus den zerstörten oder besiegten feindlichen Städten in das Heimatland auch Menschenzuwachs, den das Land nach den Verfolgungen nötig hatte. Besonders aber wird dadurch das Selbstgefühl und die Autorität des J. gestärkt, der bis dahin kein legitimes Amt hatte, sondern Führer aus eigener Machtvollkommenheit und dem Vertrauen seiner Mitkämpfer und allmählich auch seiner Volksgenossen geworden war. Jetzt bilden sich die Anfänge des Gedankens an eine hasmonäische Dynastie –, das unterstreicht 1. Makk. 5, 62. 67, indem es ihren Ruhm und Erfolg als allein heilvoll abhob gegen das Mißgeschick ihrer Unterfeldherrn, die nicht aus diesem Geschlecht waren.

J. sucht sein Werk zu krönen und wendet sich gegen die Burg; ihre Belagerung und der Hilfeschrei der syrerfreundlichen Partei im Lande ruft den neuen König Antiochos Eupator und Lysias selbst herbei, die J. bei Bethzacharja schlagen (bei 2. Makk. XIII verfälscht); vor der Vernichtung schützen ihn die ausgebrochenen Thronstreitigkeiten in Syrien, wo Philippos, vom sterbenden Antiochos Epiphanes zum Vormund des jungen Königs ernannt, Macht und Stellung des Lysias bedroht. Er schließt Frieden, der die freie Ausübung aller religiösen Gebräuche den Juden gewährleistet. Die Ruhe der nächsten Jahre, die durch die Thronwirren in Syrien eintritt, wo Antiochos und Lysias dem neuen Thronprätendenten Demetrios zum Opfer fallen, läßt es J. Macht wieder und weiter erstarken. Als Reaktion dagegen wenden sich die Syrerfreunde unter dem neuen hellenistisch gesinnten, aber [2464] rechtmäßig durch seine Herkunft für das Amt legitimierten Hohepriester Alkimos an den energischen Demetrios; sie sind diesmal verbunden mit den Frommen im Land, denen die freie Religionsübung genügte, die politischen weiter gehenden Ziele der Hasmonäer nicht behagten. Der König schickt zunächst seinen Vertrauten Bakchides, der nach kurzer Zeit von Nikanor abgelöst wird. Dieser versucht zunächst durch friedliche Verhandlungen J. zur Ruhe zu bringen, dann aber teils durch Arglist, teils im offenen, erfolglosen Kampf bei Kapharsalama zu vernichten, wird aber (161) am 13. Adar bei Adasa vollkommen besiegt und getötet. Um sich gegen die Übermacht zu schützen, sendet J. Gesandte nach Rom, dem Hort der kleinen Staaten, der jede Gelegenheit benutzt, um bei seiner Expansionspolitik im östlichen Mittelmeer Handhaben zur Einmischung in die Angelegenheiten der großen Staaten zu haben. Der Bündnis- und Freundschaftsvertrag wird abgeschlossen (über die früher bestrittene, jetzt endgültig von Niese erwiesene Tatsache s. Festschrift für Nöldecke II 817f., über die Form des Vertrags s. Täubler Imperium Romanum Bd. I Staatsverträge und Vertragsverhältnisse S. 239f.). Er bringt J. aber noch keinen Nutzen, da die Syrer, vielleicht auf die Kunde davon, eiligst ihre Macht gegen ihn aufbieten; Bakchides selbst kommandiert und schlägt J. bei Elasa(?) 160; J. selbst fiel, in Modein wurde er begraben. Damit war die erste Epoche der makkabäischen Erhebung beendet.

Literatur: Schürer Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi I. Niese Gesch. der griechischen und makedonischen Staaten III. Wellhausen, Lehmann-Haupt u. a. Darstellungen der Geschichte Israels, von monographischen Darstellungen s. Hugo Weiß Judas Makkabaeus, Freiburg Herder 1897, sowie die einschlägigen Artikel der Bibellexika und Realencyklopädien der verschiedenen Konfessionen; zur Kritik der Berichte Willrich Juden und Griechen, vor allem Judaica. Niese Kritik der beiden Makkabäerbücher, Herm. XXXV (auch als Sonderschrift). Laqueur Kritische Untersuchungen zum 2. Makkabäerbuch. Wellhausen Über den geschichtl. Wert des 2. Makk., Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissensch. 1905, 117ff.

[Wolff. ]