RE:Hasmonaeer
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Nachkommen des Hasmon, mächtige jüdische Familie | |||
Band VII,2 (1912) S. 2491–2501 | |||
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Hasmonaeer, die Nachkommen des Hasmon (s. d.). Außer den schon dort angeführten griechischen und hebräischen Bezeichnungen ist noch [2492] zu nennen οἱ Ἀσαμωναῖοι (Joseph. bell. Iud. II 344. V 139). Die Bezeichnung der H. als Makkabäer, die von dem Beinamen des Juda Makkabi herrührt, ist als eine nur irgendwie zeitgenössische nicht zu belegen (s. o. den Art. Hasmon). Sie hängt zusammen mit dem Titel der beiden Makkabäerbücher; wo das prius steckt, läßt sich freilich nicht sicher entscheiden. Von dem ursprünglich nicht griechisch, sondern wohl hebräisch geschriebenen ersten Buch kennen wir aber noch den allerdings nicht zu deutenden ursprünglichen Titel (Origenes bei Euseb. hist. eccl. VI 25, 2. Schürer Gesch. d. jüd. Volk. III⁴ 194f.); da nun das zweite anders als das erste im wesentlichen eine Geschichte des Juda Makkabi bietet, so liegt es immerhin nahe, daß von ihm der Titel Μακκαβαϊκά ausgegangen ist und auf das erste, das die Geschichte der H. bis 135 v. Chr. behandelt, übertragen worden ist, und daß daraufhin erst die Bezeichnung Makkabäer entstanden ist. Jedenfalls ist aber Origenes (a. a. O.) der früheste Zeuge für sie.
Die erste historisch greifbare Persönlichkeit der H. ist der Priester Mattathia aus Modeïn aus der Zeit Antiochos’ V. Epiphanes[1]. Von ihm ab ergibt sich folgende Genealogie der H.:
[2491.27]
Mattathia † 166 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jochanan Gaddi † 161 | Simon Thassi (143/2–135) | Juda Makkabi † 161 | Eleasar Avaran (Chavran?) † 163 | Jonathan Apphus (Chapphus?) (152–143/2) | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Jochanan (Johannes) Hyrkanos I. (135–104) | Juda † 135 | Mattathia † 135 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aristobulos I. (Juda) (104–103) | Antigonos † 104 | Alexandros (Jonathan-Jannai) (103–76) | Alexandra (Salma?), Witwe des Aristobulos I. (76–67) | Absalom † nach 63 | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Hyrkanos II. (Jonathan?) † 30 (67, 63–40) | Aristobulos II. † 49 (67–63) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alexandra † 28? | Alexandros † 49 | Antigonos (Mattathia) (40–37) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aristobulos (Jonathan) † 35 | Mariamme † 29 vermählt mit Herodes I. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[2491.49] Für die in der Genealogie genannten H. s. Sonderartikel Alexandra Nr. 2 (Bd. I S. 1376), Alexandros Nr. 24. 25 (Bd. I S. 1439ff.), Antigonos Nr. 8. 9 (Bd. I S. 2419f.), Aristobulos Nr. 5. 6. 7 (Bd. II S. 907ff.), Eleazar Nr. 4 (Bd. V S. 2245), Hyrkanos, Jochanan bezw. [2492.49] Johannes, Jochanan bezw. Johannes Hyrkanos, Jonathan, Juda, Juda Makkabi, Mariamme, Mattathia Nr. 1. 2; für den bisher nicht behandelten Absalom s. Joseph. ant. Iud. XIV 71; bell. Iud. I 154 (Oheim und Schwiegervater Aristobulos’ II. wird bei der Eroberung Jerusalems durch Pompeius im J. 63 v. Chr. gefangen genommen) und für die nicht behandelte Alexandra, Tochter Hyrkanos’ II. und Gemahlin des Alexandros, s. Joseph. ant. Iud. XV 23–87. 166ff. 183ff. 202. 247ff.; bell. Iud. I 438ff. (Schwiegermutter des Herodes durch die Verheiratung ihrer Tochter Mariamme mit diesem, [2493] eine heftige und sehr verschlagene Gegnerin ihres Schwiegersohnes; ihr Ziel war die Wiederherstellung der hasmonäischen Herrschaft. Durch ein geschicktes Intrigenspiel bei Antonius und Kleopatra vermochte sie im J. 35 v. Chr. bei Herodes die Ernennung ihres Sohnes Aristobulos zum Hohenpriester durchzusetzen. Mit Recht fürchtete sie dann freilich für dessen Leben; ihr Fluchtversuch mit Aristobulos nach Ägypten mißlang, und sie mußte die Beseitigung ihres Sohnes durch Herodes miterleben. Sie setzte dann bei Kleopatra und Antonius durch, daß Herodes deswegen von dem letzteren zur Verantwortung gezogen wurde. Er wurde jedoch freigesprochen und ist damals trotz seines Mißtrauens gegen Alexandra nicht gegen sie vorgegangen. Es scheint, als wenn sie ihre wahren Absichten und Ansichten stets ausgezeichnet zu verbergen, eben ausgezeichnet zu heucheln verstanden hat und deswegen nicht recht zu fassen war. Eine Probe dieser außergewöhnlichen Verstellungskunst hat sie schließlich auch bei der Hinrichtung ihrer Tochter Mariamme durch Herodes an den Tag gelegt, indem sie die Handlungsweise des Herodes für gerecht erklärte und ihre Tochter des Undankes gegen diesen zieh. Als Alexandra bald darauf von der schweren Erkrankung des Herodes hörte, da hielt sie ihre Stunde endlich für gekommen und machte durch Besetzung der beiden Zitadellen Jerusalems den Versuch, sich der Herrschaft zu bemächtigen. Dieser ist an der Treue der beiden Burgkommandanten gescheitert, und jetzt hat Herodes seine alte Feindin umgehend hinrichten lassen, wohl etwa Anfang 28 v. Chr.). Infolge der Sonderartikel erübrigt sich hier eine die einzelnen Ereignisse mit genauen Quellenangaben registrierende Darstellung der H.; nur ein Bild der Entwicklung ihrer Herrschaft sei gezeichnet.
Im 2. Jhdt. v. Chr. schien sich auch Judäa, das Zentrum des Judentums in dem damals noch durchaus nicht stark judaisierten Palästina, dem Hellenismus allmählich zu erschließen; in den Kreisen der Höhergestellten, selbst unter den Mitgliedern der hohepriesterlichen Familie fand er großen Anklang, die Partei der Griechenfreunde war im ständigen Anwachsen gegenüber den ‚Frommen‘, den Chasidim (Ἀσιδαῖοι), welche besonders streng an dem alten Judentum, das alles von außen Kommende ablehnte, festhielten. Es war daher selbstverständlich, daß Antiochos V. Epiphanes als glühender Vorkämpfer des Hellenismus hier ansetzte und der Partei der entschiedenen Griechenfreunde zur Herrschaft im hohepriesterlichen Amt verhalf. Er hat sich aber schließlich mit dieser Förderung nicht begnügt, sondern hat sich dazu hinreißen lassen – die große Politik, der Kampf mit Ägypten, das unter den Juden, seinen früheren Untertanen, noch großen Anhang hatte, ist hierfür jedenfalls ebenso bestimmend gewesen wie der Hellenisierungseifer – die Hellenisierung des Landes gewaltsam durchzusetzen. Hierbei hat er sich ganz folgerichtig vor allem gegen das Hauptstück des jüdischen Wesens, die jüdische Religion gewandt: der jüdische Kultus wurde verboten. Das gewaltsame Vorgehen des Königs war jedoch ein großer Fehlgriff, beruhend auf einem starken Verkennen des religiösen Fanatismus der Juden; für den Hellenismus und seine synkretistische [2494] Religion war hier der Boden doch noch nicht genügend bereitet. Der jüdische Glaubenseifer begnügte sich nicht nur, wozu freilich die Chasidim neigten, mit passivem Widerstand oder gar mit Resignation gegen das Gebot des Syrers, sondern er führte zu offenem Kampfe. Diesen im J. 167 v. Chr. entfacht zu haben, ist das ausschließliche Verdienst des Mattathia und seiner fünf Söhne; die Chasidim haben sich ihrem Vorgehen erst angeschlossen. Es ist ein reiner Religionskrieg, den Mattathias und nach seinem bald im J. 166 v. Chr. erfolgten Tode sein Sohn Juda Makkabi mehrere Jahre lang und zwar mit gutem Erfolg führen. Denn noch Antiochos V. hat sich – allerdings wohl erst zu Beginn des J. 164 v. Chr. und zwar wohl mit Rücksicht auf seinen bevorstehenden Zug nach dem Osten – entschlossen, mit den Juden zu paktieren (Wellhausen Nachr. Gött. Ges. Phil.-hist. Kl. 1905, 141ff.). Den Aufständischen ist Amnestie und die Rückkehr nach Jerusalem gewährt worden; auch der jüdische Kultus wurde wieder erlaubt. Der Tempel zu Jerusalem, der von dem König dem olympischen Zeus geweiht worden war, wurde Jahweh restauriert, feierlich gereinigt und wiedergeweiht. Das Ziel des Kampfes erscheint also eigentlich bereits erreicht. Wenn trotzdem der Frieden nicht lange gedauert hat, sondern der Aufstand sehr bald von neuem losgebrochen ist, so ist es natürlich möglich, daß auch noch der neue Kampf zur vollen Sicherung der religiösen Freiheit der Juden begonnen worden ist (s. etwa II. Makk. 12, 2), aber es könnte sich doch auch schon bei ihm um weitergehende Ziele der H. handeln. Jedenfalls ist damals Juda bereits imstande gewesen, den jüdischen Glaubensgenossen außerhalb Judäas im weiteren Palästina gegen ihre heidnischen Bedränger zu Hilfe zu kommen, auch Raubzüge über die Grenzen Judäas hinaus zu unternehmen. Als dann aber – Antiochos Epiphanes ist inzwischen gestorben – die syrische Zentralregierung energisch in Judäa eingriff, da hat Juda ihr nicht widerstehen können. Ende 163 v. Chr. ist der Aufstand zusammengebrochen, aber auch jetzt ist wieder volle Religionsfreiheit den Niedergeworfenen zugestanden worden. Von jetzt an kann daher auf keinen Fall mehr das alte Kampfesziel als Grund des weiteren Aufstandes in Betracht gezogen werden, an seine Stelle ist vielmehr ein neues getreten, weltliche Interessen anstatt der religiösen. Die H. kämpfen zwar auch jetzt noch nicht für die staatliche Freiheit der Juden, wohl aber für ihre eigene Herrenstellung innerhalb des jüdischen Gemeinwesens gegenüber dem legitimen Oberhaupt, dem Hohenpriester: der hasmonäische Freiheitskampf erhält dadurch zeitweise sogar den Charakter eines Bürgerkrieges. Da nun aber der von den Seleukiden bestellte und diesen ganz ergebene neue Hohepriester Alkimos ein Anhänger der Griechenfreunde war, so macht sich in diesem Kampfe allerdings auch ein jüdisch-nationales Element bemerkbar; doch ist dies nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen, da die Chasidim sich Alkimos als dem durch seine Abkunft legitimen Hohenpriester durchaus gefügt haben. Eine wichtige Etappe in dem Kampfe der H. um ihre Herrschaft bedeutet alsdann das J. 161 v. Chr.; die H. haben damals den ersten Versuch gemacht, [2495] auch das Ausland für sich zu gewinnen, Juda hat sich an Rom um Hilfe gegen den neuen syrischen König Demetrios I. gewandt. Eine solche ist zwar von den Römern nicht gewährt, sondern den jüdischen Aufständischen ist offenbar nur das Wohlwollen Roms versichert worden (so die meines Erachtens endgültige Lösung der alten Streitfrage der Beziehungen Judas zu Rom durch Niese Oriental. Studien f. Th. Nöldeke 817ff.), aber die prinzipielle Bedeutung des Vorgehens des Makkabi wird dadurch nicht berührt; man hat in ihm das erste Anzeichen dafür zu sehen, daß man auf seiten der H. auch schon die Gewinnung der nationalen Unabhängigkeit ins Auge zu fassen beginnt. Freilich, dieser Gedanke ist dann wieder sofort infolge der schweren Niederlage und des Todes Judas 161 v. Chr. in den Hintergrund getreten. Auf den Kriegshelden Juda folgte nun als Führer der rücksichtslose Diplomat Jonathan, und dieser hat sich mit der syrischen Regierung 157 v. Chr. verständigt, also den Gedanken an nationale Freiheit vorläufig nicht weiter verfolgt gegenüber der Sicherung seiner eigenen Stellung. Eine offizielle, amtliche ist ihm damals freilich noch nicht zugestanden worden; sie ist ihm erst im J. 152 v. Chr. zugefallen, als Folge seiner geschickten Stellungnahme in den syrischen Thronstreitigkeiten. Der syrische Thronprätendent Alexander Balas hat ihn damals zum Hohenpriester ernannt, und seitdem ist die alte erbberechtigte hohepriesterliche Familie, sind die Griechenfreunde von der syrischen Regierung definitiv fallengelassen. Bald darauf, 150 v. Chr., ist Jonathan von dem inzwischen siegreich gewesenen Balas auch die Statthalterschaft von Judäa, d. h. die Versehung der königlichen Gerechtsame in diesem Gebiet übertragen worden (Titel: στρατηγὸς καὶ μεριδάρχης); in seiner Hand waren also jetzt die höchsten weltlichen und geistlichen Befugnisse vereinigt, die H. waren jetzt die auch vom seleukidischen Oberherrn anerkannten offiziellen Führer der Juden. Die ständigen Thronstreitigkeiten im Seleukidenreich, dessen Schwäche und Zerrüttung hat Jonathan auch in der Folgezeit geschickt zu verwerten verstanden, ihm ist jedes Mittel recht gewesen, um seine Stellung in Judäa selbst zu stärken und sein Gebiet über die Grenzen Judäas auszudehnen. Dies ist ihm auch in vollem Maße gelungen. Jonathan ist am Ende seines Lebens nicht mehr seleukidischer Beamter, sondern ein mächtiger Vasall des syrischen Reiches. Inwieweit er bereits schließlich daran gedacht hat, die syrische Oberhoheit vollends abzuschütteln, ist schwer zu sagen; die Berichte von dem Anknüpfen näherer Beziehungen zu auswärtigen Staaten, Rom und Sparta, unterliegen doch vielen Zweifeln. Die volle Beseitigung des Vasallitätsverhältnisses, die Entlassung aus diesem durch die Seleukiden, ist dann auch noch nicht dem Nachfolger Jonathans, dem letztüberlebenden Sohne des Mattathia, dem Simon (143/2–135 v. Chr.) gelungen (z. B. die verbreitete Behauptung von baldigst ihm zugestandener voller Steuerfreiheit beruht auf nicht scharfer Interpretation von I. Makk. 13, 34; s. auch 15, 2ff. und 26ff.). Freilich sind unter ihm viele wichtige Schritte weiter auf dem Wege zur vollen Unabhängigkeit gemacht worden; sie ist von ihm als nächstes von den H. zu erreichendes [2496] Ziel mit allen Mitteln erstrebt worden, und insofern kann man immerhin von Simon als dem eigentlichen Begründer der hasmonäischen Dynastie sprechen. Allerdings sollte man hierfür nicht die Tradition verwerten, derzufolge Simon sich durch einen Volksbeschluß seine Hohepriesterwürde als erblich in seiner Familie hat bestätigen lassen, denn die Glaubwürdigkeit dieser Tradition ist äußerst gering; man hat vielmehr andere gut beglaubigte Tatsachen ins Auge zu fassen. So ist unter Simon die letzte syrische Besatzung in Judäa, die der Akra von Jerusalem, vertrieben worden; Simon führte ferner eine eigene Zeitrechnung nach seinen Herrschaftsjahren ein, ihm ist das Münzrecht wenigstens für Kupfermünzen zugestanden worden, und er hat auch wohl als der erste H. ein offizielles Bündnis mit Rom geschlossen. Ihm ist es auch bereits möglich gewesen, für die Hebung der Wohlfahrt seines Landes ernstlich zu sorgen. Simon ist überhaupt als wirklich bedeutender Regent zu fassen (s. auch I. Makk. 2, 65); außer ihm hat das hasmonäische Herrscherhaus höchstens nur noch einen, seinen Nachfolger und Sohn Jochanan (Johannes) Hyrkanos (135–104 v. Chr.) aufzuweisen. Unter diesem ist auch die endgültige Loslösung der Juden vom syrischen Reich erfolgt; sofort nach dem Tode Antiochos’ VIII. Sidetes (129 v. Chr.), als das Seleukidenreich nach dessen Katastrophe im Partherkrieg ganz ohnmächtig wurde, hat sich der H. völlig unabhängig gemacht. Als souveräner Herrscher hat er dann auch zuerst Münzen, die seinen Namen tragen, geprägt. Die Eroberungspolitik, die bereits Jonathan begonnen hatte, wurde jetzt energisch fortgesetzt; im Norden, Süden und Osten wurden die Grenzen erweitert, Samarien, Idumäa und ein Teil des Ostjordanlandes wurden jüdisches Gebiet. Die Nachfolger Jochanans, Aristobulos I. (104–103 v. Chr.) und Alexandros Jannai (103–76 v. Chr.), sind auf dem Wege, das alte Reich Davids und Salomos wiederherzustellen, rüstig weitergeschritten, und so hat in den 70er Jahren v. Chr. das Reich der H. etwa ganz Palästina umfaßt. Der religiöse Freiheitskampf hat also die Juden noch einmal zu einem politisch selbständigen Volke gemacht; so ist aus den Trümmern des Seleukidenreiches infolge dessen Ohnmacht und nicht so sehr auf Grund der eigenen Stärke auch im Westen ein größerer Staat entstanden, der von besonderer Bedeutung war als der religiöse Mittelpunkt der großen jüdischen Weltgemeinde. Auch das Reich der H. ist ein Erzeugnis der gewaltigen orientalischen Reaktion gegen die griechische Herrschaft im Osten. Das jüdische Element in Palästina hat durch die Bemühungen der H. außerordentlich an Ausdehnung gewonnen: Galiläa und Peräa sind überhaupt erst durch sie judaisiert, und außerdem noch die Idumäer für das Judentum gewonnen worden. Die H. sind mit Esra und Nehemia einigermaßen auf eine Stufe zu stellen; auch sie haben die Verschmelzung der Juden mit den Nachbarn verhindert, die spezifisch jüdische Kultur wieder fest gegründet. Aber trotz dieser ihrer Bestrebungen haben sie sich doch nicht ganz der Macht des Hellenismus entziehen können und wollten es offenbar auch nicht. Bereits die Söhne Jochanans (Johannes) Hyrkanos führen griechisch-jüdische [2497] Doppelnamen[2], die Münzen erhalten seit Alexandros Jannai neben der hebräischen eine griechische Umschrift, nichtjüdische Söldner stützen seit Jochanan Hyrkanos die Herrschaft, Aristobulos I. wird sogar als Φιλέλλην bezeichnet, muß also die hellenistische Kultur direkt begünstigt haben; überhaupt darf man sich die Judaisierung Palästinas durch die H. nicht zu allgemein und zu gewaltsam vorstellen, denn Griechenstädte mit ihrem Einfluß auch über ihr eigentliches Gebiet hinaus haben auch in hasmonäischer Zeit im Lande zahlreich bestanden. Unbedingter Kampf gegen den Hellenismus ist also nur in der Anfangszeit die Parole der H., sie haben sich gar bald gewandelt. Das nationale Element, als dessen Träger sie emporgekommen waren, kommt ins Hintertreffen gegenüber dem dynastischen, die religiösen gegenüber den rein weltlichen Interessen; auch sie treten allmählich ein in die große Reihe der hellenistischen Herrscher. Sie begnügen sich nicht mehr mit dem Hohenpriestertitel, sondern nehmen den Königstitel an und zwar seit Alexandros Jannaï[3]; an die Stelle der Theokratie tritt seitdem ein priesterliches Königtum, an Stelle eines ‚Papstes‘, der zugleich auch die weltliche Leitung hat, tritt der König, der zugleich Kirchenoberhaupt ist. Der Wandel der Führer hat auch einen Wandel in der Gefolgschaft zur Folge, er bringt neue Zwietracht in die Reihen des jüdischen Volkes. Dieses hatte anfangs in seiner Menge durchaus hinter Mattathia und seinen Söhnen gestanden. Die besonders Gesetzesgestrengen, die Chasidim, waren freilich bald (s. S. 2493) von ihnen abgeschwenkt; diesen Eiferern erschienen die H. als dauernde Führer wegen ihrer mangelnden Legitimität ungeeignet. In der Zeit des weiteren Freiheitskampfes, als beim Volke noch das nationale Element überwog, scheinen sie aber zu einer bedeutungslosen Sekte herabgesunken zu sein, um freilich nach der glücklichen Beendigung des Kampfes, als die nationalen Bestrebungen verwirklicht waren und [2498] die religiösen Interessen unwillkürlich wieder in den Vordergrund traten, aufzuleben und nun unter dem neuen Namen der Pharisäer zu einer mächtigen Partei zu werden, welche gegen die neuen, nicht legitimen Hohenpriester umso schärfer ankämpfen mußte, je mehr diese sich von dem Ideal der altjüdischen Theokratie, von dem starren Judentum entfernten, je weltlicher sie wurden, und durch dies alles sich von dem innersten Wesen des Judentums, das sie eben erst gerettet, abzuwenden schienen. Es ergab sich ferner von selbst, daß die H. infolge dieser ihrer Wandlung in enge Verbindung mit denen traten, die sie anfangs bekämpft hatten, die gerade durch sie im Volksempfinden diskreditiert worden waren, mit der priesterlichen Aristokratie, die damals genau wie die hohen Geistlichen des ausgehenden Mittelalters und der Renaissancezeit gerade die Vertreter einer weltlich gesinnten politischen Richtung waren und dementsprechend auch jeden strengen Orthodoxismus in Religion und Kultur verwarf, die aber im 2. Jhdt. v. Chr. noch nicht als eine besondere dogmatische Partei zu bewerten ist. Die Verbindung mit dieser Gruppe der vornehmen Priester und der ihnen verbundenen nicht priesterlichen Vornehmen, den sog. Sadducäern, ist nun ein weiterer Grund für die Entfremdung zwischen den H. und Pharisäern; die Herrscher gewannen zwar den Adel für sich, um aber dafür das Volk allmählich zu verlieren. Schon unter Jochanan Hyrkanos hat der Umschwung eingesetzt; anscheinend ist sogar unter ihm gegen Ende seiner Regierung bereits der vollständige Bruch mit den Pharisäern erfolgt. Dieser Gegensatz hat sich alsdann unter Alexandros Jannai zu einer direkten Gefahr für die Herrschaft der H. ausgewachsen. Unter diesem ist es zur offenen Rebellion der pharisäischen Partei gekommen (Ende der neunziger Jahre). Sechs Jahre lang hat der Bürgerkrieg getobt; die Pharisäer haben selbst vor dem Landesverrat nicht zurückgescheut, sich mit dem Seleukiden Demetrios III. verbunden. Allerdings sind sie schließlich unterlegen, da ein großer Teil des Volkes noch nicht ganz in ihrem Bann gewesen zu sein scheint, die Ehre der Nation noch über die Religion stellte und sich schließlich aus seiner bisherigen Teilnamlosigkeit zur Unterstützung des Königs gegen die Pharisäer aufraffte. Der Niederlage der Pharisäer ist dann nach kurzer Zeit ein großer Triumph gefolgt; die Nachfolgerin des Alexandros, seine Gemahlin Alexandra (76–67 v. Chr.), hat nicht nur mit ihnen Frieden geschlossen, sondern ihnen sogar maßgebenden Einfluß auf die Regierung gestattet, ihre Vertreter, die Häupter der Schriftgelehrten, in den jüdischen Senat, in das Synedrion aufgenommen, das zwar schon unter Jochanan Hyrkanos staatsrechtlich von Bedeutung gewesen sein muß, da es in den Münzaufschriften neben dem Herrscher genannt wird, dessen großer tatsächlicher Einfluß aber offenbar erst aus der Zeit der Alexandra stammt. Die Pharisäer haben es dann verstanden, in ihm sich bald eine dominierende Stellung zu verschaffen. Aber den inneren Frieden hat auch diese Reaktionszeit, in der nach außen das Reich noch ungebrochen dasteht, dem Staate der H. nicht wiedergebracht: der jüngere tatkräftige Sohn Alexandras, Aristobulos II., hat sich den [2499] zurückgesetzten Sadducäern zugewandt, und es ist ihm nach dem Tode der Mutter gelungen, den rechtmäßigen Erben, den unbegabten Schwächling Hyrkanos II., zu verdrängen und selbst König zu werden (67 v. Chr.). So tritt jetzt zu der Uneinigkeit im jüdischen Volke noch der Zwist im Herrscherhause hinzu; denn Hyrkanos ließ sich von dem schlauen Idumäer Antipatros zum neuen Kampfe gegen Aristobulos aufreizen, und dieser Bruderkrieg besiegelte das Schicksal des Reiches. Er bietet infolge der Torheit der Streitenden, die die Römer als Schiedsrichter angingen, diesen Gelegenheit, sich einzumischen. Als schließlich Aristobulos gegen den Schiedsrichter Pompeius mißtrauisch wurde und sich gegen ihn auflehnte, da war es schon zu spät; Rom war jetzt nicht mehr gewillt, auf die Beute, die man ihm geradezu entgegengebracht hatte, zu verzichten. Und so ist 63 v. Chr. Jerusalem in die Hand des Pompeius gefallen; Aristobulos wurde als Herrscher beseitigt, zugleich mit ihm aber auch die Selbständigkeit des Reiches. Hyrkanos mußte mit für die Auflehnung des Bruders büßen, wurde tributpflichtiger Vasall Roms in einem stark verkleinerten Reiche. Der Königstitel wurde den H. genommen, nur der Hohepriestertitel blieb, es trat also wieder der weltliche Charakter des Gemeinwesens in den Hintergrund, wie es die Pharisäer von Pompeius erbeten hatten. Ihrem religiösen Fanatismus erschien eben die Beseitigung eines Reiches von weltlichem Gepräge als unbedingte Notwendigkeit; sie haben sich daher nicht gescheut, hierzu die Unterstützung des Römers anzurufen und ihn um die Abschaffung des Königtums zu bitten. So haben also in dem Kampfe der 60er Jahre eigentlich die Pharisäer gesiegt und nicht einer der beiden Brüder. Mit dem kurzen Glanze der H. ist es hiermit definitiv aus; Rom ist auch der Juden allgewaltiger Herr geworden. Hyrkanos, der vollständig in der Hand des Antipatros ist, ist gegenüber den jeweiligen römischen Machthabern im Osten ganz wehrlos, fügt sich ihnen und ihren Anordnungen ohne weiteres, und die verschiedenen Versuche, welche in den fünfziger und vierziger Jahren Aristobulos II. und seine Söhne Alexandros und Antigonos im Vertrauen auf den Römerhaß der Juden und das von neuem mächtig erwachte nationale Freiheitsgefühl unternehmen, sich der Herrschaft in Palästina zu bemächtigen, sind nur als Putsche zu bewerten, und als solche von keiner großen Bedeutung. Antigonos ist es dann freilich 40 v. Chr. mit Hilfe der Parther gelungen, Hyrkanos und seinen allmächtigen Günstling Herodes zu entthronen: er ist der letzte H., der zur Herrschaft gelangt ist. Seine Aspirationen – er nennt sich wieder König und prägt als solcher Münzen – waren aber größer als seine Macht; als Herodes, der an Stelle des unmöglichen Hyrkanos von Rom zum jüdischen Herrscher ausersehen war, von Antonius wirksam unterstützt wurde, da brach seine Herrschaft schnell zusammen. Im J. 37 v. Chr. ist er auf Antonius’ Befehl hingerichtet worden. Jetzt waren nur noch zwei männliche Mitglieder des H.-Hauses am Leben. Bereits zwei Jahre später ist dann das eine, Antigonos’ Neffe Aristobulos, dem Mißtrauen des Herodes erlegen, ohne daß es ihm vergönnt gewesen wäre, eine [2500] politische Rolle zu spielen, und 30 v. Chr. ist auch der letzte H., der greise Hyrkanos, der die letzten 10 Jahre seines Lebens durchaus als Privatmann gelebt hat, von Herodes beseitigt worden; der Usurpator wollte dadurch verhindern, daß seine Gegner sich etwa des Entthronten zur politischen Propaganda bedienen könnten. Das letzte weibliche Mitglied der H.-Familie, eine Tochter des Antigonos, begegnet uns im J. 5 v. Chr., als Frau des Antipatros, des Sohnes des Herodes (Joseph. ant. Iud. XVII 92). In der weiblichen Linie, in den Nachkommen des Herodes und der Mariamme, haben sich die H. freilich noch längere Zeit bis zum Tode des wohl kinderlosen Agrippa II. gehalten.
Die H., die so kräftig begonnen, sind sehr ruhmlos aus der Geschichte verschwunden; sie sind erlegen infolge des inneren Zwistes und der Allmacht Roms, gegen die sie freilich auch auf der Höhe ihrer Macht, in der Zeit von Jochanan Hyrkanos bis Alexandra, nichts auszurichten imstande gewesen wären. Denn eine über die lokalen Verhältnisse hinausreichende, wirklich bedeutsame Stellung hat das H.-Reich im hellenistischen Staatenkreise sich nicht zu erringen verstanden. Die Erfolge, die es erzielt, verdankt es weniger der eigenen Macht oder der besonderen Tüchtigkeit seiner Herrscher, als der Schwäche der andern; selbst das geschwächte Seleukidenreich hat stets, wenn es sich zu kräftigerem Vorgehen gegen die Juden aufraffte, über sie völlig triumphiert. Die weltgeschichtliche Bedeutung der H. beruht also nicht auf ihrer mehr oder weniger ephemeren Staatsbildung, dem Produkt der zweiten Periode ihrer Tätigkeit, sondern durchaus in ihrem Wirken für die Aufrechterhaltung des Judentums, d. h. in den Taten und Kämpfen der ersten Generation. Vom Standpunkt der jüdischen Geschichte aus betrachtet ist aber natürlich außer diesem auch jene Staatsbildung hoch zu bewerten, da durch sie und zwar zum letztenmal ein rein nationales und ganz unabhängiges jüdisches Reich geschaffen worden ist. Wenn trotzdem im Talmud der nationale Freiheitskampf der H. und ihre politischen Erfolge ganz in den Hintergrund treten, wenn sie in ihm überhaupt nicht nur eine geringe Rolle spielen, sondern zum Teil direkt scharf feindlich behandelt werden, so hängt dies mit ihrer Gegnerschaft gegen die Pharisäer zusammen, deren Gesinnung ja im Talmud zum Ausdruck kommt. Rein menschlich Erfreuliches tritt uns außer bei Juda Makkabi in der hasmonäischen Familie nicht viel entgegen, dagegen eine starke Rücksichtslosigkeit, Wildheit und Grausamkeit, die vor keinen Verbrechen und Schandtaten, selbst nicht vor dem Muttermord, zurückschreckte. Ein Mann wie z. B. Alexandros Jannai ist sogar das Muster eines orientalischen Despoten.
Quellen.
Neben gelegentlichen Erwähnungen bei den verschiedensten antiken, auch zeitgenössischen Schriftstellern besitzen wir zusammenhängende, freilich nicht zeitgenössische Darstellungen eines Teiles bezw. der ganzen hasmonäischen Periode. Es sind dies: das I. Makkabäerbuch für die Zeit etwa von 170–135 v. Chr., das II. Makkabäerbuch für die Zeit von etwa bald nach 180–161 v. Chr. Ihr Quellenwert ist neuerdings eingehenden Erörterungen unterzogen [2501] worden. S. Willrich Iudaica 40ff. 136ff. (vieles sehr Hypothetisches). Niese Kritik der beiden Makkabäerbücher (s. auch Hermes XXXV 268ff. 453ff.), der gegenüber der weitverbreiteten Ansicht von dem höheren Wert des I. dem II. den Vorzug gibt (ebenso Laqueur Krit. Untersuch. zum II. Makkabäerbuch), freilich ohne mit seinen positiven Ausführungen zu überzeugen; dagegen treffen seine negativen Bemerkungen gegen I. vielfach das Richtige. Dieses Urteil etwa auch bei Wellhausen Nachr. Gött. Ges. Phil.-hist. Kl. 1905, 117ff. S. ferner Joseph. bell. Iud. I 31–357; ant. Iud. XII 237–XV 10. Außer der klassischen Literatur ist die rabbinische hereinzuziehen; eine gute Zusammenstellung der Angaben der letzteren bei Derenbourg Essais sur l’hist. et la géogr. de la Palestine I 53ff. Über die literarischen Quellen – erhaltene und nicht erhaltene – s. die näheren Ausführungen bei Schürer Gesch. d. jüd. Volk. I³ 31ff. III⁴ 192ff. Verhältnismäßig wenig kommen als Quellen die Überreste irgendwie monumentalen Charakters in Betracht, wir besitzen von ihnen sehr wenig; am wichtigsten von ihnen sind die Münzen, s. Madden Coins of the Jews 74ff.
Literatur.
H. Ewald Gesch. d. Volk. Israel IV³ 372ff. Grätz Gesch. d. Juden II, 2² 268ff. III⁵ 1ff. Schürer a. a. O. I³ 179ff. II⁴ 1ff. Wellhausen Israel. u. jüd. Geschicht.⁶ 248ff. de Saulcy Hist. des Machabées ou princes de la dynastic asmonéenne. Herzogs Realencykl. f. prot. Theol. u. Kirche VII³ 463ff. s. v. Hasmonäer. Niese Gesch. d. griech. u. makedon. Staaten III 227ff. 252ff. 261. 281ff. 294ff. Bevan The house of Seleukus II 162ff. 198ff. 215ff. 224ff. 238ff. 249. 256f. 260ff. Für die Chronologie ist grundlegend Niese Herm. XXVIII 216ff., für die Kenntnis der jüdischen Parteien unter den H.: Wellhausen Pharisäer und Sadducäer, s. dazu auch Schürer a. a. O. II⁴ 447ff.
- ↑ Diese Umnummerierung des bisher allgemein als 4. Antiochos bekannten Königs scheint mir nötig zu sein, da ich nachgewiesen zu haben glaube, daß vor ihm sein Neffe Antiochos, der älteste Sohn Seleukos’ IV., wenn auch nur kurze Zeit regiert hat. S. den Art. Heliodoros.
- ↑ Der Name Jochanans Hyrkanos ist als solcher nicht aufzufassen. Durch die griechische Form des Namens Hyrkanos darf man sich nicht dazu verleiten lassen, sondern der Name Hyrkanos ist innerhalb des Judentums entstanden, hat sich aus einem Beinamen von Juden, die in Hyrkanien gelebt haben, herausentwickelt, s. etwa יַדּיּעַ הַבַּבְלִי. Daß Jochanan nun gerade noch diesen Namen angenommen hat – er ist in seiner Doppelnamigkeit durchaus mit seinem Vater und dessen Brüdern auf eine Stufe zu stellen (I. Makk. 2, 2ff.) –, dafür kann nun allerdings sehr wohl seine Teilnahme an dem Partherfeldzuge des 8. Antiochos bestimmend gewesen sein; so ist wohl Euseb. chron. II 130 Schoene zu erklären. Schürer Gesch. d. jüd. Volk. I³ 258, 2 ist also zu modifizieren.
- ↑ Joseph. bell. Iud. I 72; ant. Iud. XIII 301 nennt zwar an seiner Statt seinen Vorgänger Aristobulos I., aber Strab. XVI 762 dürfte mit der Nennung von Alexandros im Recht sein, da nicht nur die Münzen des Aristobulos I., sondern sogar noch einige des Alexandros – und dies ist meines Erachtens entscheidend – nur den Hohenpriestertitel nennen.