Karnaim (Καρνειν 1. Makk. 5, 26. 43f.‚ wofür 2. Makk. 12, 21. 26 Καρνιον steht), eine Stadt im Ostjordanland mit einem Ἀτεργάτιον, Ἀτεργατεῖον‚ d. i. einem Tempel der Derketo-Atargatis (vgl. Atargatis von Graf Baudissin in Realenc. f. prot. Theol. II³ 171–177). Hier erfocht Judas Makkabaeus einen Sieg über die von Timotheus befehligten und an der seleukidischen Judenhetze teilnehmenden Ammoniter und ihre Verbündeten. Alsdann eroberte er die Stadt und zerstörte den heidnischen Tempel. Sicher ist K. identisch mit Karnajim קרנים Am. 6, 14 (von LXX κέρατα nicht als Stadtname aufgefaßt), einer Stadt, die von den Israeliten unter Jerobeam II. (783–743) erobert wurde und vorher den Aramäern gehörte. Häufig wird nun dieses K. auch gleichgesetzt mit dem in dem legendarischen Kapitel Gen. 14, 5 genannten ʿAschteroth Karnajim עשתרות קרנים in Basan. Nun kommt aber ʿAsthtaroth עשתרות sonst allein ohne Karnajim vor und bedeutet die Hauptstadt des Königs Og von Basan, Deut. 1, 4. Jos. 9, 10. 12, 4. 13, 12. 31. 1. Chron. 6, 56. An diese Stadt denkt auch ohne Zweifel Gen. 14, 5. Da es, wie Am. 6, 13. 1. Makk. 5 und 2. Makk. 12 zeigen, auch eine Stadt K. im Ostjordanland gegeben hat und auch Jubil. 29, 10 Karnain und Astarot voneinander geschieden sind, so wird die nur Gen. 14, 5 vorkommende Verbindung ʿAschteroth-Ḳarnajim auf einem Lapsus des antikisierenden und gelehrt scheinen wollenden Schriftstellers beruhen (über die Lesart einiger LXX Hss. Gen. 14, 5 Ασταρωθ και Καρναιν s. Schürer Gesch. d. jüd. Volkes II⁴ 164. 276). Für die Bestimmung der Lage von K. bleibt also die Gleichsetzung mit ʿAschteroth-Karnajim (Gen. 14, 5) besser aus dem Spiel. Da nach Euseb. Onom. 112, 3 mit Καρναια die Hioblegenden festverknüpft sind und diese heut an Schêch Saʿd (Bädeker-Benzinger Palästina und Syrien⁷ 147), östlich vom Tiberiassee, im Jarmukgebiet an der Pilgerstraße von Damaskus, haften, so wird man bei der bekannten Zähigkeit der religiösen Tradition K. eben mit Schêch Saʿd zu identifizieren berechtigt sein (Hölscher in Ztschr. des Deutsch. Pal.-Verein XXIX 143f.)‚ und zwar um so mehr, weil, was für eine uralte Stadt, wie K., sehr in Anschlag kommt, gerade in Schêch Saʿd Spuren einer uralten Kultur sich finden. Beweis dafür ist einmal der sog. Hiobstein bei Schêch Saʿd, der sich als ein Denkmal Ramses II. von Ägypten, ca. 1300 v. Chr., entpuppt hat, und der vor einigen Jahren gefundene grimmige Torlöwe aus schwarzem Basalt. ʿAschtaroth mag
[1964]
dann entsprechen entweder dem etwas südlich von Schêch Saʿd gelegenen Tell ʿaschtara oder besser noch dem noch etwas weiter südlicher befindlichen Tell el-aschʿari (Hölscher a. a. O. 145f.).