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RE:Sabaoth

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Prädikat Jahwes
Band I A,2 (1920) S. 15331535
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Sabaoth. Zur Literatur vgl. das eingehende Verzeichnis bei Kautzsch für den Art. Zebaoth in der Prot. Realenc. XXI³ 1908, 620f. Von der seither erschienenen Literatur sei hier erwähnt Westphal Jahwes Wohnstätten 1908, 237ff. Greßmann Die Schriften des Alten Testaments II 1. 1910, 18. Kautzsch Bibl. Theol. d. Alten Testaments 1911, 80ff. Beer Mose 1912, 45. König Gesch. d. alttestamentlichen Religion 1912, 288ff. Hehn Die biblische und die babylonische Gottesidee 1913, 250ff. Zebaoth ist in dem alttestamentlichen Compositum יַהְוֶה צְבָאוֹת‎ bezw. יהוה אֱלֹהֵי [ה]צבאות‎ irgend ein Prädikat Jahwes des Kriegsgottes Israels (Herder), entsprechend der Bedeutung des allgemein semitischen Verbs צבא‎ ‚Krieg führen‘. Von den eben genannten zwei Wortverbindungen ist Jahwe Zebaoth, 234mal gebraucht, die ältere gegenüber der eine Erklärung enthaltenden Jahwe Elohē [haz]zebaoth d. i. Jahwe der Gott der Heerscharen, die obendrein dem Verdacht unterliegt, eine Nachbildung zu Jahwe Elohē Israel zu sein. Zu der grammatischen Abhängigkeit von Zebaoth von einem Eigennamen (Jahwe) Vgl. Gesenius-Kautzsch Hebr. Grammatik28 1909, § 125 h. u. Baudissin Adonis u. Esmun 1911, 260ff. Der Gebrauch von Jahwe Elohē [haz]zebaoth beschränkt sich jetzt im Alten Testament auf die Bücher Samuel, Könige, [1534] Chronik, Psalmen; besonders charakteristisch ist der Name für die Prophetenbücher (ausgenommen Ezechiel, Joel, Obadja, Jona). Daß der Name u. a. nicht im Hexateuch vorkommt, beruht auf einer radikalen puristischen Redaktion, da Zebaoth an צְבָא הַשָּׁמַים‎ ‚das Himmelsheer‘ (d. i. die Sterne) und damit an den verhaßten heidnischen Astralkult zu erinnern schien. In der Septuaginta (LXX) zu Jos. 6, 17 hat sich aber eine Spur von ehemaligem יהוה צבאות‎ in der hebräischen Vorlage erhalten, wie die Wiedergabe von bloßem יהוה‎ im MT durch κυρίῳ Σαβαωθ beweist. Auch ist der merkwürdige Zusatz Jos. 3, 11. 13 im MT ‚des Herrn der ganzen Erde‘ zu ‚der Lade Jahwes‘ gewiß ein Surrogat für des Herrn der Heerscharen‘.

Hinsichtlich des näheren Sinns von Zebaoth sind die Ansichten der Forscher geteilt. 1. Nach den einen bedeutet Zebaoth die irdischen Kriegsscharen Israels, wie ja tatsächlich der Plural צבאות‎ (= Heere, Heeresabteilungen) gebraucht wird, z. B. Exod. 6, 26. 7, 4. Ps. 44, 10 u. ö. Dafür spricht weiter a) daß 1. Sam. 17, 45 Jahwe Zebaoth durch אלהי מערכות ישראל‎ ‚Gott der Schlachtreihen Israels‘ erklärt wird; b) 1. Sam. 4, 4. 2. Sam. 6, 2 wird die heilige Lade, das alte Kriegsidol Israels, zu Jahwe Zebaoth in Beziehung gebracht; c) צְבָא הַשָּׁמַים‎, aber nicht צבאות‎, ist Terminus technicus für das Heer der Sterne oder Engel. 2. Nach den andern bezeichnet Zebaoth aber gerade himmlische Heere. So gelten z. B. in dem alten Kriegslied‚ dem sogenannten Deborapsalm, Richter 5, 20 die Sterne als die Mitkämpen Jahwes gegen die Kananiter. Wenn Zebaoth nur die israelitischen Heere bedeutete, würde sich nicht begreifen lassen, wie z. B. der Prophet Jesaia aus Jahwe Zebaoth dem deus exercituum Israel den dominus totius mundi Jes. 6, 3ff. habe machen können! Die Differenz in den Ansichten der Forscher wird so zu lösen sein, daß dem Herrn Jahwe als dem Kriegsgott Israels – denn das ist Jahwe zumeist für das älteste Israel gewesen – allerlei Mächte und Kräfte in der ganzen Natur zur Verfügung stehen (Genes. 2, 1), z. B. der Donner, der sonst auch als die Stimme oder das Kriegsgeschrei Jahwes Ps. 29, 3ff. gilt; die Blitze, oder die Pfeile Jahwes Ps. 18, 15; der Regenbogen, oder der Kriegsbogen Jahwes Gen. 9, 13; die Wolken, oder sein Gefährt Ps. 18, 11ff. Stürme, Hagelschauer usw.; Seuchen und Pest sind Jahwes Begleiter, Hab. 3, 5. Mit diesen unheimlichen Schutztruppen, die der Antike personifiziert, zu Geistern‚ Dämonen, Unholden, Kobolden usw. macht, kommt Jahwe seinen irdischen Kriegern zu Hilfe. Jene außermenschlichen Mächte sind zusammengefaßt als ,Zebaoth‘. Sie bilden Jahwes Kriegsheere, seine kriegerischen Abteilungen. Oder man denkt sie sich zusammengefaßt als das ,Heer‘ Jahwes (– צבא השמים‎ beschränkt sich auf das Sternen- oder Engelsheer); Genes. 32, 2–3 steht dafürמלאכי אלהים‎ oder מחנה אלהים‎: ‚die Götterboten‘ oder ‚das Heerlager Gottes‘. Dieses Heer hat einen besonderen Oberst, Jos. 5, 14f.; Dan. 8, 11 ist es Jahwe selbst. In gewissem Sinn gehören hieher auch die bene elohim ‚die Gottes- oder Göttersöhne‘ des Alten Testaments, Gen. 6. 1. Hiob 2, 1ff. Hen. 6, 1ff. [1535] Einzelnen hervorragenden Männern ist es vergönnt gewesen, zu dem Geisterheere Jahwes entrückt zu werden. So fährt Elia 2. Kön. 2, 11 auf feurigem Wagen mit feurigen Rossen bespannt (vgl. den ‚großen Himmelswagen‘ als Sternbild?) im Sturm gen Himmel und wird nun einer der oberen Kriegskameraden Jahwes und seiner Zebaoth. Zu Jahwe dem ‚Herrn der Scharen‘ gibt es eine Reihe ähnlicher Gottesprädikate bei den Babyloniern (Hehn a. a. O. 256ff.), ohne daß sich von einem einzigen behaupten ließe, er sei das Vorbild des biblischen Ausdruckes. Eine Parallele zu dem Zebaoth ist u. a. das ‚wilde Heer‘ oder die ‚wilde Jagd‘ in der germanischen Mythologie. Zebaoth ist ein weiblicher Plural: die Heere oder Heeresabteilungen werden als weibliche Streiter angesehen. Die Zusammenstellung Jahwe und die Zebaoth (d. h. Jahwe und die Schlachtjungfrauen) ist dann ähnlich wie Odin und die Walküren! Steht doch die Frau zu dem antiken Helden in enger Beziehung, Gen. 4, 23. Exod. 15, 20. Richt. 4, 18. 5, 1. 11, 34. 1. Sam. 21, 12. Zebaoth ,Scharen‘ wird wie Elohim ,Götter‘ einst ein selbständiger Begriff gewesen und die Masse der übermenschlichen, als Kriegerinnen angeschauten Kräfte bedeutet haben. Die Verbindung mit Jahwe wird erst sekundär sein und aus der Zeit stammen, da Jahwe immer mehr zum alleinigen Gott der israelitischen Stämme aufrückte. Die Zebaoth wurden zu Dienerinnen und Gehilfen Jahwes degradiert. Die Begeisterung für Jahwe Zebaoth wird besonders stark gewesen sein in den Eroberungskämpfen um Kanaan. Die LXX übersetzen Jahwe Zebaoth durch Κύριος Σαβαώθ, κύριος τῶν στρατιῶν, κύριος παντοκράτωρ oder κύριος τῶν δυνάμεων. Die universale, kosmische Bedeutung des Namens ist also den LXX bekannt, das mag der fortgeschrittenen Theologie der Übersetzer entsprechen. Eine allgemeine Bedeutung hatte der Name aber schon im höheren Altertum, nur hatte der hellenistische Jude natürlich entwickeltere Vorstellungen vom Kosmos und seinen Kräften als seine Vorfahren vor 800 Jahren und mehr! Im Zeitalter des Amos und Jesaia umschreibt Jahwe Zebaoth die ganze Machtfülle des allgerechten Weltherrn. Die Zebaoth sind die Beamten und Berater Jahwes. Speziell in Jes. 6 funktionieren die Seraphim in der Umgebung des Jahwe Zebaoth als seine Herolde. Die Zebaoth entsprechen nunmehr dem Hofstaat des irdischen Königs. Blickt in der Verbindung Jahwes mit den Zebaoth für den Religionsforscher noch etwas von Polytheismus, enthalten in dem Wort Zebaoth, durch, so ist dieser wiederum geschickt vermieden durch die Voranstellung von Jahwe vor die Zebaoth. Am Ausgang der alttestamentlichen Religionsgeschichte wird aber Σαβαώθ von Jahwe gelegentlich wieder losgelöst und zum Nomen proprium Gottes gemacht, so zuerst, wie Kautzsch konstatiert, in den Sibyllinen I 304. Bei den Ophiten ist S. einer der Planetengeister. S. wird schließlich auch in jüdischen, hebräischen und griechischen Zauberpapyri als Zaubername verwendet. Hatte doch der Name Jahwe Zebaoth als Schlachtruf gewiß einst auch schon zauberische Kraft.

[Beer. ]