Ritter Toggenburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Textdaten
Autor: Friedrich Schiller
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ritter Toggenburg
Untertitel: Ballade.
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 105 - 109
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1797 (Balladenjahr)
Erscheinungsdatum: 1798
Verlag: J. G. Cotta
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[105]
Ritter Toggenburg.

Ballade.


„Ritter, treue Schwesterliebe
     Widmet euch dieß Herz,
Fodert keine andre Liebe,
     Denn es macht mir Schmerz.

5
Ruhig mag ich euch erscheinen,

     Ruhig gehen sehn.
Eurer Augen stilles Weinen
     Kann ich nicht verstehn.“

Und er hörts mit stummem Harme,

10
     Reißt sich blutend los,

Preßt sie heftig in die Arme,
     Schwingt sich auf sein Roß,
Schickt zu seinen Mannen allen
     In dem Lande Schweitz,

[106]
15
Nach dem heilgen Grab sie wallen,

     Auf der Brust das Kreutz.

Große Thaten dort geschehen
     Durch der Helden Arm,
Ihres Helmes Büsche wehen

20
     In der Feinde Schwarm,

Und des Toggenburgers Nahme
     Schreckt den Muselmann,
Doch das Herz von seinem Grame
     Nicht genesen kann.

25
Und ein Jahr hat ers getragen,

     Trägts nicht länger mehr,
Ruhe kann er nicht erjagen,
     Und verläßt das Heer,
Sieht ein Schiff an Joppe’s Strande

30
     Das die Segel bläht,

Schiffet heim zum theuren Lande,
     Wo ihr Athem weht.

[107]

Und an ihres Schlosses Pforte
     Klopft der Pilger an,

35
Ach! und mit dem Donnerworte

     Wird sie aufgethan:
„Die ihr suchet, trägt den Schleier,
     Ist des Himmels Braut,
Gestern war des Tages Feyer

40
     Der sie Gott getraut.“


Da verlässet er auf immer
     Seiner Väter Schloß,
Seine Waffen sieht er nimmer,
     Noch sein treues Roß,

45
Von der Toggenburg hernieder

     Steigt er unbekannt,
Denn es deckt die edeln Glieder
     Härenes Gewand.

Und erbaut sich eine Hütte

50
     Jener Gegend nah
[108]

Wo das Kloster aus der Mitte
     Düstrer Linden sah;
Harrend von des Morgens Lichte
     Bis zu Abends Schein,

55
Stille Hofnung im Gesichte,

     Saß er da allein.

Blickte nach dem Kloster drüben
     Blickte Stundenlang,
Nach dem Fenster seiner Lieben,

60
     Bis das Fenster klang,

Bis die Liebliche sich zeigte,
     Bis das theure Bild
Sich ins Thal herunterneigte,
     Ruhig, engelmild.

65
Und dann legt er froh sich nieder,

     Schlief getröstet ein,
Still sich freuend, wenn es wieder
     Morgen würde seyn.

[109]

Und so saß er viele Tage

70
     Saß viel Jahre lang,

Harrend ohne Schmerz und Klage
     Bis das Fenster klang,

Bis die Liebliche sich zeigte,
     Bis das theure Bild

75
Sich ins Thal herunter neigte,

     Ruhig, engelmild.
Und so saß er, eine Leiche,
     Eines Morgens da,
Nach dem Fenster noch das bleiche

80
     Stille Antlitz sah.
SCHILLER.

Erläuterungen

Siehe auch Das Kloster Wolkenwiegt

Parodie: Ritter Sockenburg



Download der Sprachversion dieses Artikels Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz