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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Breitenfeld bei Leipzig

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Textdaten
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Autor: Otto Moser
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Titel: Breitenfeld bei Leipzig
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 113–115
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Breitenfeld.


Das Rittergut Breitenfeld liegt eine und drei Viertelstunden von Leipzig, zwischen den nach Delitzsch und Dessau führenden Chausseen, kaum eine Viertelstunde von der Preussischen Gränze, auf einer Hochebene, welche in südöstlicher Richtung eine hübsche, selbst das Erzgebirge berührende Aussicht gewährt, ziemlich 500 Fuss über der Nordsee. Jenseits der Dessauer Strasse verbreitet sich der weithin sichtbare Breitenfelder Tannenwald, welcher durch die heldenmüthige Vertheidigung Pappenheims eine historische Berühmtheit erlangte und nahe dabei liegt das zu Breitenfeld gehörige Dorf Lindenthal; auch stehen diesem Rittergute die nahen Dörfer Grosswiederitzsch, Kleinwiederitzsch und Hahna und das Collaturrecht über die Kirchen zu Grosswiederitzsch, Seehausen und Hahna (Hayna, Hayn) zu.

Breitenfeld gehört zu den stärksten Rittergütern des Landes. Es hat sehr umfangreiche massive Gebäude, ein zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts erbautes, oder doch bedeutend renovirtes Schloss von drei Etagen Höhe und ein hübsches Belvedere mit einer Schlaguhr. Die Gebäude bilden drei Gehöfte und es stösst daran ein wohleingerichteter Garten, auch giebt es um den Ort treffliche Obstpflanzungen. Auf dem Gute befindet sich eine bedeutende Viehzucht, namentlich Schäferei, sowie Brauerei und Ziegelei. Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich vor deren kürzlich erfolgter Abtretung an den Staat über mehr als tausend Menschen, wovon beinahe dreihundert auf preussischem Gebiete wohnen. – Uebrigens ist das Rittergut Breitenfeld berühmt durch zwei Schlachten des dreissigjährigen Krieges, auf die wir später zurückkommen werden. Vom 16. bis 18. October 1813 diente das Schloss dem Kronprinzen von Schweden als Hauptquartier und der Feldmarschall Blücher ertheilte am 16. October von hier aus verschiedene Befehle.

Ohne Zweifel befand sich in früher Zeit bei dem Rittergute Breitenfeld auch ein Dorf, welches durch ein unbekanntes Ereigniss zu Grunde ging. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Verwüstung Breitenfelds im Hussitenkriege geschah; denn in einer zu Merseburg befindlichen Urkunde wird gesagt, „dass ein Schwarm hussitischer Mordbrenner, die sich von dem vor Taucha lagernden Heere getrennt, bis an die Elster hinüber gestreift, wo von ihnen mehrere Dörfer verwüstet worden wären, bis die Landleute sich zusammengerottet und eine ziemliche Anzahl der Fremdlinge am Birkenauer Holze todt geschlagen hätten.“ Ob das Schloss damals ebenfalls verwüstet wurde, ist nicht zu ermitteln, wohl aber sieht man noch jetzt, dass selbiges mit Wall und Graben geschützt war und dem andringenden Feinde einigen Widerstand leisten konnte.

Schon im dreizehnten Jahrhundert wird Breitenfeld urkundlich erwähnt. Es war damals bereits seit „undenklichen Zeiten“ ein Lehn der Bischöfe von Merseburg, die solches, nebst Hahna, bis 1271 den Markgrafen von Meissen zu verleihen pflegten. In diesem Jahre erkaufte Markgraf Dietrich von Landsberg Dorf und Schloss Breitenfeld (Praitvelthe) mit noch einigen nahen Dörfern, worunter Hahna, vom Bischof Werner von Merseburg für zweihundert Mark. Auf dem Schlosse zu Breitenfeld sassen nunmehr adelige Lehnsmänner als markgräfliche Vasallen, von denen 1350 Bercht von Geusau und 1395 Hartwig von Trotha vorkommen; 1401 aber flüchtete Utz von Warin auf Breitenfeld, verfolgt von Timm Pflugk, mit dem er in Fehde lebte, in das feste Haus zu Plaussig, wo ihn der Herr von Plussk wohl aufnahm und mit bewaffneter Bedeckung heimwärts geleitete. Um das Jahr 1490 gehörte Breitenfeld Hansen von Uichteritz und 1560 einem Herrn von Breitenbach, dessen Nachkommen es an Georg Rothe (wahrscheinlich aus dem Geschlecht der Dehnfelser) verkauften, welcher es noch 1612 besass. Durch Erbschaft kam das Gut sammt den Dörfern Gross- und Kleinwiederitzsch, Lindenthal und Hahna an Friedrich von Brösigke, einen sehr intelligenten und in politicis wohlbewanderten Herrn, der die schweren Drangsale des dreissigjährigen Krieges zu ertragen hatte und wegen der später zu zahlenden Kriegssteuern mit der Landesregierung manche hartnäckige Disputation führte. Wie sehr die Vermögensverhältnisse [114] vieler Rittergutsbesitzer und Gemeinden durch den dreissigjährigen Krieg herabgekommen waren, beweist ein Gesuch vom 17. Juli 1647 an Friedrich von Brösigke, als Vorsitzenden der Ständeversammlung zu Merseburg, worin er dringend ersucht wird, die angedrohte schwedische Execution abzuwenden; und doch schuldeten die Restanten nur wenig Geld, nämlich der Herr von Goldstein zwei Thaler neun Pfennige, der von Hacke auf Oberthau einen Thaler zwei Groschen drei Pfennige, Otto von Bose zu Ermlitz eben so viel und die beiden Gemeinden Gross- und Kleinwiederitzsch etwas weniger als drei Thaler.

Nach Friedrich von Brösigke besass Breitenfeld mit Zubehör Tobias von Brösigke, vermählt mit Elisabeth von Bülow, der die unter seinem Patronate stehenden Kirchen reichlich beschenkte und um 1695 gestorben zu sein scheint. Eustachius von Brösigke wird 1718 und noch 1746 genannt, wo er auch das Rittergut Lömsel besass. Sein Leichenstein befindet sich noch jetzt auf dem Friedhofe zu Lindenthal. Bald nach Eustachius von Brösigke’s Tode gelangte Breitenfeld an den Kreisamtmann Blümner in Leipzig, und von diesem an dessen Sohn, den Oberhofgerichtsrath und Leipziger Senator Dr. Heinrich Blümner, der 1839 verwittwet und kinderlos starb. Hierauf kam Breitenfeld mit den übrigen grossen Besitzungen der Blümnerschen Familie an die ihr nahe verwandte Familie Gruner. Der jetzige Eigenthümer von Breitenfeld ist Herr Kaufmann Ferdinand Gruner-Blümner zu Leipzig.

Historisch denkwürdig ist Breitenfeld durch zwei berühmte Schlachten des dreissigjährigen Krieges, in denen die Oestreicher der schwedischen Waffengewalt weichen mussten. Die nähere Schilderung dieser Schlachten bei Breitenfeld wird hier willkommen sein:

Nachdem der furchtbare Tilly Magdeburg in einen Aschenhaufen verwandelt und daselbst zwanzigtausend Einwohner mit unmenschlicher Grausamkeit abgeschlachtet hatte, wandte sich sein bluttriefendes Heer nach Sachsen, wo Kurfürst Johann Georg I., obgleich ein geheimer Anhänger des Kaisers, aus mancherlei Gründen sich in die Arme des schwedischen Königs Gustav Adolph flüchtete und am 4. September 1631 seine Armee bei Düben mit der Schwedischen vereinigte. Drei Tage darauf erfolgte die Schlacht, welche einen neuen Zweig in des Schwedenkönigs Lorbeerkrone flocht. Am frühen Morgen des 7. September standen die beiden feindlichen Heere einander gegenüber. Tilly hatte bei Leipzig ein festes Lager bezogen, in welchem er Verstärkungen abwarten wollte; der feurige Pappenheim aber überredete den greisen Feldherrn, seine treffliche Stellung aufzugeben und solche bei den Hügeln zu nehmen, welche sich von Wahren nach Lindenthal hinziehen. Am Fusse dieser Höhen stand die Schwedische Armee in einer Linie, während ihr Geschütz auf den Hügeln postirt war und somit die ganze Ebene von Breitenfeld bestrich. Von hier näherte sich das Heer der verbündeten Schweden und Sachsen in doppelter Schlachtreihe. Als sich dieses noch ordnete, donnerten unter Pappenheims Anführung zwei tausend eisenbedeckte Kürassiere heran, um den Verbündeten den Uebergang über einen Bach zu wehren; aber die Eisenmänner wurden blutig zurückgeworfen und mussten sich auf die Hauptarmee zurückziehen, während die Schweden ihre Schlachtordnung vollendeten. Den rechten Flügel commandirte der König selbst, das Centrum befehligte der Oberst Teufel und den linken Flügel Gustav Horn. Die Sachsen waren durch einen bedeutenden Zwischenraum von den Schweden getrennt; befehligt von dem Churfürsten Johann Georg und dem General von Arnim.

Die Oesterreichische Armee stand in grosser Ausdehnung und schien die Schweden leicht überflügeln zu können. Das Geschütz war auf den Anhöhen aufgepflanzt und Tilly schien auf diese Art des Feindes Angriffe zu erwarten. Der Feldherr befehligte das Centrum, Pappenheim den linken und Graf Fürstenberg den rechten Flügel. Keine der beiden gegenüberstehenden Armeen überstieg die Zahl von 35,000 Mann.

Mittags um zwölf Uhr eröffnete ein zweistündiges Geschützfeuer die Schlacht. Der Wind wehte von Abend und trieb Staub und Pulverrauch den Schweden entgegen. Dies bewog den König, sich unvermerkt gegen Norden zu schwenken, und die Schnelligkeit, mit der es geschah, liess dem Feinde keine Zeit, dieses Manöver zu verhindern. Endlich verliess Tilly seine Hügel und wagte den ersten Angriff auf die Schweden; aber vor der Heftigkeit ihres Feuers wandte er sich zur Rechten und fiel mit solchem Ungestüm in die Sachsen, dass ihre Glieder sich trennten und die Ritterpferde sammt einem Theile des Fussvolks über den Haufen geworfen und in die Flucht gejagt wurden. Nur die Sächsischen Regimenter Arnim, Bindauf, Taube und Vitzthum leisteten noch einige Zeit Widerstand, bis auch sie sich zur Flucht wandten. Jetzt stürzten plündernde Kroatenhaufen heran und Eilboten wurden bereits abgefertigt, dem Kaiser und dem Kurfürsten von Baiern die Zeitung des Sieges zu verkünden; da rückten die zur Unterstützung der Sachsen bestimmten Schwedischen Obersten Hebron und Hall mit zwei Regimentern an und warfen sich auf das verfolgende kaiserliche Fussvolk, wodurch die Sachsen Zeit gewannen, sich wieder zu ordnen. Dies geschah so schnell, dass die Kaiserlichen sich plötzlich von allen Seiten angegriffen sahen. Der Sächsische Oberst von Steinbach, welcher mit vier Schwadronen bereits gefangen war, stürzte sich auf die Wache, schlug sich durch, und verfolgte in Gemeinschaft mit den Schweden die flüchtige kaiserliche Infanterie.

In vollem Rosseslaufe brausten jetzt die Pappenheimer heran, um den rechten Flügel der Schweden niederzuwerfen; aber ohne zu wanken hielt dieser den furchtbaren Stoss aus. Noch sieben Male erneuerten die Kürassiere den Angriff, aber vergeblich; mit ungeheurem Verluste wurden sie zurückgewiesen und zogen sich hinter die Linie. Tilly aber hatte inzwischen den Rest der Sächsischen Hülfstruppen zerstreut und drang in den linken Flügel der Schweden ein. Diesem Flügel hatte Gustav Adolf, als die Verwirrung der Sachsen entstand, drei Regimenter als Verstärkung gesendet, um die Flanke zu decken, welche die Flucht der Sachsen entblösste. Gustav Horn, der hier befehligte, leistete den feindlichen Reitern kräftigen Widerstand, den die Vertheilung des Fussvolks zwischen die Schwadronen nicht wenig unterstützte. Der Feind begann bereits zu ermatten, als Gustav Adolf herbeieilte, dem Treffen den Ausschlag zu geben. Der linke Flügel der Kaiserlichen war geschlagen und der König führte nunmehr seine unbeschäftigten Truppen gegen die Hügel, wo das feindliche Geschütz Tod und Verderben spie. Im Nu waren die Kanonen genommen und ihr Feuer richtete sich nunmehr gegen die Reihen der Kaiserlichen. Jetzt ergriff diese ein panischer Schrecken. Vor sich den furchtbaren Andrang der Schweden, auf der Flanke das heftige Geschützfeuer trennte sich das Oestreichische Heer zu wilder Flucht, in der selbst Tilly [115] mit fortgerissen wurde. Ein Rittmeister vom Rheingräflichen Regiment, der lange Fritz genannt, erreichte den fliehenden Tilly, schlug ihn mit dem Faustrohre schwere Wunden in den Kopf und wollte ihn eben gefangen nehmen, als der Herzog von Sachsen-Lauenburg herbeieilte und dem langen Fritz eine Kugel durch den Schädel schoss. Inmitten der entsetzlichsten Verwirrung hielten sich nur vier Wallonenregimenter in ihrer Ordnung, alte schlachtergraute Soldaten, die niemals von einem Schlachtfelde geflohen waren und es auch jetzt nicht wollten. In enggeschlossenem Viereck drangen die alten Krieger durch das Schwedenheer und erreichten fechtend das Tannenwäldchen bei Lindenthal, wo sie auf’s Neue Front gegen die Schweden nahmen und bis zum Abend Widerstand leisteten. Hierdurch deckten die braven Pappenheimer die Flucht der geschlagenen Armee – nur sechshundert dieser Helden blieben am Leben und folgten unter dem Schutze der Nacht den Trümmern des kaiserlichen Heeres. Die Schlacht hatte fünf Stunden gedauert. Gustav Adolf warf sich mitten unter den Todten und Verwundeten nieder, um Gott für den erlangten Sieg zu danken. Der flüchtige Feind wurde, so weit es die Dunkelheit der Nacht gestattete, durch die Reiterei verfolgt; das Sturmgeläute in den Dörfern brachte aber auch die Landleute in Bewegung, welche viele der fliehenden Kaiserlichen todt schlugen. Die Niederlage der Oestreicher war so bedeutend, dass Tilly auf seiner Flucht nach Halberstadt nicht über sechs hundert Mann und Pappenheim nicht über vierzehn hundert zusammenbringen konnte. – Die Folgen dieses herrlichen, entscheidenden Sieges waren gross, das kaiserliche Heer vernichtet und der Kriegsschauplatz vom Feinde vollständig gesäubert; vom Würgengel Magdeburgs, dem schrecklichen Tilly aber, „der nie eine Schlacht verloren, nie einen Rausch gehabt und nie ein Weib berührt“, wie er sich rühmte, war das Glück gewichen für immer. Noch ehe ein Jahr verging, traf ihn am Lech die tödtliche Kugel, welche dem Kaiser zwar einen vortrefflichen General raubte, Deutschland aber auch von einem unmenschlichen Wütherich befreite. – Zum Andenken an diese Schlacht liess der hochherzige Besitzer des Rittergutes Breitenfeld, Herr Ferdinand Gruner-Blümner, einen Denkstein setzen, mit der Inschrift:

Glaubensfreiheit für die Welt
Rettete bei Breitenfeld
Gustav Adolph, Christ und Held,
Am 7. September 1631.
 1831.

welcher am wiedergekehrten zweihundertjährigen Erinnerungstage der Schlacht, am 7. September 1831, feierlich geweiht wurde.

Noch einmal während des dreissigjährigen Krieges sahen diese Fluren die Schrecken der Schlacht, als am 23. October (3. November neuen Styls) der Schwedische General-Feldmarschall Torstenson hier abermals einen glänzenden Sieg über die Kaiserlichen erfocht. Die Schweden hatten Leipzig belagert, wo sie reichlichen Vorrath an Lebensmitteln und Geld zu finden hofften und die Oestreicher eilten unter dem Erzherzog Leopold Wilhelm und dem General Piccolomini über Dresden zum Entsatz herbei. Torstenson zog sich von Leipzig zurück und die Oestreicher, in der Meinung er wolle eine Schlacht vermeiden, folgten ihm auf dem Fusse, als ihnen plötzlich die Schweden in völliger Schlachtordnung entgegenstanden. Die Begeisterung des Schwedischen Heeres war auf diesem ihm so heiligen Boden auf das Höchste gestiegen und als die Generale Wittenberg und Stahlhantsch sich auf den linken Flügel der Oestreicher stürzten, wurde dieser, sammt der ganzen ihn bedeckenden Reiterei, über den Haufen gerannt und aus dem Treffen gedrängt. Der rechte Flügel hielt sich besser und die kaiserlichen Kürassiere drangen in die Schwedische Reiterei, wo sie jedoch kräftigen Widerstand fanden. Königsmark fiel den Kaiserlichen in die Flanke und brachte die Reiterei in solche Unordnung, dass sie Piccolomini nicht wieder zusammenbringen konnte. Die Infanterie beider Armeen stand wie Mauern und als das Pulver verschossen war, schlug sie sich mit umgekehrten Musketen. Endlich nöthigte die schwedische Infanterie, unterstützt von ihrer anrückenden Reserve, nach dreistündigem Gefecht das kaiserliche Fussvolk zum Rückzuge. Torstenson verfolgte den linken Flügel der Kaiserlichen bis Leipzig und Königsmark gab dem rechten Flügel keinen Pardon. Ein grosser Theil der Oestreichischen Infanterie hatte sich in das durch Pappenheims Vertheidigung berühmt gewordene Lindenthaler Holz geflüchtet, wurde aber hier von den Schweden umzingelt und bis auf Wenige, welche die Waffen streckten, niedergemacht. Von den Kaiserlichen blieben 5000 Mann auf dem Platze, darunter der Feldzeugmeister von Soye und dreihundert Offiziere. General Fermont und fünf tausend Soldaten wurden gefangen. Die Schweden verloren zwei tausend Mann, darunter die tapferen Generale Lilienhöck und Schlange.

Die weite Ebene, auf der vor zwei Jahrhunderten die beiden berühmten Schlachten geschlagen wurden, war auch in unserer Zeit dazu bestimmt, dass auf ihr die blutigen Würfel der grossen Entscheidungsschlacht geworfen werden sollten, von welcher das Schicksal Europas abhing. Schon vierzehn Tage vor der grossen Völkerschlacht bei Leipzig schlugen sich hier die feindlichen Truppen. Am 16. October 1813 begann hier eine blutige Schlacht. Auf der Ebene von Breitenfeld standen drei französische Corps unter Marmont, ihnen gegenüber drei Schlesische Heerhaufen unter dem alten Blücher, befehligt von York, Langeron und Sacken. Um 1 Uhr begann der Kampf, und nachdem Langeron die Feinde aus Freiroda und Radefeld herausgeworfen, drang er siegend über den alten berühmten Schlachtplan bis Grosswiederitzsch vor. Vier Stunden dauerte die furchtbare Schlacht: mit Sturm wurden die Dörfer zweimal genommen, deren geringer Zwischenraum allein die feindlichen Heere von einander trennte. Mit einbrechender Nacht war die Schlacht beendet; nun aber begann das ungestüme Treiben der kampferhitzten Soldaten, welches die Bewohner der Dörfer in die schützenden Wälder scheuchte. Während viele Dörfer des grossen Schlachtfeldes in Flammen aufgingen, blieb das Rittergut Breitenfeld mit den dazu gehörigen Ortschaften von gänzlicher Vernichtung verschont.

Otto Moser, Red.