Schluß der Gemeinderathssitzung

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Textdaten
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Autor: D.
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Titel: Schluß der Gemeinderathssitzung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 52
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[49]

Schluß der Gemeinderathssitzung.
Nach dem Oelgemälde von Hans Bachmann.

[52] Schluß der Gemeinderathssitzung. (Mit Illustration S. 49.) Trotz der Schwüle des heißen Sommertages ist die Berathung des Gemeindevorstandes eine sehr lebhafte und eingehende gewesen. Das ist, namentlich nach einer üppigen Mahlzeit, eine anstrengende Thätigkeit, da sie einen bedeutenden Aufwand geistiger Spannkraft erfordert. So ist denn auch die anregende Debatte unter Mitwirkung der schwerlastenden Verantwortlichkeit des zu verwaltenden Amtes auf eines der imponirendsten Mitglieder des hohen Rathes nicht ohne merklich erfolgreichen Einfluß geblieben. Von der Sorge um das Gemeindewohl getrieben, ist der wohlbeleibte Gemeinderath, über die beste Lösung der heiklen Fragen und Probleme nachgrübelnd, in tiefandächtige Betrachtung versunken. In seinem anerkennenswerthen Ringen nach Klarheit zum Heile seiner Mitbürger scheint er sich auf dem besten Wege zu befinden oder gar bereits das rechte Universalmittel entdeckt zu haben, wie sich wohl aus einem wiederholten energischen Nicken des runden rothen Hauptes sowie aus dem diese Bewegungen begleitenden wohlgefälligen Grunzen schließen läßt. Seine neben ihm sitzenden Kollegen aber sind boshaft genug, die Gestikulationen und schnarrenden Baßlaute als Symptome eines gesunden Mittagsschläfchens zu deuten. Und schließlich scheinen sie mit ihrer Voraussetzung in der That nicht so unrecht zu haben. Bleibt doch der Wackere, als die Sitzung geschlossen worden und die edlen Rathsherren einer nach dem anderen ganz sachte auf den Zehen davonschleichen, um den in süßem Schlummer Befangenen nicht aufzuwecken, allein auf seinem Platz in unverändert gemächlicher Lage zurück. An der Thür aber fassen die Schelme Posto, um von hier aus den Effekt des gelungenen Streiches zu beobachten, gespannt auf das verdutzte Gesicht des durch einen Ruck des Zufalls plötzlich Aufwachenden, der sich auf einmal ganz allein hier auf der Bank findet und nun die erst noch langsam zurückkommenden Geisteskräfte vergeblich anstrengt, zu ergründen, wo er ist und wie er hierhergekommen. Darüber wird ihn dann allerdings das kaum noch zu unterdrückende Kichern der jubelnden Schalksnarren, die es übermäßig amüsirt, den stolzen Hofbauern so hänselnd auf den Leim geführt zu haben, nicht lange im Zweifel lassen.

Diese komische Situation hat Hans Bachmann, der durch seine lebensvollen Bilder „Weihnachtssingen in Luzern“ (Nr. 50, 1887) und „Der Arzt“ (Nr. 48, 1888) unsern Lesern bereits bekannt ist, in seinem Bilde „Schluß der Gemeinderathssitzung“ mit köstlichem Humor, und mit voller Naturwahrheit geschildert. Auch hier bewährt sich der Künstler wieder als der scharfe Beobachter, der das Landvolk wirklich daheim in seinem ernsten oder harmlos ungezwungenen Thun und Treiben zu belauschen und ebenso natürlich darzustellen weiß. D.