Schwarzwälder Volkstrachten aus dem Gutachthal
[708] Schwarzwälder Volkstrachten aus dem Gutachthal. (Zu dem Bilde S. 689.) Vor wenigen Wochen haben wir den Lesern aus Anlaß des Innsbrucker Volkstrachtenfestes darüber berichtet, wie sich in vielen deutschen Gauen das Streben geltend macht, die malerischen alten Volkstrachten zu erhalten, oder, wo die moderne farb- und reizlose halbstädtische Kleidung jene verdrängt hat, ihre Wiedereinführung zu betreiben. Wie in Tirol, so finden sich auch im Schwarzwald noch vielfach Reste der alten, oft geradezu prächtigen Trachten, und wie dort, so giebt es auch hier Leute, die mit Eifer an dem Werke ihrer Neubelebung arbeiten. Ungefähr um dieselbe Zeit, da in Innsbruck der „Kirchtag in Tirol“ vor Tausenden von Zuschauern sich abspielte, hat im Gutachthale im badischen Schwarzwald, bekannt durch die kühne Triberger Bahn und die mächtigen Triberger Wasserfälle, ein ähnliches Fest stattgefunden, wenn auch in kleinerem Maßstabe. In dem Dörfchen Gutach hat seit einigen Jahren eine kleine Malerkolonie ihren Sommersitz aufgeschlagen, W. Hasemann, der treffliche Schilderer von Land und Leuten im Schwarzwald, dann die Stuttgarter Kappis und Reiß. Sie stellten ihr künstlerisches Vermögen in den Dienst des dortigen Vereins zur Erhaltung der Landestrachten und veranstalteten Sonntag den 19. August ein Trachtenfest, bestehend in einer Reihe von lebenden Bildern, welche das Dasein des Schwarzwälder Bauernkindes von der Wiege bis zum Grabe am Auge vorüberziehen ließen. Unser Bild S. 689 zeigt uns zwei der hübschen malerischen Gruppen, die „Brautschmückung“ und den „Besuch bei den Großeltern“, beide gestellt von Fritz Reiß, der sie auch für die „Gartenlaube“ mit einer charakteristischen, Teile der Gutacher Tracht wiedergebenden Randzeichnung eingerahmt hat.
Möge auch hier unter den Tannen des Schwarzwalds der ausgestreute Same aufgehen und Früchte tragen zur Augenweide auch der kommenden Geschlechter!