er wieder in den Verein ein. Gurlitt ging in vielem über die engere Geschichte Dresdens hinaus, aber das Wesentliche war, daß von ihm zuerst Verbindungen nach den größeren, namentlich bau- und kunstgeschichtlichen Beziehungen gezogen wurden, in denen Dresden stand.
Am 28. November 1879 wurde Dr. Otto Richter, kurz vorher als Assistent der Kgl. Öff. Bibliothek mit 27 Jahren zum Ratsarchivar von Dresden ernannt, Mitglied des Vereins, und mit ihm trat die Persönlichkeit ein, welche für dessen ganze weitere Entwicklung bestimmend wurde, wie noch im einzelnen weiterhin darzustellen sein wird, – die Persönlichkeit, ohne welche der Verein nicht das geworden wäre, was er zu sein sich heute rühmen darf. Richter war bis dahin nur durch eine Arbeit zur Dresdner Geschichte bekannt geworden, mit Schramm-Macdonald hatte er den Text zur sogenannten „Königs-Chronik“ verfaßt, der Jubiläumsgabe der Stadt zum Ehejubiläum König Alberts 1878. Jetzt trat er in ein weites Feld praktisch und wissenschaftlich hervorragender Betätigung ein, im Dienste der Stadt für die Bibliothek und das Archiv und zugleich als Begründer der neuen wissenschaftlichen Quellenforschung und -erschließung sowie Darstellung der Stadtgeschichte.
Er erkannte sofort manche Schwächen und Hemmungen im Verein, welche eine größere Bedeutung bisher hintangehalten hatten. In der Sitzung am 3. Dezember 1880 stellte er als wünschenswerte Neuerungen auf: 1. Erlaß eines Zirkulars an die gebildeten Mitglieder der Stadt zur Gewinnung größerer Mitgliederzahl, 2. mangels der Vorträge Anberaumung allmonatlich nur einer Vortragssitzung, 3. Unterlassung des Rauchens und Biertrinkens bei den Versammlungen. Das 3. „Bedenken“ zog er zurück, da er „auf wenig Neigung dafür rechnen zu können vermeinte“. Das 2. wollte der Vorsitzende nach den Statuten berücksichtigen, es blieb also wie bisher. Die 1. Anregung konnte mangels regelmäßiger Veröffentlichungen und stärkerer Zugmittel doch noch nicht recht ausgenutzt werden. Im September 1881 ging eine „Einladung“ an behördliche Personen (durch Frh. v. Biedermann festgestellt), Geistliche und höhere Lehrer (durch O. Richter), Lehrer (Jentzsch bzw. Hantzsch), Ärzte und Kaufleute (Widemann), Advokaten und Gerichtsbeamte (Volgmann), Künstler und Handwerksvorstände (Gurlitt) ab. Ohne größeren Erfolg, von 82 zu Anfang 1884 stieg die Mitgliederzahl nur auf 85 im Januar 1882. Ein größerer Abgang stand dem Zugang von nur 13 gegenüber.
Etwas Besonderes wurde wohl schon in den Ausstellungen der Bildersammlung geboten, die auch fleißig besucht wurden, z. B. am 13. Juli 1879 die von 500 Porträts durch 152 Personen, im August 1880 die Plan-Ausstellung durch 350. Richter ging seinerseits ähnlich vor. Am 19. und 21. November desselben Jahres stellte er in den Räumen der Stadtbibliothek Scheffelgasse 5 II. (ehemaliges Polizeihaus) eine Auswahl von Abbildungen zur Geschichte und
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/30&oldid=- (Version vom 14.9.2022)