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Münster die Würde eines Propstes und liess die Klostergebäude, namentlich das Dormitorium, neu erbauen[1]. Wahrscheinlich rührt die Säulenstellung an der Armenseelenkapelle des Domumganges von seinen Bauten her. In dem Kriege, der den unglücklichen Vater veranlasste, seine fahrende Habe nach Aachen zu retten, dürfte die Belagerung Aachens durch den Gegenkönig Philipps, Otto von Braunschweig, stattgefunden haben im Jahre 1198. Ich lasse jetzt den Cäsarius fortfahren.

„In Burtscheid lebte ein Mönch von so grosser Einfalt, dass er beinahe Tag und Nacht bei den Bädern, welche dort vor der Klosterpforte auf natürliche Weise warm zum Vorschein kommen, mitten unter den Armen sass, ihnen die Rücken rieb, die Köpfe wusch und die Kleider reinigte. Als ihn der Abt und die Brüder öfters und scharf deshalb zur Rede stellten, liess er doch nicht davon ab, sondern entgegnete mit den Worten heiliger Einfalt: „Wenn ich es lassen wollte, wer würde dann den Armen solche Dienste leisten?“ Als er einmal einen Bittgang nach Köln gemacht, wohnte er dort bei einem gewissen Abraham. Wie nun in der Peterskirche zur Matutin geläutet wurde, stand er auf, und als er dorthin eilend, ein Fenster des obern Stockwerks, in welchem er geschlafen, offen stehen sah, hielt er dasselbe für eine offene Hausthür, ging hinaus und gelangte wohlbehalten auf die Strasse und in die Kirche. Als er nach beendigter Matutin an der wirklichen Hausthüre pochte und von denjenigen, welche ihm öffneten, gefragt wurde, woher er komme und auf welche Art er das Haus verlassen habe, da erfuhren sie durch seine Antworten, dass er nicht durch die Thür, sondern durch jenes Fenster hinausgelangt sei; er selbst war sich nicht bewusst, dass ein Wunder an ihm geschehen, denn da besagtes Fenster, das ich selbst kenne, ziemlich hoch gelegen ist, so unterliegt es keinem Zweifel, dass ihn heilige Engel hinabgetragen haben.“

Die Burtscheider Klosterpforte, von der Cäsarius hier redet, ist wohl das Jonasthor und das davorliegende Bad das nach der Abteikirche benannte erst kürzlich abgebrochene Johannesbad.

„In dem Kloster Burtscheid, nahe bei Aachen, befindet sich ein ellengrosses Gemälde des hl. Bischofs Nikolaus, welches


  1. Quix, Nekrologium; vgl. P. C. Bock, Albertus Aq., Niederrheinische Jahrbücher für Geschichte von L. Lersch S. 42–96; Bock, Rheinlands Baudenkmale I. Serie, Nr. 6.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Pschmadt: Der „dialogus miraculorum“ des Cäsarius von Heisterbach in seinen Beziehungen zu Aachen. In: Aus Aachens Vorzeit, Heft 1/1900. Cremer, Aachen 1900, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Heisterbach_dialogus_miraculorum_Pschmadt.pdf/7&oldid=- (Version vom 15.8.2018)