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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

zur christlichen Religion hinüber gebracht. Einige Väter, welche der Philosophen Grundsätzen anhiengen, haben ihre Lehre verfechtet, in soweit sie dem Glauben nicht entgegen stunde, Geister und Gespenster zugelassen, ja sogar das Daseyn der Waldgötter und die Buhlschaften derselben mit den Menschen behauptet. Gregorius, der Große, in seinen Gesprächen, q)[1] der ehrwürdige Beda in seiner Historie von Engelland, haben in den mittlern Zeiten der Gespenstergeschichte einen neuen Zuwachs ertheilet, da sie alles nachgeschrieben, was die gemeine Sage verbreitete, r)[2] Johann a Voragine, Cäsarius ab Heisterbach, und andere mehr haben in den neuern Zeiten neue Zusätze geschmidet. Zu unseren Zeiten endlich hat der bekannte Cochem, ein vortreflicher Herold der Gespenster, s)[3] der noch manchem Buchhändler das Brod geben


  1. q) Es ist erst noch ein Zweifel, ob die 4. Bücher Dialogi de virtutibus & miraculis Sanctorum eine ächte Geburt dieses heiligen Lehrers sind. Der gelehrte Jesuit Anton Posseviuus will in seinem Apparatu sacro fol. 663. diese von dem H. Gregorius mit seinem Diacon Petrus gehaltene, und der Longobarben Königinn Fendelina überschickte Gespräche für ein unterschobenes Werk erkennen.
  2. r) Magni authores labuntur interdum, oneri & cedunt, vulgoque interdum indulgent, quae ego de Gregorio & Beda jure fortasse dicere possum, quum ille in Dialogis, hic in Historia Anglorum vulgo jactata & credita miracula scribunt. Melchior Canus Episc. Canar. Theolog. L. XI. c. 6.
  3. s) Ich erinnere mich, daß ein grundgelehrter Mann dieses Urtheil über die cochemische Bücher fällete. P. Cochem, sagte er, war ein Mann von einer sehr fruchtbaren Einbildung, und sehr magern Beurtheilungskraft. So ungerecht den Cochemiten dieses Unheil scheinen mag, so ist es doch die pur lautere Wahrheit. Bald sperret er in seinen Geschichten den Ort des Fegfeuers auf. Bald läßt er einen Soldaten, mit Namen Ornus, dahin marschiren. Teufeln und Seelen, so hart es sie auch immer mag angekommen seyn, einen Luftkörper zu künsteln, weil das Feuer die Luft sehr verdünnet, müssen ihm sichtbar werden, und sogar in das
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/019&oldid=- (Version vom 12.4.2020)