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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

Er hat sich unter den Name des grossen Athanasius verstecket. f)[1] Zweytens fehlet ihm der Verstand: wer solle glauben, daß der Teufel die Mönche zum Gebeth aufwecke? Fürwahr ein unerhörte Sache! Daß der Teufel gezwungen worden, Christus den HErrn als den Sohn GOttes zu erkennen, soviel versichert uns die Schrift; daß er aber jemals die Psalmen zur Ehre GOttes abgesungen, oder andere darzu angefrischet, dieß haben wir noch nie gelesen. Daß es Waldgötter gebe, hat zwar Augustinus g)[2] davorgehalten, da aber diese Meinung in allgemeinen Abschlag gekommen, so kann ich um so weniger es glauben, weil so gar ein Waldgott[WS 1] um die Seeligkeit durch das Gebeth des Antonius angesuchet, denn die Gottesgelehrtheit lehret mich nur, daß Christus für Menschen, und nicht für Thiere gestorben seye. Die Geschichte des Thieres, so halb Mensch und halb Esel war,


  1. f) Es ist unstreitig, daß der H. Athanasius das Leben des H. Antonius geschrieben habe. Daß aber die Lebensgeschichte von diesem H. Einsidler, die uns dermalen bekannt, eine ächte Geburt dieses gelehrten Heiligen seye, läugnen viele Kriticker. Denn 1) war Antonius wegen seiner Gelehrtheit allenthalben bekannt, dieser Lebensverfasser aber setzet ihn unter die einfältigsten Menschen. Es saget zwar Augustinus de Doctrina Christ. lib. I. Prolog. daß Antonius die Schrift nur auswendig wüßte; allein er läßt vielmehr dieses in Zweifel beruhen, da er gleich beisetzet, wenn aber dieses jemand für falsch halten will, so will ich deßwegen mit niemanden streiten. At si haec quisquam falsa arbitrabatur, non agam pugnaciter. 2) Findet man in dem vorgegebenen Leben, die Lebensgesetze nicht, welche Antonius den Seinigen ertheilet, und Athanasius in dem ächten Leben des H. Antonius nach Zeugniß des H. Naziancenus in Encom. apud Athanas. Tom. II. schriftlich hinterlassen hat. 3) Mangelt dieser unterschobenen Lebensbeschreibung die Erzählung, welche Sozomenus lib. 1. c. 13 hist. Eccl. aufgezeichnet hat, daß Paulus wegen den von seinem Weib begangenen Ehebruch sich zu ihm in die Wüste verfüget habe, da es doch sonst die geringste Sachen enthält. Mehrere Gründe liefert Dupin.
  2. g) L. XV. c. 23. de civitate Dei.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Woldgott
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/071&oldid=- (Version vom 2.4.2020)