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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

so oft es ihm beliebet, wenn er es nur so einrichtet, daß er im Schlafe große Beängstigung ausstehen muß. Wenn man sich nach einer starken Mahlzeit von lauter blähenden Speisen zu einer Zeit, da man sehr vollblütig ist, mit schwermüthigen Gedanken in ein schlecht gemachtes Bette auf dem Rücken, und mit dem Kopfe zu niedrig legt; so wird man bald zu träumen anfangen, daß uns eine ungeheure Gestalte mit ihrer Last erdrücken, uns die Brüst zusammen schnüren, die Glieder fest halten, und uns ersticken, und umbringen wolle. Man empfindet alle diese Sachen wirklich. Nur das erdichtete Gespenst, wovon man sie herleitet, ist falsch. Daher ist es kein Wunder, daß man des Morgens die Spuren von Gewaltthätigkeiten siehet, welche man wirklich erlitten hat, durch die Befreiung von der Vollblütigkeit, durch hinlängliche Ermüdung zu einem tiefen und sanften und von Träumen freien Schlafe, durch eine gehörige Lage des Körpers im Schlafe, durch mäßige Abendmahlzeiten von leichten Speisen, durch alle die Mitteln, welche das Blut verdünnen, die Brust befreien, das Athemholen erleichtern, die Verdäuung befördern, die Hindernisse des Umlaufs des Bluts aus dem Wege räumen, und die Krämpfe verhüten, kann man den scheußlichen Alp in kurzer Zeit vertreiben. Seit dem die Aerzte dieses gethan haben, ist er von vielen Leuten gewichen, und es scheinet, daß er sich nur bloß annoch bei dem Pöbel, geringen und ungelehrten Leuten einfinde.

Was sagen sie nun zu diesem Hr. Orgon? ich weis, sie wollen nicht ungelehrt und pöbelhaft denken, ich bitte sie also, sie wollen sich nicht mehr so weit herablassen, daß sie glauben, der Alp oder das Nachtmännlein seye ein Gespenste, damit sie sich durch diese Meinung nicht mitten unter dem Pöbel setzen. So allgemein aber bei diesen aufgeklärten Zeiten die Meinung der Gelehrten ist, daß der Alp ein Unding seye, und so einhellig diese das Nachtmännlein

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/119&oldid=- (Version vom 14.2.2021)