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mit welchem in Treue zu wuchern, unser erstes und letztes Streben und Ringen ist. Es ist Untreue in der abschreckendsten und seelenverderbendsten Gestalt, wenn wir untreu sind in Verwaltung und Benützung des empfangenen himmlischen Heils- und Gnadengutes. Es ist aber jede heilige Treue in unserem Christenberuf Vollendung und Verklärung aller menschlichen Treue.

 Es war keine geringe Aufgabe für die Jünger, ihr Leben aus aller Verflochtenheit mit früherer Sünde herauszuziehen, und auch das Sprödeste und Widerstrebendste, selbst den ungerechten Mammon, dieses Mittel bisheriger Ungerechtigkeit, als Mittel ihrer Vollendung und Ausreifung für die Ewigkeit zu benützen. Aber Geliebte, diese Aufgabe ist uns als Christen eben so gestellt. Alles, was wir sind und haben, soll vom Banne der Sünde befreit, soll in den heiligenden Umkreis des aus Gott geborenen Lebens gestellt sein, soll sich eingliedern unserem Beruf für Gottes ewiges Reich. Da dürfen uns auch Fehl und Sünde, die wir beklagen, nicht in dumpfen Unmuth und trostlose Verzagtheit versenken, sondern müssen uns ein Antrieb werden, unser Leben immer mehr mit der befreienden Macht der göttlichen Gnade und des göttlichen Geistes, mit den heiligenden Kräften der obern Welt zu verknüpfen. Es winkt uns die himmlische Sieges- und Friedenshütte und spornt uns an zu treuer Ausdauer. Es kann uns nichts aufhalten, vorwärts zu schauen, vorwärts zu dringen. Der Blick auf das Ziel himmlischer Vollendung füllt unser Leben mit Eifer, heiliger Betriebsamkeit, ernstem Kampf, unablässigem Gebet.

 Sagt nicht, daß ein solcher Sinn uns untüchtig mache für dieß gegenwärtige Leben. Der Himmelsbürger ist auch der treuste Erdenbürger. Die Liebe ist ja Seele und Segen seines Lebens, das Werk der Liebe der Inhalt seiner Treue. Mit dem ungerechten Mammon sollen Christi Jünger sich Freunde machen, die sie aufnehmen in die ewigen Hütten; wir wissen, es geschieht dies durch die Werke der Liebe und Barmherzigkeit. Denn die Werke folgen dem Jünger Christi nach; der Liebessegen geht mit ihm hinüber in die Ewigkeit; die Werke der Liebe und diejenigen, denen sie erwiesen wurden, sind noch in der Ewigkeit die redenden Zeugen seines in der Liebe thätigen Glaubens. Liebe, werkthätige Liebe, wird auch, von euch Geliebte, jetzt viel gefordert; seid treu, seid unermüdet in Uebung solcher Liebe. Es ist hocherfreulich und herzerhebend, daß der Geist der Liebe und des