Seite:Adolf von Stählin - Wie Gottes Wort in der gegenwärtigen Kriegszeit uns zur Treue mahnt.pdf/9

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Herrn. Wollen wir nun nicht auch dieses Herrn Streiter sein? Wollen wir nicht unter seiner Fahne kämpfen? Ja haben wir nicht alle längst zu seiner Fahne geschworen? Wollten wir fahnenflüchtig werden? Es will oft so unendlich schwer werden, seinem Herrn nachzufolgen; aber der Blick auf das Kreuz und des Kreuzes Siegerlohn ermuthigt, entflammt, hebt und stählt. Es sind hohe Güter, für welche Tausende jetzt ihr Leben einsetzen. Heilig und theuer sei uns allen Volk und Vaterland. Aber doch noch höher als sie steht Gut und Erbe seines Reiches, das in ewigem Friedens- und Siegesglanze über dem Kampfe des Einzelnen und der Völker steht. Niemand hat ein größeres Anrecht an uns, als der Gott, der uns berufen zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit, als der Erlöser, der selbst den härtesten Kampf gekämpft und den herrlichsten Sieg für uns erfochten hat. Laßt uns in dieser Zeit des Dranges und der tiefen innern Bewegung, des Sorgens, Fürchtens und Hoffens doch vor allem das Band der Treue gegen unsern Gott und Heiland neu schließen und festigen für immer; dann sind wir wohl geborgen, geborgen für Zeit und Ewigkeit. Laßt uns Treue halten, Treue auch in den härtesten Stunden, Treue bis in den Tod.


II.

 Harte Stände kommen jetzt über Manchen; über unsere Brüder, die dem Kriegsschauplatz näher sind, als wie über unsere Krieger selbst. Was erfordert der Krieg nicht Alles! Man sagt, der Schlachttag selbst sei oft wie ein Tag der Erholung gegen die fast übermenschlichen Anstrengungen und Entbehrungen, die ihm vorausgehen und nachfolgen. Die Treue läßt alles überwinden. Wie gering erscheint das, was wir zu tragen haben, gegen die gewaltige Arbeit dort! Sollen denn nicht aber diese Opfer und Anstrengungen des Kriegs für uns alle eine Weckstimme sein, alles schlaffe und weichliche, alles lasse und träge Wesen zu verbannen, und uns innerlichst zusammenzufassen, eine Mahnung zur Treue auch im Einzelnen und Besondern?

 Laßt uns doch den Spiegel unseres heutigen Evangeliums recht auf uns kehren! Wir alle sind Haushalter, ein reicher Herr, der ewige Gott selbst, hat seine Güter an uns ausgetheilt; von einem Haushalter wird Treue gefordert. Die Predigt von der Treue ist aber