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und hungerig by andre Chinde stöhn
mit ihre breite Rufe, schüch und fremd?

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Und Wi’ und Caffi schmekt der doch so gut!

     Doch lueg im vierte Hus, das Gott erbarm,
was hangt am grüene Wienechtchindli-Baum?
Viel stachlig Laub, und näume zwische drinn
ne schrumpfig Oepfeli, ne dürri Nuß!

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Sie möcht, und het’s nit, nimt ihr Chind uf d’ Schoß,

und wärmts am Buse, luegets a und briegt;
der Engel stüürt im Chindll Thränen i.
Sel isch nit gfehlt, ’s isch mehr as Marzipan
und Zuckererbsli. Gott im Himmel siehts,

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und het us mengem arme Büebli doch

e brave Ma und Vogt und Richter gmacht,
und usem Töchterli ne bravi Frau,
wenns numme nit an Zucht und Warnig fehlt.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: Allemannische Gedichte. Macklots Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1803, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AllemannischeGedichte_Hebel.pdf/104&oldid=- (Version vom 9.3.2024)