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Seite:Allgemeiner litterarischer Anzeiger GemähldeAusstellung Dresden 1799.djvu/3

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sehr bunt in den Gemählden kann man eine vollständige FarbenTabelle zusammen lesen, und trotz so mancher öffentlichen und speciellen Erinnerungen, tingirt Sch. die Finger der Hände und Füsse der Natur zuwider mit dem lebhaftesten Lacke. In einzelnen Theilen lässt sich übrigens noch manches Gute an diesem Gemählde auffinden, so ist z. B. der FaltenWurf in den Gewändern mit vielem Fleisse, und wie es scheint nach nassem Modell gearbeitet, aber nur – wie so vieles Andere – hier nicht an Ort und Stelle.

Professor Giuseppe Canale.

1. Judith im Lager bei Holofernes,

und

2. Darstellung Christi.

Beides eigene Erfindungen, in KupferStichManier mit Rothstein gezeichnet.

3. Ein betender Einsiedler, hinter ihm zwei Engel in einer ländlichen Gegend; Sepia.

Bei den Arbeiten eines so würdigen Veterans muss alle Kritik schweigen. Sie wäre zwecklos. Hier dienen diese fleissig ausgeführten Zeichnungen zu einer angenehmen Erinnerung, dass ein 74jähriger Greis, dem wir so manches vortreffliche Blatt zu danken haben, noch unter uns wandelt und thätig ist.

Johann Christian Klengel.

1. Ein SonnenAufgang in einer Italienischen Landschaft.

2. Eine etwas kleinere Italienische Landschaft in Abend-Beleuchtung.

3. 4. Zwei kleine Landschaften. In Oel.

Kl. hat eine schwere Aufgabe sehr glücklich gelöst, die Sonne unverhüllt in vollem Glanze darzustellen. Nur Claude Lorrain und Vernet wagten vor ihm dasselbe. Aber des erstern Gemählde haben durch das Nachdunkeln gerade der lichtvollsten Farben so viel verloren, dass keine Vergleichung möglich ist, und die des letztern kenne ich nur aus KupferStichen, die noch weniger eine richtige Beurtheilung erlauben. – Ein natürlicher Gang von Zypressen zieht sich einen sanften Hügel herab, auf dessen Rücken sich eine BildSäule erhebt. Ueber dieser steht die Sonne im vollen Lichte, ihr Glanz ist durch die leichten Dünste, welche gewöhnlich am Morgen der Erde entsteigen, kaum merkbar gemildert. Zur Rechten öffnet sich eine weite Ansicht auf das Meer, die entferntere Küste schwimmt im rosigen Dufte, vom Horizonte steigt dichteres Gewölk auf. Dem Auge näher gerückt, sieht man auf einem Berge weidende Herden im Schatten Römischer Ruinen. Am Fusse desselben öffnet sich ein bebuschtes Thal, das sich ganz in den Vorgrund herauf zieht. Hier ruhen noch die Schatten der Nacht, nur den obern Saum der höhern Gebüsche vergolden die ersten Strahlen der MorgenSonne, und heben dichtere Nebel aus dem düstern Thale herauf. Die höhere Luft wird nur durch ein paar StreifWölkchen unterbrochen, die zugleich mit der leichten Bewegung des Meeres die wohlthätige, erquickende Kühle eines frischen MorgenWindes empfinden lassen. Eine Herde Schafe und Ziegen treibt den Hügel herab, und ein reitzendes Mädchen übergiebt, im Schatten, der Zypressen verschönt, ihren schönen Körper den klaren Wellen eines blumenumkränzten Baches. – Ich wünschte mir die DarstellungsGabe eines Düpaty, oder das dichterische Feuer eines Matthison, um den Eindruck, den dieses vortreffliche Gemählde auf mich machte, so ganz rein wieder geben zu können. Hier ist Italien! Hier ist die grosse Natur! – Manche wollten die BildSäule auf dem Hügel am unrechten Platze finden, aber sie übersahen, wie richtig der Effekt berechnet war: es musste hier durchaus eine undurchsichtige Masse der Beleuchtung mehr Stärke geben, und was wäre hierzu passender gewesen? –

Die zweite etwas kleinere Landschaft versetzt eben so ganz unter den reitzenden Italienischen Himmel. Die Beleuchtung ist wahr und warm, die Figuren aber weniger fleissig als auf dem grössern Gemählde. – Viele machen Kl. Kleinlichkeit in Ausmahlung seiner Vordergründe zum Vorwurf. Da unterscheidet man jede Blume, jedes Kraut. Aber verräth diess nicht den echten Kenner und Freund der Natur? Wie oft wird die Illusion durch gesuchte Ausstaffirung, durch grosse unförmliche Massen gestört, die man auf den Landschaften anderer Künstler findet! Man betrachte doch Ruisdael’s und Swaneveld’s Arbeiten, und tadle nicht weiter.

Zwei kleine Gemälde, einfache Ansichten, eine bei kalter RegenLuft, die andere in warmer Beleuchtung bei trübem Himmel, versetzen den Zuschauer ganz in frohen Genuss des reitzenden LandLebens, und sind Beweis, welches Interesse den ganz simpeln und gewöhnlichen Gegenständen der Natur gegeben werden kann, wenn sie richtig gefühlt und aufgefasst werden.

Möchte doch dieser treffliche Künstler dem Abende seines Lebens weniger nahe sein! Mochte die Natur ihren Liebling später zurück fordern, als seine Freunde hoffen dürfen. Lange wird man noch einen Mann suchen, der für dieses Fach so viel Sinn und Gefühl wie Klengel hat! Diese MeisterHand wird längst entaltet sein, wenn ihre Gemählde noch das Herz erwärmen werden, und eine dankbare Nachkommenschaft wird ihnen einen Werth und eine Unsterblichkeit aufdrücken, die nur der wahre Genius behaupten kann.

HofKupferStecher Adrian Zingg.

Vier Landschaften: Ansichten von Eger, der Eger-Brücke bei Karlsbad, Scharfenstein im Gebirge, und Ehrenberg mit Grypstein. In Tusche.

Diese Zeichnungen sind alle ausserst rein und aktiv gehalten, die Gegenstände waren nach der Natur, meistens in Böhmen gezeichnet. Möchte doch eine möglichst vollständige Suite der mahlerischen NaturSchönheiten