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Seite:Allgemeiner litterarischer Anzeiger GemähldeAusstellung Dresden 1799.djvu/5

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Fortsetzung der im Allg. litt. Anz. 1799, Nr. 62, S. 624. abgebrochenen „Historisch-artistischen Nachrichten und Bemerkungen über die GemähldeAusstellung zu Dresden, im März 1799.“


II. Zimmer.

Traugott Lebrecht Pochmann.

1. Venus und Amor, in Oel.

Die Stellung der Venus ist nichts weniger als reitzend. Der halbe Verkurz der Beine musste so viel wie möglich vermieden werden, auch sieht man ihnen zu deutlich an, dass sie nach Gyps gearbeitet sind; man ziehe das Gewand weg, und die Figur ist unerträglich. Hat das der Künstler nicht gefühlt? Möchte man sich doch gewöhnen, die Figuren erst ganz nackend zu skizziren, und dann zu bekleiden, wie manches Mifsverhältniss, wie mancher Verstoß gegen Wahrheit, Schönheit und Natur würde dann vermieden werden! Der obere Theil des Körpers ist recht gut gehalten, aber das Kolorit ein wenig zu kalt, er scheint van der Werft’en nachgeahmt zu haben. Amor ist ein holder Knabe, und das männliche Kolorit desselben macht gegen das weibliche eine recht gute Wirkung.

2. Sein eigenes Portrait, in Oel.

war meisterhaft gearbeitet: Zeichnung, Charakter, Kolorit, Traktation, alles war vorzüglich. Diess mag P. einen Platz anweisen, auf welchem er gut steht; seine so oft misslungenen historischen Versuche sollten ihm das noch deutlicher sagen. –

Christian Lebrecht Vogel.

2 Kinder und 1 weibliches Portrait, in Oel.

1 Knabe, in WasserFarben.

Bei V–’s Gemählden ist man oft zweifelhaft, ob man Pastell- oder OelGemählde sieht; diese Unbestimmtheit giebt seinen Arbeiten etwas Weiches, welches auch die Betrachtung in der Nähe aushält. Dieses, nebst seiner Fertigkeit im richtigen Auffassen der Physiognomien, macht ihn als PortraitMahler vorzüglich beliebt. Seine KinderGruppen sind ungemein reitzend, auch die gegenwärtige nach seiner eigenen Erfindung hatte viel Naives, die Köpfchen viel Charakter, und vorzüglich die grössere der beiden liebenswürdigen Mädchen einen Ausdruck von Güte und Verstand, der hinreissend war. Unschuld und Natur zu mahlen scheint ganz V–’s Fach zu sein. Seine Zeichnung war etwas zu flüchtig bearbeitet.

Franz Gareis.

5 Portraits, in Oel.

Zum Theil charakteristisch gestellt, aber alle nur untermahlt, daher die Härten so wohl der Umrisse als der Färbung.

Zwei Rahmen mit Skizzen, gezeichnet.

Eine Fülle der mannigfaltigsten reitzendsten Gruppen, grössten Theils Mütter in edler Beschäftigung mit ihren Kindern, oder reitzende oder spielende KinderGruppen. – In allen Figuren herrscht eine Anmuth, eine Grazie, die sie mir vor manchen vollendeten Gemählden werth macht, zumal da sie mit diesen Vorzügen die strengste Korrektheit der Zeichnung verbinden. –

Um die Arbeiten dieses Künstlers nicht zu trennen, nehme ich hier ein grosses Gemählde von eigener Erfindung mit, welches der Ordnung nach erst im IV. Zimmer folgen sollte:

Diana und Endymion, in Oel.

Allen Gemählden, die ich noch von G. sahe, und auch diesem fehlt der Stempel der Vollendung. Unter der Leitung seines hohen Meisters Casanova würde er diesen Fehler abgelegt haben; wer soll ihn aber jetzt darauf aufmerksam machen, da er keinen über sich anerkennen