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Seite:Allgemeiner litterarischer Anzeiger GemähldeAusstellung Dresden 1799.djvu/6

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darf? Sollte sein richtiges Gefühl bei Betrachtung der KunstWerke des Alterthums ihm nichts sagen? – G. ist ein vorzüglicher Zeichner, aber er weiss, dass er es ist, und das macht ihn sicher; er verlässt sich auf sein Genie und arbeitet zu flüchtig. Dadurch wird er sich um seinen Ruhm bringen, den er durch anhaltenden Fleiss begründet und erhöht haben würde. – „G–’s Arbeit gefällt mir diess Mal nicht,“ sagte ein Fremder, der betrachtend vor Diana und Endymion stand. „In einigen Jahren werden Ihnen seine Arbeiten noch weniger gefallen,“ antwortete ein Künstler, der ihn begleitete; und leider muss man der Erfahrung nach dieses Unheil unterschreiben. Auch gegenwärtiges Gemählde war unter der Erwartung. Sei es nun, dass G. zu wenig nach lebensgrossen Figuren gearbeitet, oder die beschränkte Zeit es ihm nicht erlaubt hat, kurz, es ist mit der Zeichnung in seinen Skizzen nicht zu vergleichen. Endymion ist zu wenig schön, um eine Diana zu reitzen: Kopf, Körper und Beine stehen durchaus in keiner Harmonie mit einander. Jener scheint einem 20jährigen Jünglinge, dieser einem 40jährigen Manne anzugehören. Schöne GesichtsZüge allein reitzen kein Weib; ein schöner GliederBau gilt ihnen mehr als diese unbedeutendern Reitze. Diana schwebt auf den Wolken heran. Die Stellung ist kühn gewählt: der Körper sehr im Verkurz; der Kopf, der rechte Arm vortrefflich; aber die Achsel völlig verzeichnet, statt hervor zu treten, weicht sie zurück; der Busen ist gewiss nicht nach der Natur, wenigstens nach keiner schönen Natur gezeichnet, er scheint einer Harpye anzugehören; das linke Bein ruht zu schwer auf den Wolken. Die kleinen Genien sind zu platt, der Ausdruck ihrer KinderPhysiognomien weinerlich – ist diess etwa ein Emblem der Liebe? – Vom Kolorit lässt sich nichts sagen, da das Gemählde nicht vollendet ist, indessen hat es, so wie die Zeichnung im Einzelnen, in der Anlage viel Gutes. –

Demoiselle Dora Stock.

Ein ChristusKopf, nach H. Caracci.

Amor, nach Raphael und Mengs.

Loth’s Tochter, nach Guercino, in Pastell.

Diese drei Gemählde , von welchen sich die Originale auf der Dresdner Gallerie befinden, eine Anmerkung, die bei den ersten beiden überflüssig ist, da sie ihren Ruf in und ausser Teutschland verbreitet haben, sind die Arbeiten eines Sommers. Schon eines dieser Gemählde wäre genug, den Namen dieser Künstlerin auf die Nachwelt zu bringen. Nie sah ich eine gelungenere Nachahmung dieser MeisterWerke. Amor, dieser so oft kopirte, ebene so oft verfehlte holde Knabe, ist uns hier mit allen Vorzügen wieder gegeben, womit ihn sein Schöpfer ausgestattet hat; man glaubt Mengs’ens Gemählde im Spiegel zu sehn. Christus hatte durch die Uebertragung. des OelGemähldes in Pastell an Wärme und Lebhaftigkeit gewonnen. Loth’s Tochter, eine schöne weibliche Büste; mit musterhafter Wahl aus Guercino’s grösserem Gemählde ausgehoben, ist mit ausserordentlicher Zartheit behandelt, aber sie verliert neben diesen erhabenen Bildern: Ein Mensch unter Göttern! – Wer solche Originale erreichen kann, der ist auf dem, Wege, es selbst zu werden. Aber vielleicht gehörte die feinere ästhetische Auffassung eines Weibes dazu, um so zu kopiren!

Cecilie Duchesne.

1. Rubin's Weib.

2. Dessen Kinder.

3. Bacchus, nach Guido Reni.

4. Amor, nach Mengs.

5. Kopf nach Denner.

6. Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben, in Miniatur.

Nach ihren im J. 1798 ausgestellten vortrefflichen Zeichnungen liess sich etwas Vorzüglicheres in einem grössern Style erwarten. Das Fleisch war in allen diesen Bildern, Nr. 5 ausgenommen, viel zu blau gehalten. Diess war an Nr. 4 am auffallendsten, wo man Gelegenheit hatte, sogleich mit dem gegen über hängenden Amor der Dsle. Stock eine Parallele zu ziehen. Auch war die Zeichnung vefehlt, der Kopf zu stark aufgerichtet, und das Bezaubernde im Blicke des kleinen schalkhaften Gottes verloren. Ueberhaupt scheint sie eine grosse Freundin der geschminkten Natur zu sein. –

Horace Louis de Micheli, Lieutenant bei der Garde du Corps.

Madonna, nach Raphael.

Bacchantin.

Kopf eines Alten, in Miniatur.

Obgleich weniger sauber, doch mit mehr Wahrheit als die vorhergehenden, ausgeführt. Je seltener dergleichen Talente in diesem Stande sind, desto mehr verdienen sie Lob.

Lieutenant . . . von Watzdorf.

1. Eine HerbstLandschaft im Nebel, in Oel.

Zwei HirtenKnaben an einem Feuer, bei welchem ein rückkehrender Postillion mit 3 Pferden sein Pfeifchen anzündet.

2. Ein Reitpferd des Fürsten von Schönburg-Waldenburg, im Hintergrunde dessen Schloss, in Oel.

Ein richtiges Gefühl in Auffassung natürlicher Gegenstände, die Gabe, ihnen die mahlerische charakteristische Seite zur Darstellung abzugewinnen, und eine Fertigkeit im Vortrage, verbunden mit dem Studium guter Vorbilder der Alten, geben diesen seinen kleinen einfachen Gemählden einen ausgezeichneten Werth.

Karl Friedrich Holzmann

Petrus, in WasserFarben.

Mit seinem gewöhnlichen Fleisse gearbeitet, ist der Kopf in Miniatur ausgeführt. Uebrigens ist er als guter