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Grütze kocht dir deine Mutter,
Mit der Hündin Fuß sie rührend,
Mit des Huhnes Schmalz sie fettend
Und mit Schweinemilch verdünnend![1]

Backfischchen weinte,
Jüngelchen weinte,
Daß beider Augen
Flossen wie Bächlein: –
Backfischchens Mitgift
War noch nicht fertig,
Jüngelchens Gerste
War noch gesät nicht!

Schwester klagt dem Bruder bitter,
Daß die Leute sie verklatschen.
Bruder giebt der Schwester Antwort:
     „Welchen Baum bewegt der Wind nicht?
     Welches Korn trifft Hagelschlag nicht?
     Wen verschonen böse Zungen?“

Bienchen, Bienchen, braungeaugtes,
Gleichen Alters sind wir nicht:
Du warst da, als ich geboren,
Du bleibst da, wenn ich gestorben!

Gerste sät’ ich hinterm Hügel,
Daß der Hopfen sie nicht schaue;
Doch der Hopfen ist ein Schläuling:
Auf den Baum stieg er – und sah sie.

Ei, ei, Brüderchen,
Wo blieb die Mütze?
     „Beim Schankwirt, Schwesterchen,
     Als Bierkrugdeckel!“

  1. Illustriert den alten Haß der Letten gegen die Esthen.
Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/37&oldid=- (Version vom 11.1.2019)