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Rief hinauf mit heller Stimme:
„Komm herab, o Waisenmaid!“
Seiner Stimme Ton vernehmend
Wurde mir die Wange heiß,
Wurde heiß die Rosenwange,
Fiel mein Kränzlein mir vom Haupt;
Und der Wind ergriff das Kränzlein,
Trug es in das Thal hinab.
Schnell vom Pferd sprang da der Jüngling,
Hob mein Jungfernkränzchen auf;
Hielt es hoch in seiner Rechten,
Bis ich zu ihm niederstieg.

„Sag mir frank und ohne Bangen,
Wie viel kostet dieser Kranz?“

Jüngling, meine Jungfernkrone
Ist mir nicht um Schätze feil!
Wer sich kaufen will mein Kränzlein.
Muß auch nehmen Herz und Hand!

„Setz aufs Haupt dein Jungfernkrönlein,
Steig zu mir aufs braune Roß!
Weinen wird so manche Jungfrau,
Wenn sie hört von deinem Glück.
Fürchte nichts, lieb Waisenmädchen.
Sitzend vor mir auf dem Roß!
Denn das ist mein liebes Rößlein,
Und du bist mein herz’ger Schatz!. …




137.
Kurlands Preis.

Kurland, geliebtes, du Gottesländchen,
Liegst wohl geborgen im Schutz des Himmels!
Herren und Knechte wachsen wie Eichen stolz,
Bursche und Mädchen blühen wie Mohnenblust
Im lieben Kurland, im Gottesländchen!

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/44&oldid=- (Version vom 4.9.2016)