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Starkes, edles Volk,
Das ich mit glühender
Liebe umfasse,
Nicht eine That
Könnt’ ich wirken für dich,
Nicht einen Feind
Zum Opfer dir bringen;
Aber ich weiß:
Andere kommen nach mir,
Krieger und Häuptlinge heldenhaft;
Die werden dich führen,
Die werden dich schützen,
Bis deine Blüten
Zu köstlichen Früchten gereift!
Dich segnen Laima,
Du treues, tapferes Volk!
     (Die Sonne geht auf.)
Tag ward es nun –
Pehrkon, sieh mich bereit!
     (Pehrkon, in Gestalt eines Greises in weißglänzendem Gewande, erscheint hinter Marger und berührt seine Schulter.)


          Pehrkon.
So komm in die Arme des Gottes!
     (Marger wendet sich um, tritt schaudernd einen Schritt zurück, bezwingt sich aber schnell wieder und geht ruhig auf Pehrkon zu: dieser umarmt und küßt ihn.)


          Pehrkon.
Nimm diesen Kuß,
Du treuer Held,
Er weih’ dich zum Kämpfer,
Er weih’ dich zum Sieger
Stark in Lieb’ und Haß,
In Frieden und Krieg.
In Leben und Tod!

Es lieben die Götter,
Wer ihnen vertraut,
Und ehren hohen,
Heldischen Sinn.

Empfohlene Zitierweise:
Victor von Andrejanoff: Lettische Volkslieder und Mythen. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1896, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AndrejanoffLettischeVolkslieder.pdf/59&oldid=- (Version vom 26.12.2019)