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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40

mauerfest, Keil an Keil. Sie standen mit offenen Mäulern und hörten dem Teufel aufmerksamer zu als den Sermonen des Pfarrers in der Kirche. Endlich fragte der Pfarrer Decius: „Sage Teufel, wie lange ist das Maidlein Deine Buhle – und wer erlaubt Dir das?“

Gleich kam die Antwort mit gellender und schmetternder Stimme: „Sage Du Schandlästerpfaff, wie lange ist Deine Köchin Deine Buhle, und wer erlaubt Dir das?“ – Rings erscholl Gelächter, und der Pfarrer Decius rannte zornroth in die Stube zurück, wollte nicht weiter dem losen, argen, tückischen Teufel fragen, nichts weiter mit ihm zu schaffen haben.

Da jedoch die Sache trotz all ihrer Grauslichkeit und Unheimlichkeit jetzt begonnen hatte, einen heitern Charakter anzunehmen, so drängte es den herzhaften Müller, den Spaß fortzusetzen, und er warf die kecke Frage auf: „He Teufel, kannst Du auch singen gleich einer Nachtigall?“ Gleich hob die unsichtbare Stimme an sich singend und plärrend vernehmen zu lassen, daß sich schier jedermann verwunderte. Der Teufel sang damals im Volke lebende Schlumperliedlein, wie:

„Daß der Winter nit stät will sein,
Das klagen die Maidlein sehre u. s. w.“
und: „Es ist das allerbösest Weib u. s. w.“
und: „Ich weiß mir ein’ Frau Fischerin, Fischerin –
Wann sie fuhr über Meer;
Mit ihrem kleinen Schiffelein, Schiffelein,
Nach Fischen stand ihr Begehr. u. s. w.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)