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furchtlos erfreuen könnten; jetzt brachen sie auf und Ingomar begleitete sie bis an den Fuß des Berges. Sie waren herausgetreten aus dem verbergenden Gebüsch, sie hatten im langen Abschiedskuß sich unwandelbare Liebe gelobt, noch zögerte Ingomar in die Büsche zurückzutreten, da sauste ein ungeheures Felsstück nieder, und mit zerschmettertem, blutenden Haupte, sank der schöne, blühende Ingomar lautlos zu der erstarrenden Egil Füßen hin; zugleich ertönte ihres Vaters fürchterlicher Ruf, der sich an den Bergen, wie rollender Donner brach. – Gesehen hatte der Wilde vom Gipfel seines Berges, wie ein Jüngling seine Tochter umfaßte, und kaum erkannte sein Adlerblick in diesem den Sohn des feindlichen Nachbars, als er, entrüstet über den Frevler, von welchen er seine Tochter überfallen glaubte, aus kräftiger, sicherer Faust nach des Jünglings Haupte den tödtlichen Stein schleuderte. – Er stürzte herbey, und riß mit roher Gewalt die zitternde Egil mit sich fort in seine Wohnung.

Unheilbrütend saß Frotho, Ingomars Vater, in seinen Zauberkammern, die er tief im

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)