Einer enthielt einen ganzen Menschen. … Da die Herrn Kapitulare der Meinung waren, die Überreste seien wahrscheinlich von der Gesellschaft des hl. Victor, so ließen sie dieselben unberührt. Mit Rücksicht auf die gefundenen Sarkophage und weil man von den Vorfahren, vom Decan Hatzfeldt und von Andern gehört hatte, unter den Fundamenten der früheren (romanischen) Kirche, vorzüglich in der Nähe der (jetzigen) Säulen, ständen noch mehr solcher Sarkophage, so wurde um diese Zeit durch Kapitelsbeschluß festgesetzt, von jetzt an sollten für die in Zukunft sterbenden Decane keine neuen Gräber mehr gegraben werden, sondern ihre Leichen sollten in den alten Gräbern ihrer Vorfahren beigesetzt werden.“[1]
III. Im Jahre 1464 wurde die enge romanische Thüre erweitert, die nördlich vom Lettner aus dem Seitenschiff in den Umgang führte. Als man deßhalb neben den Thürpfosten die alte Mauer abbrach, fand man in ihr an jeder Seite ein künstliches Behältniß und in jedem Behältniß einen Armknochen und kleinere Gebeine, die so sorgfältig an diese Orte hingelegt waren, daß der Decan Heimerik sie als Reliquien erklärte und auf den Hochaltar brachte, wie er selbst in seinem Buche als Augenzeuge erzählt.[2]
IV. 1397. „Als das alte Fundament der Xantener Kirche an der Stelle geöffnet wurde, wo die vier Pfeiler des Mittelschiffes (westlich vom Lettner) erbaut werden sollten, fand man dort zwei Leiber, die nebeneinander gelegt waren.“[3]
V. „Als im Jahre 1284 der östliche Theil der Xantener Kirche, der wegen seines Alters dem Einsturze nahe war, bis zum Boden niedergelegt wurde, fand man durch Gottes Vorsehung unter den weiten und festen Fundamenten, wohin man gewöhnliche Leichen weder begraben konnte noch durfte, einen edlen Schatz heiliger Körper, der so groß war, daß man auf engem Raum und in kurzer Zeit ungefähr 17 Martyrerleiber aufdeckte mit sicheren Zeichen und klaren Beweisen (martyrum corpora certis intersignis et evidentibus indiciis). Sie wurden in festlicher und frommer Weise erhoben und in Kasten gelegt. Die Häupter, welche man unversehrt haben konnte, wurden mit geziemendem Schmucke in einem besonderen Schreine bewahrt. So erfuhren wir, daß die Berichte unserer Altvorderen wahr seien, die zu versichern pflegten, von Geschlecht zu Geschlecht habe man erzählt: es sei eine Überlieferung, daß die hl. Helena, die erste Gründerin der Kirche von Xanten, diese heiligen Leichen so unter den Fundamenten beigesetzt habe, wie sie gefunden wurden. Für den Glauben an diese Überlieferung und Erzählung kommt als ein bedeutendes Beweismittel der Umstand hinzu, daß, als vor einigen Jahren im westlichen Theile der genannten Kirche ein neuer bequemerer Bau, der dritte, nämlich ein neuer Chor, erbaut wurde, alsbald auch dort, als die Fundamente gegraben und die Erde ausgeworfen wurde, mehrere Körper der Heiligen (vgl. unten Nr. VII.) in ähnlicher Weise gefunden wurden. Da nun sowohl im oben erwähnten vordern (östlichen), als auch im
Stephan Beissel: Das Martyrthum des hl. Victor und seiner Genossen. Freiburg im Breisgau: Herder, 1889, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beissel_Das_Martyrthum_des_hl._Victor_und_seiner_Genossen.djvu/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)