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andern (westlichen) Theile der Kirche so viele Leiber der Martyrer gefunden wurden, so kann Niemand zweifeln, daß auch an den Orten, die in der Mitte liegen, die übrigen Leiber der heiligen Martyrer in Frieden begraben ruhen, die offenbar werden sollen zu der Zeit, welche der göttlichen Vorsehung gefällt.“[1]

VI. „Als in dem älteren Archive, d. h. in der alten Sacristei, der alte Boden des Belages öfters tief eingefallen und die so entstandene Einsenkung wiederholt ausgefüllt worden war, und sich doch nie so füllen ließ, daß nicht immer die aufgeschüttete Erde sich setzte, sondern eine sichtbare Mulde blieb, wurde endlich auf den Rath Einiger Grund und Boden rings umher bloßgelegt. Da fand man gleich, unter dem aufgedeckten Bodenbelage verborgen, zwei Leiber, die als heilige Martyrer erkannt wurden durch sichere Zeichen (per certa signa), indem sie nämlich mit Zierraten und silberner Umhüllung umgeben waren (cum ornamentis et involumentis argenteis). Sie waren in einen Steinsarg, wie in ein Bett, gelegt. Beide Leiber wurden mit Anstand und Ehren in einen Schrein des Xantener Chores gebracht.“[2]

VII. „Man fand aber auch durch Gottes Rathschluß vor einigen Jahren am 16. März den Leib eines andern Martyrers, der in Purpur gekleidet war, Sandalen trug und dessen Haupt abgeschnitten war (purpura vestitum, cum calceis, capite praeciso). Unser hochwürdigster Vater in Christo, der Erzbischof Philipp von Köln (1168-1191), hat ihn erhoben, wie es sich ziemte. Wir aber, die damals in Xanten wohnten und die wir die Blutspuren, durch welche die Haare dieses Martyrers zusammenklebten, in seinem Grabe sahen, schreiben dieß für euch, die in Zukunft kommen werden, damit ihr glaubet, wenn ähnliche Ereignisse berichtet werden, die wir weder sahen noch meldeten.“[3]

VIII. 1129 wurden die Gebeine des hl. Victor in den Schrein gebracht, der noch jetzt auf dem Hochaltar der Xantener Kirche steht.[4]

IX. 864. Als die Normannen Xanten überfielen und die Kirche des hl. Victor anzündeten, „da bestieg der Propst eilig ein Pferd, stellte den


  1. Es existiren zwei Redactionen dieses Berichtes; die eine, mit der Jahreszahl 1264, steht in den * Protocolla p. 40 und ist bei Spenrath II, § 5 und § 19 abgedruckt. Dagegen findet sich bei * Schoen p. 86 und * Pels II. p. 91 die richtige Jahreszahl 1284. Die Stelle aus Schoen ist abgedruckt in den Acta Sanctorum Octob. V. p. 25; vgl. l. c. p. 46 n. 16.
  2. * Schoen p. 84. Da die alte Sacristei 1368 abgebrochen wurde, ist die hier erzählte Thatsache wenigstens vor 1368 zu setzen. Da aber Schoen sie vor den Bericht über den Fund von 1284 setzt, ist sie wohl vor diesem letztern Jahre geschehen.
  3. * Schön p. 84. Acta Sanctor. Octob. V. p. 47 n. 17, p. 25 n. 49-52 ist die Stelle des Schoen irrthümlich unter dem Namen des Gelenius citirt. Dieser heilige Leib kam in die Cistercienserabtei Camp. Vgl. Chronicen monasterii Campensis in den Annalen 20, S. 277.
  4. Die Beweisstellen werden weiter unten folgen, wenn der Victorsschrein zu besprechen ist. Die Bollandisten haben fortwährend (vgl. Acta Sanctor. Octob. V. p. 43 sq.) diesen Schrein mit der goldenen Altartafel verwechselt.
Empfohlene Zitierweise:
Stephan Beissel: Das Martyrthum des hl. Victor und seiner Genossen. Freiburg im Breisgau: Herder, 1889, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beissel_Das_Martyrthum_des_hl._Victor_und_seiner_Genossen.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)