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Himmel und Erde zu einem neuen kurzen Lebensfrühling. Daraus gingen hervor (vgl. besonders Mannhardt F. W. K. II 264 ff.) der Mythus von Venus und Adonis und eine lange Reihe von Mythen und mythischen Gebräuchen. Die Beziehung auf Einzelwesen ist seltener, doch hinreichend belegt, z. B. in der Sage vom Jugendbrunnen, von Medea, in der von Panzer mitgeteilten Sage von Christus und Petrus, welche die alte Frau eines Schmiedes töten und dann verjüngen.

Bei Orléans wurde Saint-Avit mit großem Prunke und unter großem Zulauf des Volkes verehrt. Ein Bürger nahm jedoch seine Hacke und begab sich an dem Feiertage trotz der Warnungen anderer in seinen Weinberg, mit den Worten: Et hic quem colitis operarius fuit. Verum ubi ingressus vineam primo ictu terram aperuit, protinus, retorta cervice, facies ejus ad tergum conversa est (Conf. 97). Die Sage von dieser Strafe wird sich gebildet haben unter dem Einflusse jener Sage von der wilden Jagd, nach welcher die Bestraften ihren Kopf umgewandt halten müssen, um die Schreckensgestalten der Jagd zu sehen. Zur Strafe weil er einem Gespenst nachgejuchzt hatte, kam 1847 ein Bauernknecht bei Kreith mit umgedrehtem Kopf ins Dorf Fulpmes (v. Alpenburg 205).

An die in Frankreich sehr bekannten Sagen von verborgenen Schätzen, die sich Begnadeten periodisch, gewöhnlich während der Mitternachtsmesse zu Weihnachten öffnen, erinnert die Erzählung von dem Einsiedler und Abt Romanus im Jura, den Gott einen Schatz finden ließ, von dem er sich alljährlich holte, was er zum Unterhalte seiner Gemeinschaft brauchte (Patrum I 3).

Eine wundersame Geschichte passierte einem Diebe, der aus der Basilika des h. Felix bei Narbonne ein Pack kostbarer Sachen gestohlen hatte. Unterwegs gesellt sich zu ihm ein Mann, dem er, gegen das Versprechen die Sache geheim zu halten, seinen Schatz zeigt. Er schlägt ihm vor, die Sachen zu verkaufen und den Erlös zu teilen. Der Fremde sagt, er habe in verschiedenen Gegenden viele Freunde und selbst ein großes, zum Verbergen geeignetes Haus. Dort könne er die Schätze zunächst niederlegen. Vertrauensvoll folgt ihm der Dieb und befindet sich plötzlich, ohne es zu merken, wieder in der Basilika, wo er die Sachen niederlegen muß. Der Begleiter war schnell verschwunden. Unde indubitatum est ipsum ei beatum martyrem apparuisse (Martyrum 91). Bei einem Feste des h. Julian hatte ein Dieb ein Pferd gestohlen. Er reitet weg und glaubt, als es hell wird, mindestens dreißig Wegstunden entfernt zu sein. Aber im Morgengrauen sieht er, daß er noch in der Nähe der Basilika herumirrt und bringt das Pferd vorsichtig wieder an seinen Ort zurück. Sic miser virtute martyris tota nocte detentus in circuitu vici et, ut ego credo, ab auctore qui eum obsederat est delusus, ut viam quam adprehendere voluit non valeret (Juliani 18). Weniger auffallende Beispiele dieser Art s. Juliani 20, Martyrum 37. Diese Legenden scheinen sich gebildet zu haben nach dem Muster der zahlreichen Sagen von Geistern, die es lieben, Wanderer irre zu leiten, am meisten solche, die kein ganz reines Gewissen haben. De Nore 212: Dans la Cornouaille, les… Spriggians-fées se plaisent à égarer les voyageurs. Monnier 266: Nos Dryades… aiment à égarer les jeunes garçons dans les bocages. S. 647: Les follets malicieux se plaisaient… à égarer les voyageurs.

Eine große Rolle spielt die wunderbare Befreiung der Gefangenen (Juliani 4, Andreae 15, Patrum III 1, VIII 10, u. s. w.): Es werden sich auch hier die einheimischen