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und Feind – bedeckten die Wahlstatt. Ich habe unter den Toten so manches liebe, bekannte Gesicht erkannt – das ist unter anderen auch der arme – (hier mußte die Seite umgewendet werden) der arme Arno Dotzky –“ Ich fiel ohnmächtig zu Boden.


* * *


„Jetzt ist alles aus, Martha! Solferino hat entschieden: wir sind geschlagen.“

Mit diesen Worten kam mein Vater eines Morgens auf das Gartenplätzchen geeilt, wo ich unter den Schatten einer Lindengruppe saß.

Ich war mit meinem kleinen Rudolf in mein Mädchenheim zurückgekehrt. Acht Tage nach dem großen Schlage, der mich getroffen, übersiedelte meine Familie nach Grumitz, unserm Landsitz in Niederösterreich, und ich mit ihr. Allein hätte ich ja verzweifeln müssen. Jetzt waren sie wieder alle um mich, wie vor meiner Verheiratung: mein Vater, Tante Marie, mein kleiner Bruder und meine zwei aufblühenden Schwestern. Sie alle thaten, was sie nur konnten, meinen Kummer zu lindern und behandelten mich mit einer Art Hochachtung, die mir wohlthat. In meinem traurigen Schicksal lag für sie offenbar eine gewisse Weihe, etwas, was mich über meine Umgebung erhob – selbst eine Gattung Verdienst. Neben dem Blute, das die Soldaten auf dem Altar des Vaterlandes vergießen, bilden ja die am selben Altar vergossenen Thränen der beraubten Soldatenmütter, Frauen und Bräute die nächste heilige

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/062&oldid=- (Version vom 31.7.2018)