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Überall dasselbe fröhliche, elegante Treiben – überall so viele interessante Menschen aus aller Herren Ländern. Im Umgang mit diesen Fremden wurde ich erst gewahr, daß Friedrich die französische und englische Sprache vollkommen beherrschte; dies ließ ihn in meiner Bewunderung noch um einen Grad steigen. Immer wieder entdeckte ich neue Eigenschaften an ihm: Sanftmut, Heiterkeit, lebhafteste Empfänglichkeit für alles Schöne. Eine Rheinfahrt setzte ihn in Entzücken, und im Theater oder Konzertsaal, wenn die Künstler Hervorragendes leisteten, leuchtete ihm der Genuß aus den Augen. Dadurch erschien mir der Rhein mit seinen Burgen doppelt romantisch, darum bewunderte ich die Vorträge berühmter Virtuosen doppelt.

Diese zwei Monate vergingen leider viel zu schnell. Friedrich kam um Verlängerung seines Urlaubs ein, wurde aber abschlägig beschieden. Das war mir seit unserer Verheiratung der erste Moment des Ärgers, als dieses offizielle Papier anlangte, welches im trockenen Stile unsere Heimkehr befahl.

„Und das nennen die Menschen Freiheit!“ rief ich, das beleidigende Dokument auf den Tisch schleudernd.

Tilling lächelte. „O, ich bilde mir nicht im mindesten ein, frei zu sein, meine Herrin,“ erwiderte er.

„Wenn ich Deine Herrin wäre, könnte ich Dir befehlen, dem Militärdienst Valet zu sagen und nur noch meinem Dienste zu leben.“

„Über diese Frage waren wir ja einig geworden –“

„Freilich: ich habe mich fügen müssen, doch das

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/179&oldid=- (Version vom 31.7.2018)