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beweist, daß Du nicht mein Sklave bist – und das ist mir im Grund recht, mein lieber, stolzer Mann!“


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Von unserer Reise zurückgekehrt, rückten wir nach einer kleinen mährischen Stadt – der Festung Olmütz – ein, wo Friedrichs Regiment in Garnison lag. Von geselligem Verkehr war in dem Neste keine Rede, und so lebten wir beide in völliger Zurückgezogenheit. Außer den Stunden, die wir dem Dienst widmeten – er als Oberstlieutenant bei seinen Dragonern, ich als Mutter bei meinem Rudolf – widmeten wir uns gegenseitig nur einander. Mit den Damen des Regiments waren die nötigen Ceremonienbesuche und Gegenbesuche ausgetauscht worden, aber auf näheren Umgang ließ ich mich nicht ein; es gelüstete mich nicht im geringsten darnach, bei Nachmittag-Kaffeegesellschaften Dienstbotengeschichten und Stadtklatsch zu hören, und ebenso fern hielt sich Friedrich den Spielpartien des Obersten und den Trinkgelagen der Offiziere. Da hatten wir Besseres zu thun. Die Welt, in der wir uns bewegten – wenn wir des Abends zusammen beim brodelnden Theekessel saßen – die war von der Welt der Olmützer Geselligkeitskreise sternenweit entfernt, „Sternenweit“ mitunter im buchstäblichen Sinne – denn einige unserer liebsten geistigen Ausflüge waren nach dem Firmament gerichtet. Wir lasen nämlich miteinander wissenschaftliche Werke und unterrichteten uns über die Wunder des Weltalls. Da durchstreiften wir

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/180&oldid=- (Version vom 31.7.2018)