„Du sprichst ja wie Tante Marie, Liebster – als ob unser Loos nur von der „Bestimmung“ abhinge und nicht von den Unvorsichtigkeiten, Grausamkeiten, Wildheiten und Dummheiten unserer eigenen Mitmenschen. Wo liegt die unabwendbare Notwendigkeit dieses Krieges mit Dänemark?“
„Noch ist derselbe nicht ausgebrochen, noch –“
„Ich weiß, ich weiß: – noch können Zufälligkeiten das Übel verhüten. Aber nicht der Zufall, nicht politische Ränke und Launen sollten über eine solche Schicksalsfrage entscheiden, sondern der feste, aufrichtige Wille der Menschen. Doch was nützt mein „es sollte nicht“ und „es sollte“ – ich kann die Ordnung der Dinge nicht ändern, nur darüber klagen. Aber darin hilf mir, Friedrich – versuche nicht, mit den landläufigen leeren Ausflüchten mich zu trösten! Du glaubst selber nicht daran – Du selbst erbebst vor edlem Widerwillen … Nur darin finde ich Genugthuung, wenn Du mit mir verdammst und beklagst, was mich und unzählige Andere so unglücklich machen soll.“
„Ja, mein Herz, wenn es hereinbricht, das Verhängnis, dann will ich Dir recht geben; dann will ich Dir den Schauder und den Haß nicht verhehlen, den mir der anbefohlene Völkermord einflößt … Aber heute laß uns noch des Lebens froh sein … Wir haben einander ja – nichts trennt uns … nicht die geringste Schranke zwischen unseren Seelen! Laß uns dieses Glück genießen – so lange es unser ist – mit Inbrunst genießen … Denken wir nicht an die angedrohte Zerstörung desselben … Ewig kann ja keine Freude
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)