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wird wohl kein anderer Ankömmling empfangen, wie einer, der aus dem Kriege heimkehrt. Freilich war es in diesem Falle nicht auch, wie es in den betreffenden Balladen und Kupferstichen am liebsten dargestellt wird: „die Heimkehr des Siegers“; aber die menschlichen Gefühle der liebenden Braut ließen sich von den patriotischen nicht beeinträchtigen, und hätte Vetter Konrad die Stadt Berlin „genommen“ – ich glaube, es hätte dies die Herzlichkeit von Lillis Empfang nicht zu steigern vermocht.

Ihm natürlich wäre es lieber gewesen, wenn er mit siegenden Truppen heimgekehrt wäre; wenn er dazu beigetragen hätte, seinem Kaiser die Provinz Schlesien zu erobern. Indessen: überhaupt sich geschlagen zu haben ist ja für den Soldaten schon eine Ehre, auch wenn er der Geschlagene – ja sogar der Gefallene ist; Letzteres ist ganz besonders rühmlich. So erzählte Otto, daß in der Wien-Neustädter Akademie auf einer Ehrentafel die Namen aller jener Zöglinge eingetragen sind, welchen der Vorzug zu teil wurde, vor dem Feinde zu bleiben. „Tué à l’ennemi“, sagt man in Frankreich, und es ist dies dort zu Lande – wie überall – eine, besonders bei den Ahnen, sehr geschätzte Eigenschaft. Je mehr man in seiner Familie Vorfahren aufweisen kann, die in Schlachten – gleichviel ob gewonnenen oder verlorenen – ihr Leben gelassen haben, desto stolzer ist der Enkel darauf, desto mehr Wert kann er auf seinen Namen, desto weniger Wert darf er auf sein Leben legen. Um sich getöteter Ahnen würdig zu zeigen, muß man an der Töterei

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)