verbietet tumultuarisch und durch Abstimmung die Vorzeigung des (wahrscheinlich gar nicht existierenden) Dokuments. Diese Majorität bewilligt Alles, was die Regierung für den Krieg fordert. Solche patriotische Opferwilligkeit, die da ohne Zaudern das Verderben bewilligt, wird natürlich wieder mit den bereitliegenden Phrasenclichés gehörig bewundert.
16. Juli. England macht Versuche, den Krieg zu hindern. Vergebens … Ja, gäbe es eingesetzte Schiedsgerichte – wie leicht und einfach wäre da ein so geringfügiger Konflikt gehoben.
19. Juli. Der französische Geschäftsträger in Berlin überreicht der preußischen Regierung die Kriegserklärung.
Kriegserklärung. Die vier Silben sprechen sich ganz gelassen aus. Was ist’s auch weiter? Der Beginn einer äußer-politischen Aktion, und so nebenbei eine halbe Million Todesurteile.
Auch dieses Aktenstück habe ich in die roten Hefte eingetragen. Es lautete:
„Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen konnte den Plan, einen preußischen Prinzen auf den spanischen Thron zu erheben, nur als ein Unternehmen gegen die territoriale Sicherheit Frankreichs betrachten und hat sich daher genötigt gesehen, von Sr. Majestät dem Könige von Preußen die Versicherung zu verlangen, daß eine ähnliche Kombination mit seiner Zustimmung nicht wieder vorkommen werde. Da Se. Majestät diese Zusicherung verweigert und im Gegenteil unserem Gesandten erklärt hat, er gedenke sich für dieses Vorkommnis die Möglichkeit vorzubehalten, die Umstände zu befragen, so hat die kaiserliche Regierung in dieser Erklärung des Königs einen Hintergedanken erkennen müssen, welcher für Frankreich und für
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/254&oldid=- (Version vom 31.7.2018)