– sondern aus Zorn über das ewig gleiche hohle Phrasenwerk.
„Wir verteidigen Ehre und Boden des Vaterlandes. Wir werden siegen. Nichts ist zu viel für die ausharrenden Anstrengungen der Soldaten Afrikas, der Krim, Chinas, Italiens und Mexikos. Noch einmal werdet ihr beweisen, was eine französische Armee vermag, die von Vaterlandsliebe durchglüht ist. Welchen Weg immer wir außerhalb unserer Grenzen einschlagen, wir finden dort die ruhmreichen Spuren unserer Väter. Wir werden uns ihrer würdig zeigen. Von unseren Erfolgen hängt das Schicksal der Freiheit und der Civilisation ab. Soldaten – thue Jeder seine Pflicht und der Gott der Schlachten wird mit uns sein.“
„Le Dieu des armées“ durfte natürlich nicht fehlen. Daß die Führer besiegter Heere schon hundertmal dasselbe gesprochen, das hindert die Anderen nicht, bei jedem neuen Feldzug wieder dasselbe zu sprechen, und damit dasselbe Vertrauen zu wecken. Gibt es etwas kürzeres und schwächeres als das Gedächtnis der Völker?
Am 31. Juli verläßt König Wilhelm Berlin und erläßt nachstehendes Manifest:
„Indem ich heute zur Armee gehe, um mit ihr für die Ehre und für die Erhaltung unserer höchsten Güter zu kämpfen, erlasse ich eine Amnestie für politische Verbrecher. Mein Volk weiß mit mir, daß Friedensbruch und Feindschaft nicht auf unserer Seite waren. Aber herausgefordert, sind wir entschlossen, gleich unseren Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes.“
Notwehr, Notwehr: das ist die einzig statthafte Art des Tötens; daher rufen beide Gegner: „Ich wehre mich“ Ist das nicht Widersinn? – Nicht so ganz – denn über Beiden waltet eine dritte Macht,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/264&oldid=- (Version vom 31.7.2018)