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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

Ich war den ganzen Tag sehr unruhig; gewiß, Mechthilde! hätt’ ich Herz genug gehabt, mich jemand zu vertrauen, ich hätte mein Wort wieder zurükgenommen. Aber ich fürchtete jedermann.

Abends, als ich gieng, war mir’s so bang, daß ich kaum athmen konnte, und ich weinte viel im stillen Thal hinunter. Oswald gieng mit mir, und schien sehr besorgt wegen meiner Thränen. Er fragte mich zweimal: was weinet ihr, Fräulein! aber ich konnt’ mich nicht überwinden, es ihm zu sagen. Da wo sich der Fluß um die Waldeke hinum windet, hieß ich ihn warten, und log ihm – ich schwöhr dir’s bei allen Heiligen, daß ich in meinem Leben nicht gelogen habe – daß ich in dem Kessel oder der Fuhrt baden wolle. Der treue Alte setzte sich aufs Moos, und blikte mir zweifelnd nach.

Als ich allein durch’s Gebüsche hinschliech, ward mir’s noch banger, und jede Staude und jedes Läubchen schien mir meine Vermessenheit zu verweisen. – Plötzlich stand Kunz vor mir; er hatte sein Roß an einen Baum

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)