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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

gebunden, und die Knechte jenseits der Fuhrt halten lassen. Er umpfieng mich feurig, und drükte mich, ohne ein Wort zu sprechen, an seine Brust. Darob war mir, als wenn mir die Glieder brächen. Denn das hatte sich Kunz noch nie erlaubt, und nirgends konnt’ er mich durch eine solche Dreistigkeit mehr verlegen machen, als in diesem wilden Walde. „Laß mich, Kunz! laß mich! – rief ich überlaut – oder hast du es vergessen, daß du mir versprachst, mich zum Weib zu nehmen?“ – „Vergieb, sprach er, indem er erschroken zurüke trat, vergieb, Bertha! diesen heftigen Ausbruch keuscher Liebe! wie tief verwundest du mich durch deinen Argwohn? aber dieser Argwohn ist mir Bürge für deine unverletzte Tugend. –“ Nun war ich erst wieder ruhig und faßte den schönen Ritter ins Gesicht. Ob seinem Anblik schwand alle Furcht, und recht traulich und behaglich setzte ich mich an seine Seite auf den Stamm einer gefallnen Buche nieder.

Ich kann dir nicht alles schreiben, Mechthilde! was wir da mit einander sprachen. Kunz schwuhr mir aufs neue ewige Lieb’ und

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)